Wirtschaft

DIHK und Banken reagieren verstört Athen sorgt für Verunsicherung

Griechenlands geplantes Referendum erwischt auch Wirtschaft und Finanzinstitute in Deutschland auf dem falschen Fuß. Der DIHK befürchtet, dass Investoren abgeschreckt werden könnten. Laut Bundesverband der deutschen Banken könnten wichtige Detailplanungen nach dem Euro-Gipfel schlimmstenfalls auf Eis gelegt werden.

Griechenland ringt um seine Zukunft.

Griechenland ringt um seine Zukunft.

(Foto: dpa)

Die kann der deutschen Wirtschaft zufolge Investoren verschrecken. "Die Euro-Rettung droht zu einer längeren Hängepartie zu werden", sagte der Außenhandelschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. "Das erschwert die Bemühungen, Griechenland als Investitionsstandort attraktiv zu machen. Aus Sicht potenzieller Investoren wird mit dem geplanten Referendum die Rettung des Landes unkalkulierbarer."    

Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler war erst vor vier Wochen mit fast 70 Vertretern der deutschen Industrie nach Griechenland gereist, um Investitionsmöglichkeiten auszuloten. Zuvor hatte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) zahlreiche Mitgliedsfirmen zu einem Gipfel eingeladen, um für Investitionen in Griechenland zu werben.

Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou hatte überraschend eine Volksabstimmung über das Euro-Rettungspaket angekündigt, das im Gegenzug für neue Hilfskredite harte Sparmaßnahmen vorsieht. "Papandreou versucht einen innenpolitischen Befreiungsschlag", sagte Treier. "In Griechenland entsteht eine Opfer-Mythologie, die da sagt: 'Wir sind am Gängelband der Euro-Länder und der Finanzmärkte und können in unserer Demokratie kaum noch etwas entscheiden.'" Jetzt stehe das Land vor der Alternative: "Entweder sparen oder eine ungeordnete Insolvenz mit all ihren Konsequenzen".

Run auf deutsche Anleihen        

Investoren stürzten sich auf die als sicher geltenden deutschen Staatsanleihen gestürzt. Käufer deutscher Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren verlangten am Dienstagnachmittag nur noch eine Rendite von 1,785 Prozent. Auch die Rendite auf französische Schuldpapiere fiel, allerdings nur leicht auf 3,004 Prozent.

Zugleich stieg aber der Abstand der französischen Schuldpapiere zu den deutschen Anleihen auf einen neuen Rekordwert - ein Zeichen für die Angst der Anleger vor einem Staatsbankrott Griechenlands. Der Abstand erreichte mit 122,5 Basispunkten den höchsten Wert seit Einführung des Euro. Frankreich wird zwar von den Ratingagenturen wie Deutschland bislang mit der Bestnote AAA bewertet. Allerdings halten französische Banken besonders viele griechische Anleihen. Muss Frankreich im Notfall einspringen, um die Geldinstitute zu stützen, könnte das auch für den Staat gefährlich werden.

Verstörte Banken

Die deutschen Privatbanken reagierten beunruhigt auf Papandreous Vorstoß. Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, Michael Kemmer, sagte, die Finanzmärkte seien erheblich verunsichert: "Wichtige Detailplanungen im Nachgang des Euro-Gipfels werden nun verzögert, schlimmstenfalls auf Eis gelegt."

Zudem sei vollkommen unklar, was passiere, wenn die griechische Bevölkerung das Hilfspaket ablehne. "Diese sich wahrscheinlich über Wochen hinziehende Unsicherheit ist für die Stabilisierung der nach wie vor schwierigen Lage alles andere als hilfreich", meinte Kemmer. Dabei sei beim Brüsseler Gipfel ein vielversprechendes Konzept unter maßgeblicher Beteiligung der privaten Gläubiger vorgelegt worden.

Quelle: ntv.de, wne/rts/AFP/dpa

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