Berührungsängste mit China Australien ziert sich
05.06.2009, 13:37 UhrChina und Australien sind zwei, die eigentlich bestens zusammenpassen. Das eine mit Milliardenbevölkerung aber rohstoffarm, das andere mit gerade mal 21 Mio. Einwohnern und immensen Bodenschätzen. Aber irgendwie will es mit der Vernunftehe nicht so recht klappen.
20 Prozent der Gesamtexporte Australiens gehen bereits in das Reich der Mitte. Dass vor 18 Monaten mit Premierminister Kevin Rudd auch noch ein Sinologe das Ruder in Canberra übernahm, der mit Chinas Führungsriege makellos auf Chinesisch parlieren kann, schien die Anbahnung von lukrativen Geschäften noch einfacher zu machen.
Doch die Chinesen sind dem fünften Kontinent nach dem Geschmack von so manchem Australier ein bisschen zu dicht auf die Pelle gerückt. China mit seinem unersättlichen Appetit auf alles, was der australische Boden zu bieten hat, ist den allermeisten als Kunde zwar genehm, als Mitbesitzer aber suspekt. Bei den Skeptikern hat das Aus für den Milliardeneinstieg des staatlichen chinesischen Aluminiumkonzern Chinalco beim Rohstoffkonzern Rio Tinto für Aufatmen gesorgt.
Niemals die Kuh verkaufen
Einer, der seit Jahren gegen zu viele chinesische Beteiligungen wettert, ist Senator Barnaby Joyce. "Eine ausländische Regierung kauft nicht aus kommerziellen Gründen sondern aus langfristigen strategischen Erwägungen", sagte er am Freitag. "Sie kaufen, damit ihre Nation von dem Reichtum (der anderen) profitieren kann." Und Senator Nick Xenophon warnte: "Wir sollten die Milch verkaufen, nicht die Kuh - also die Mineralstoffe, nicht das Bergwerk".
"Dass Rio den Deal abgebogen hat und sich nicht auf chinesisches Geld verlassen muss, ist ein sehr positiver Schritt für die Dynamik des Marktes, heute und in der Zukunft", sagte Analyst Tim Schroeders von der Investmentgesellschaft Pengana Capital Ltd in Melbourne der Agentur Bloomberg. "Man könnte sagen: die Fähigkeit der Chinesen, die großen Produzenten auseinander zu treiben und zu erobern, ist reduziert worden." Rio Tinto kündigte nach dem gescheiterten Geschäft ein Joint Venture mit dem Erzrivalen BHP Billiton an.
Premierminister Rudd hat sich in der Debatte über das Für und Wider chinesischer Investitionen bislang zurückgehalten. Dafür gebe es die quasi-unabhängige Kommission FIRB, die Auslandsinvestitionen daraufhin abklopft, ob nationale Interessen verletzt werden, sagt er. Erst nach deren Empfehlung entscheide die Regierung darüber, ob grünes Licht gegeben werde. Im Fall Chinalco wäre Rudd aber entweder von den Nationalisten wegen Ausverkaufs der Ressourcen an den Pranger gestellt worden oder von China und den Freihandelsverfechtern, die Diskriminierung geschrien hätten. Insofern hat die Absage des Deals aus kommerziellen Gesichtspunkten der Regierung aus einer vermeintlich schwierigen Klemme geholfen.
Hü und hott
Handelsminister Simon Crean betonte am Freitag, dass Australien ausländische und chinesische Investitionen nach wie vor begrüßt: "Das ist in unserem Interesse, das sichert unsere wirtschaftliche Zukunft", sagte der Minister.
In dasselbe Horn stieß der angesehene Kolumnist Michael Stutchbury in der Zeitung "The Australian" vor kurzem. "China mit offenen Armen sowohl als Investitionspartner als auch als Kunden zu empfangen, würde Australien helfen, seinen Reichtum auch voll auszuschöpfen", schrieb er. "Es geht ja nicht nur darum, wem die Felsbrocken gehören." In den 60er und 70er Jahren seien ähnliche Ängste hochgekommen, als Japan im Ausland auf Einkaufstour ging. Die meisten Investitionen sind wieder abgestoßen worden.
Vor allem Westaustralien mit seinen mehr als 1000 Bergwerken und 15 Prozent der Weltproduktion von Eisenerz, Nickel, Aluminium und Diamanten hat von dem chinesischen Rohstoffhunger kräftig profitiert. In Perth an der Westküste haben die Hauspreise im vergangenen Jahr die in der mondänen Metropole Sydney übertrumpft. Die Wirtschaft boomt dank der chinesischen Einkäufe. Chinas Premier Hu Jintao war im September 2007 selbst in Perth, um ein paar Deals einzufädeln. China hat in Australien schon Mrd. in allen Bereichen investiert: Eisenerz, Zink, Kohle, Nickel und Öl.
Quelle: ntv.de, dpa