Wirtschaft

Europa bangt um seine Banken Aufseher dementieren Testpläne

Anfällig für Zweifel: die belgisch-französische Großbank Dexia.

Anfällig für Zweifel: die belgisch-französische Großbank Dexia.

(Foto: REUTERS)

Die Vorgänge in Belgien und die zögerliche Ratifizierung des europäischen Rettungsfonds EFSF bereiten den Gerüchten an den Märkten den Boden: Einem Zeitungsbericht zufolge arbeitet die für Europas Banken zuständige Behörde bereits an einem neuen Stresstest. Die Aufseher weisen das nur halbherzig zurück.

Die Europäische Bankenaufsicht EBA prüft angeblich erneut die Widerstandfähigkeit europäischer Banken angesichts der Schuldenkrise. Ergebnis der Untersuchung könne sein, dass den Banken bis zu 200 Mrd. Pfund (232 Mrd. Euro) an Kapital fehlten, berichtete die "Financial Times". Bei einem anstehenden zweitägigen Krisentreffen der EBA werde es letztlich ein "stilles Eingeständnis" geben, dass die bisherigen Stresstests unzureichend gewesen seien.

"Die deutschen Banken sind stabil."

"Die deutschen Banken sind stabil."

(Foto: Reuters)

Die schwere Schuldenkrise in Griechenland, Portugal und Irland könnte zu Ausfällen bei den Staatspapieren dieser Länder führen, hieß es. Infolge dessen müssten die Banken Abschreibungen machen zulasten ihres Eigenkapitals. Derzeit kämpft die französisch-belgische Bank Dexia ums Überleben. Sie hatte große Positionen an Staatsanleihen, deren Wert mehr und mehr verfällt.

Die EBA wies den Bericht zum Teil zurück. Man habe keinesfalls eine "neue Runde von Stresstests" angekündigt, erklärte eine Sprecherin. Es handele sich um ein reguläres Treffen, bei dem "selbstverständlich" auch die aktuelle Lage besprochen werde.

"Den Vertrauensverlust ernst nehmen"

Die Banken in Deutschland haben nach Einschätzung des Branchenverbands BdB derzeit keinen akuten Kapitalbedarf. "Die deutschen Banken sind stabil. Sie haben ihre Kapitalausstattung deutlich verbessert", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken (BdB), Michael Kemmer, im Deutschlandfunk. Im internationalen Vergleich stünden die deutschen Geldinstitute derzeit stabil da, betonte er.

Dennoch erfasse das allgemeine Misstrauen gegenüber den Finanzinstituten auch den deutschen Bankensektor. "Der Vertrauensverlust, der um sich greift, ist ernst zu nehmen", sagte Kemmer. Finanzielle Schwierigkeiten des stark in Griechenland engagierten französisch-belgischen Staatsfinanzierers Dexia hatten jüngst Sorgen geschürt, auch andere Institute könnten erneut auf staatliche Hilfe angewiesen sein. "Ich sehe in Deutschland keinen Fall, der vergleichbar wäre mit Dexia", sagte Kemmer. Dort hatte die belgische Regierung zuletzt eine Garantie über sämtliche Einlagen belgischer Kunden ausgesprochen, um eine fluchtartige Abwanderung zu verhindern.

Der Interbankenhandel stockt

Die Spannungen am Geldmarkt im Euroraum nehmen unterdessen weiter zu. Am Donnerstag legten die eintägigen Ausleihungen der Geschäftsbanken bei der Europäischen Zentralbank (EZB) deutlich zu. Wie die EZB mitteilte, stieg die Nachfrage von 1,361 Mrd. Euro am Vortag auf 3,153 Mrd. Euro. Damit liegen die Ausleihungen so hoch wie zuletzt Mitte September.

Die eintägigen Einlagen stiegen ebenfalls an - sie kletterten von 213,2 Mrd. auf 221,4 Mrd. Euro. Sie liegen damit so hoch wie zuletzt im Juli 2010 und deutlich über ihrem üblichen Jahresdurchschnitt.

Die eintägigen Einlagen und Ausleihungen der Banken bei der EZB gelten als Indikator für das Misstrauen der Institute untereinander. Normalerweise leihen sich die Banken nur ungern kurzfristige Mittel bei der Notenbank, da sie dafür einen hohen Zins von derzeit 2,25 Prozent zahlen müssen.

Für die Einlagen erhalten die Banken hingegen einen nur geringen Zins von aktuell 0,75 Prozent. Kurzfristige Mittel leihen sich die Banken normalerweise lieber untereinander zu günstigeren Konditionen am sogenannten Interbankenmarkt aus. Hintergrund der Spannungen ist die europäische Schuldenkrise und die akute Krise der belgisch-französischen Großbank Dexia.

Quelle: ntv.de, dpa

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