Dank einiger Großaufträge Auftragsplus in der Industrie
04.08.2011, 16:54 Uhr
Airbus-Werk Hamburg: Der europäische Flugzeugbauer erlebte einen regelrechten Auftragsboom.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die deutsche Industrie überrascht - mit einem deutlichen Auftragsplus. Vor allem aus dem Ausland kommen die Order. Allerdings verzerren einige Großaufträge - wie beispielsweise beim Flugzeugbauer Airbus - die Daten. In der zweiten Jahreshälfte könnte es Probleme geben, denn das weltweite Geschäftsklima trübt sich ein.
Die starke Auslandsnachfrage hat der deutschen Industrie im Juni ein überraschendes Auftragsplus beschert. Die Firmen erhielten 1,8 Prozent mehr Order als im Monat davor, teilte das Wirtschaftsministerium mit. Fachleute hatten nach dem Plus von 1,5 Prozent im Mai für Juni ein Minus von 0,5 Prozent erwartet.
Allerdings dürften die Daten wegen vieler Großaufträge bei Investitionsgütern aus dem Ausland verzerrt sein. Vor allem zahlreiche Bestellungen für den Flugzeugbauer Airbus sorgten wahrscheinlich für Schub. "Trotz der guten Juni-Zahlen dürfte der Aufschwung der deutschen Industrie an Schwung verlieren, denn Deutschland kann sich wohl nicht von der weltweiten Abschwächung des Wachstums abkoppeln", sagte Commerzbank-Expertin Ulrike Rondorf.
Geschäftsklima trübt sich ein
Im gesamten zweiten Quartal verzeichnete die Industrie ein Auftragsplus von 3,2 Prozent, nach plus 2,4 Prozent zum Jahresauftakt. Ohne den sonstigen Fahrzeugbau, der etwa Flugzeugbestellungen umfasst, gab es aber ein leichtes Minus. "Das Geschäftsklima trübt sich weltweit ein und hat Spuren bei der Nachfrage der Industrie hinterlassen", sagte Alexander Koch von Unicredit. Die Exportaussichten der Firmen lägen nur noch auf dem Niveau des langjährigen Durchschnitts.
Der Exportverband BGA erhöhte zwar seine Umsatzprognose für 2011 auf plus 12 von rund 9 Prozent. Das Wachstum werde sich in der zweiten Jahreshälfte aber verlangsamen, sagte BGA-Präsident Anton Börner.
Großaufträge verzerren Daten
Im Juni zog das Auslandsgeschäft der Industrie um 13,7 Prozent an, die Inlandsorder hingegen sanken nach einem kräftigen Plus von 10,7 Prozent im Mai etwa um das gleiche Volumen im Juni. Die Hersteller von Maschinen, Fahrzeugen und anderen Investitionsgütern profitierten von fünf Prozent mehr Bestellungen. Ihr Auslandsgeschäft zog sogar um fast 21 Prozent an. Die Aufträge für Vorleistungsgüter wie Chemikalien sanken um 2,1 Prozent, bei Konsumgütern gab es ein Minus von 2,4 Prozent.
Das Ministerium räumte ein, dass die zuletzt sehr umfangreichen Großaufträge für kräftige Daten-Schwankungen gesorgt haben. Insgesamt bleibe die Nachfrage der Industrie aber aufwärtsgerichtet. Kräftige Impulse kämen aus dem Inland.
Risiken im zweiten Halbjahr
Im Frühjahr hat der Aufschwung seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Die gesamte Wirtschaft wuchs um 1,5 Prozent, für das zweite Quartal rechnen viele Analysten nur noch mit 0,5 Prozent oder weniger. Die Autobauer wie Volkswagen, Porsche, BMW und Daimler spüren bisher kaum etwas von der Abkühlung. Firmen wie Daimler und BMW haben zuletzt sogar einen Rekordgewinn eingefahren und peilen für 2011 einen Absatzrekord ein.
Der Industrieriese Siemens allerdings sorgt sich zunehmend um weltwirtschaftliche Risiken. Zudem haben Frühindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes signalisiert, dass die Industrie in Deutschland, Europa, USA und China schwächer ins zweite Halbjahr gestartet sind.
Quelle: ntv.de, rts