Europas Schuldenkrise strahlt aus Auch Asien muss aufpassen
12.11.2011, 10:59 UhrChristine Lagarde ist beunruhigt. Die IWF-Präsidentin befürchtet ein Übergreifen der europäischen Schuldenkrise auf die asiatischen Wirtschaftsmächte. Das exportabhängige Japan signalisiert wiederholt seine Bereitschaft, weitere europäische Staatsanleihen aus dem Rettungsfonds zu kaufen. Die Regierung in Tokio ist an einer Stabilisierung des Euro interessiert.

Christine Lagarde sieht keine Notwendigkeit einer sofortigen Aufstockung der IWF-Mittel.
(Foto: REUTERS)
Die europäische Schuldenkrise bedroht nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) auch die asiatischen Wirtschaftsmächte. Asien sei weiterhin der Motor der Weltkonjunktur, sagte IWF-Chefin Christine Lagarde bei ihrem Besuch in der japanischen Hauptstadt Tokio.
Aber wenn sich die Krise in Europa verschärfe, könne sich dies über die engen Verknüpfungen im Handel und im Finanzsektor negativ auf Asien auswirken. "Kein Land ist unter den gegenwärtigen Umständen immun, egal ob es ein Industrie- oder ein Schwellenland ist oder wie weit entfernt es liegt." Deswegen seien eine bessere internationale Zusammenarbeit und entschlossene Maßnahmen für ein nachhaltiges und ausgewogenes Wirtschaftswachstum nötig.
Laut Lagarde sieht der IWF in Japan eine verlässliche Stütze im Kampf gegen die europäische Schuldenkrise. Sie wisse, dass sie sich auf Japan als zweitgrößten Beitragszahler des IWF verlassen könne, falls eine Aufstockung der Mittel für den Währungsfonds notwendig werden sollte, sagte die Französin. Gezielte Bitten an Japan habe sie bei einem Treffen mit Finanzminister Jun Azumi jedoch nicht gerichtet, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf einen Regierungsbeamten.
Es bestünde derzeit keine Notwendigkeit einer sofortigen Aufstockung der IWF-Mittel, betonte Lagarde. Sie reist dennoch derzeit um die Welt, um weitere Milliarden für die prall gefüllte IWF-Kasse sowie den Euro-Krisenfonds EFSF aufzutreiben. Kein Land der Welt sei unter den gegenwärtigen Umständen "immun", egal wie weit es von Europa entfernt sei, sagte Lagarde im Anschluss an ihre Gespräche mit dem japanischen Finanzminister zu Journalisten. Azumi selbst wollte sich nicht zu seinen Gesprächen mit Lagarde äußern, meldete Kyodo.
Japan mit zweitgrößten Währungsreserven
Das exportabhängige Japan hatte zuvor wiederholt seine Bereitschaft signalisiert, weitere europäische Staatsanleihen aus dem Rettungsfonds zu kaufen, um den Euro zu stabilisieren. Tokio, das nach Peking über die weltweit größten Währungsreserven verfügt, hat bislang rund 20 Prozent der europäischen Rettungsbonds erworben.
In der vergangenen Woche hatte der IWF vor einer Rezession in führenden Industrieländern gewarnt, sollte die Politik dort nicht rasch die Wirtschaft ankurbeln.
Quelle: ntv.de, wne/rts/dpa