Kredite werden teurer Athens Finanzierung wackelt
19.04.2010, 16:20 UhrDie Finanzierungsbedingungen für den hochverschuldeten Euro-Staat Griechenland verschlechtern sich. An den Anleihemärkten steigt die Rendite für griechische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren auf den höchsten Wert überhaupt seit Bestehen der Euro-Zone.
Die internationalen Bemühungen um niedrigere Kreditzinsen für das hoch verschuldete Griechenland zeigen offenbar kaum Wirkung: Das südosteuropäische Land musste am Montag am internationalen Kreditmarkt für zehnjährige Anleihen einen Zinssatz von 7,631 Prozent zahlen Der Risikoaufschlag zur zehnjährigen deutschen Bundesanleihe lag bei 4,53 Prozentpunkten und damit so hoch wie nie seit der Einführung des Euro im Jahr 1999. Am vergangenen Freitag hatte der Zinssatz für zehnjährige Kredite für Griechenland noch 7,366 Prozent betragen.
Die übrigen Euro-Länder bemühen sich seit Wochen darum, Griechenland aus der Schuldenkrise zu helfen und die Zinsen des Landes auf dem Kreditmarkt zu drücken. Sie vereinbarten einen Notfallplan mit einem Gesamtvolumen von in diesem Jahr bis zu 30 Mrd. Euro - Deutschland würde davon bis zu 8,4 Mrd. Euro übernehmen. Zusammen mit Hilfen des Internationalen Währungsfonds (IWF) könnten Kredite über 45 Mrd. Euro nach Athen fließen. Für einen Drei-Jahres-Kredit wären rund fünf Prozent Zinsen fällig. Alle Eurostaaten würden diesen Zins in Rechnung stellen, der etwas höher liegt als der vom IWF. Die Bedingungen für die Folgejahre sind noch offen.
Beratungen verschoben
Marktbeobachter erklärten das derzeitige Zinsniveau für Athen mit der anhaltenden Unsicherheit über die finanzielle Lage Griechenlands. "Weder das europäische Nothilfepaket noch die harten Sparmaßnahmen Athens haben die Märkte nachhaltig beruhigen können", sagte Anleihenexpertin Sintje Diek von der HSH Nordbank. Es laufe alles darauf hinaus, dass Athen das Rettungspaket der EU in Anspruch nehmen werde. Am Dienstag will Athen eine Anleihe über 1,5 Mrd. Euro mit einer Laufzeit von 13 Wochen begeben. Zuletzt konnte Griechenland erfolgreich mehrere Anleihenemissionen am Markt platzieren.
Wegen des Chaos im europäischen Luftverkehr waren die für Montag angesetzten Beratungen internationaler Experten zum Hilfspaket für Griechenland verschoben worden. "Das Treffen soll nun spätestens am Mittwoch erfolgen", sagte ein Sprecher von EU- Währungskommissar Olli Rehn in Brüssel. Delegationen der EU, der Europäischen Zentralbank (EZB) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) wollen in Athen mit der dortigen Regierung Details der Finanzierung eines milliardenschweren Hilfspaketes verhandeln.
Der griechische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou hatte am Wochenende nach Beratungen mit seinen europäischen Amtskollegen offen gelassen, ob und wann die Regierung in Athen ein offizielles Hilfsgesuch an EU und IWF für Kredite richten wird.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa