Australische Notenbank folgt Lockruf Aussie-Dollar kommt unter die Räder
03.02.2015, 11:03 Uhr
(Foto: REUTERS)
Die Zinssenkung der australischen Notenbank RBA lässt die Währung des Landes taumeln. Der Australische Dollar fällt auf den tiefsten Stand seit knapp sechs Jahren. Die RBA sei "der süßen Verlockung der Abwertung" erlegen, kritisieren Analysten.
Nachdem die australische Zentralbank RBA den Leitzins auf das Rekordtief von 2,25 Prozent gesenkt hat, gibt die Landeswährung "Aussie" auf breiter Front nach. In der Spitze verlor der Australische Dollar zwei Prozent auf 0,7648 Dollar. Die Börse in Sydney markierte im Gegenzug mit 5717 Punkten ein Sieben-Jahres-Hoch. Der Leitindex kletterte um bis zu 1,6 Prozent in die Höhe.
Es ist die erste Lockerung seit August 2013. Nur wenige Analysten hatten damit gerechnet. Noch zum Jahresende 2014 hatte die RBA den Finanzmärkten signalisiert, dass auch 2015 vermutlich von Zinsstabilität gekennzeichnet sein würde. Die Entscheidung, den Leitzins zum ersten Mal seit 18 Monaten anzutasten, sei von der Sorge getrieben, dass Australiens rohstoffreiche Wirtschaft ein weiteres Jahr unterdurchschnittlichen Wachstums drohe, sagte Notenbankgouverneur Glenn Stevens.
Australien zieht mit der Herde
Aus Sicht von Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz ist die Zinssenkung aber vor allem als eine Reaktion auf die lockere Goldpolitik vieler anderer Notenbanken zu sehen. "Es geht nur darum, die eigene Währung zu schwächen. Weder die derzeitige Teuerung in Australien noch die von der RBA erwartete zukünftige Entwicklung können den heutigen Schritt rechtfertigen", schreibt Karpowitz im einem Kommentar. Offensichtlich sei auch die australische Notenbank "der süßen Verlockung einer kräftigen Abwertung erlegen". Der weltweite Abwertungswettlauf nehme mit der heutigen Entscheidung der RBA daher erneut Fahrt auf.
Eine Reihe von Zentralbanken hatte als Reaktion auf die deflationären Auswirkungen fallender Ölpreise ihre Politik seit Jahresanfang gelockert, darunter auch die Europäische Zentralbank. Sie will ab März mehr als eine Billion Euro in den Finanzkreislauf pumpen, um die Inflation anzuheizen. Eine Abwertung der heimischen Währung stärkt in der Regel die Exportindustrie, da Waren auf vielen wichtigen Absatzmärkten günstiger angeboten werden können.
Unterstützung erhält die Zinssenkung in Australien von den jüngsten Inflationsdaten. Sie zeigen, dass der Preisauftrieb in der Wirtschaft fehlt. Da die fallenden Ölpreise auch die Benzinpreise an den Tankstellen mit nach unten ziehen, kann die Zentralbank darauf setzen, dass die Inflationsdaten einige Zeit niedrig bleiben werden.
Das Wirtschaftswachstum im rohstoffreichen Australien hatte sich gegen Ende 2014 deutlich verlangsamt. Fallende Rohstoffpreise erschütterten das Vertrauen, und außerhalb der Bergbaubranche blieben entscheidende Investitionen weitgehend aus. Der nachhaltige Fall der Ölpreise trifft die Profitabilität großer Gasprojekte im Norden des Landes hart. Die Arbeitslosigkeit ist auf dem höchsten Stand seit zehn Jahren. Ökonomen erwarten, dass der "Einkommensschock", den Australien wegen der schwächeren Rohstoffpreise spürt, die Regierungsbudgets belasten werde.
Quelle: ntv.de, sla/rts/DJ