Wirtschaft

Detroit-Bankrott zieht weite Kreise Auch Commerzbank hält Anleihen

Detroit ist zahlungsunfähig. Die Bürger fliehen. Allein im vergangenen Jahr verließ jeder Dritte die Stadt. Die, die geblieben sind, fordern den Schuldenerlass.

Detroit ist zahlungsunfähig. Die Bürger fliehen. Allein im vergangenen Jahr verließ jeder Dritte die Stadt. Die, die geblieben sind, fordern den Schuldenerlass.

(Foto: REUTERS)

Die Detroit-Pleite trifft auch europäische Banken. Auch die Commerzbank räumt mittlerweile ein, Anleihen im Feuer zu haben. Zur Höhe schweigt sie sich allerdings aus. Finanzkreisen zufolge handelt es sich um 400 Millionen Dollar. Ein Teil der Abschreibungen dürfte sich im Quartalsergebnis niederschlagen.

Allein zwei deutsche Institute sitzen noch auf Anleihen der Pleitestadt - dazu gehört auch die Commerzbank.

Allein zwei deutsche Institute sitzen noch auf Anleihen der Pleitestadt - dazu gehört auch die Commerzbank.

(Foto: picture alliance / dpa)

Von der Insolvenz der Stadt Detroit ist auch die Commerzbank betroffen. Ein Sprecher von Deutschlands zweitgrößter Bank bestätigte, dass sie Anleihen der Autostadt hält. Zur Höhe des Betrages wollte er sich jedoch ebenso wenig äußern wie zu einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), die zuerst über das Engagement der Bank bei der amerikanischen Stadt berichtet hatte.

Die "FAZ" schreibt, dass die Commerzbank Detroit mehr als 400 Millionen US-Dollar  geliehen hat und darauf nun weitere Abschreibungen vornehmen muss. Dies werde sich im Ergebnis für das zweite Quartal niederschlagen, hieß es in der Zeitung ohne Angabe von Quellen.

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Der Banksprecher sagte dazu lediglich, die Forderungen seien bereits soweit abgeschrieben, dass es aus der heutigen Perspektive angemessen erscheine, wollte dies aber nicht weiter ausführen. Die Commerzbank werde sich ausführlich dazu äußern, wenn sie im August ihre Zahlen für das zweite Quartal vorlege.

Die Schulden sind Teil des Portfolios im Umfang von 4,5 Milliarden Euro an öffentlichen Finanzierungen in den USA, die von der Commerzbank in ihre interne Bad Bank ausgelagert wurden. Ihre frühere Tochtergesellschaft Eurohypo, die der Pleitestadt das Geld laut dem Pressebericht geliehen hat, war ein großer Geldgeber im öffentlichen Sektor.

Deutsche Bank hält sich bedeckt

Die Commerzbank ist die zweite Bank in Deutschland, die sich zu ihrem Engagement in Detroit bekennt. Die "Bad Bank" der Hypo Real Estate, FMS Wertmanagement, hält Anleihen der Stadt Detroit über 200 Millionen Dollar, die zum Teil ebenfalls bereits wertberichtigt sind. Die verstaatlichte belgische Dexia hatte Detroit 305 Millionen Dollar geliehen, muss aber im zweiten Quartal nur noch 59 Millionen Euro davon abschreiben.

Die Deutsche Bank lehnte eine Stellungnahme ab, ob sie Detroit-Anleihen hält. Die Landesbanken sind voraussichtlich nicht betroffen. Andere große Geldhäuser Europas wie Societe Generale und Lloyds meldeten bereits, sie seien nicht in Detroit engagiert.

Detroit hatte an 19. Juli staatlichen Gläubigerschutz beantragt und damit die größte kommunale Pleite in der Geschichte der Vereinigten Staaten hingelegt. Die US-Autostadt hat einen riesigen Schuldenberg von über 18 Milliarden Dollar angehäuft, 11 Milliarden davon in unbesicherten Anleihen. Branchenvertreter schätzen, dass europäischen Banken unbesicherte Anleihen der Stadt in Michigan im Volumen von zusammen 1 Milliarde US-Dollar in ihren Portfolios haben.

Einen Ausweg für die Institute bietet , wie es kürzlich hieß, ein Vertreter einer großen Asset-Management-Firma in New York. Er kündigte an, sein Unternehmen wolle europäischen Banken die Schulden abkaufen. Das Kalkül dahinter ist, dass die krisengebeutelten Institute die Anleihen billig hergeben, und die Wertpapiere wieder im Preis steigen.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts

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