Rege Nachfrage in den USA Autobauer feiern den Mai
02.06.2010, 22:13 UhrIm wichtigsten Automarkt der Welt setzt sich Erholungstendenzen der vergangenen Monate fort: Zumindest in den US-Autohäusern spüren die Hersteller eine Art Aufschwung. Die Zahlen für Mai fallen zum Teil glänzend aus, allerdings nicht für alle deutschen Marken.

Hauptsache verkauft: Neu- und Jahreswagen verschiedener Autohersteller auf dem Lagergelände eines Logistikunternehmens im mittelbadischen Kippenheim (Ortenaukreis) bei Lahr.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Autoabsatz in den USA ist im Mai dank der Wirtschaftserholung und der hohen Nachfrage von Fahrzeug-Vermietern den siebten Monat in Folge gestiegen. Vom Aufschwung profitierten neben Volkswagen und Mercedes-Benz vor allem die US-Firmen General Motors (GM), Ford und Chrysler, die im Vergleich zu den schwachen Vorjahreszahlen prozentual zweistellige Zuwachsraten verzeichneten. BMW und Porsche mussten dagegen Rückgänge hinnehmen.
Experten warnten allerdings, die Stimmung bei den Autokäufern habe sich wegen der jüngsten Turbulenzen am Finanzmarkt und der Schuldenkrise in Europa zuletzt etwas eingetrübt. Aufgrund der unklaren Wirtschaftsentwicklung machten sich viele Menschen wieder zunehmend Sorgen um ihren Job und den US-Häusermarkt und hielten sich daher mit dem Kauf neuer Autos zurück, sagte zum Beispiel Al Castignetti, der US-Chef des japanischen Herstellers Nissan. Manager von Ford und GM erklärten, sie rechneten mit einer holprigen Erholung des US-Automarkts, aber nicht mit einem erneuten Zusammenbruch.
Die großen Autohersteller gehen basierend auf den Mai-Zahlen davon aus, dass im Gesamtjahr in den USA 11,4 Mio. Autos verkauft werden. 2009 war der Absatz auf 10,4 Mio. abgesackt - den schwächsten Wert seit 27 Jahren. Vor genau einem Jahr befanden sich sowohl GM als auch Chrysler in der Insolvenz und Autos wurden oft nur dank enormer Rabattaktionen unters Volk gebracht.
Inzwischen sind die Rabatte industrieweit deutlich zurückgegangen und besonders die US-Autobauer spüren wieder Rückenwind. Der größte US-Hersteller GM verkaufte im Mai 17 Prozent mehr Fahrzeuge, Ford 22 Prozent. Der zweitgrößte US-Autobauer hob daraufhin sein Produktionsziel fürs zweite Quartal leicht an, was Ford-Aktien beflügelte: Sie legten in New York rund drei Prozent zu. Konkurrent Chrysler, der inzwischen zum italienischen Fiat-Konzern gehört, steigerte seinen Absatz um ein Drittel. Der japanische Branchenprimus Toyota, der zuletzt mit dem Rückruf von Millionen von Fahrzeugen zu kämpfen hatte, musste sich dagegen mit einem Plus von sieben Prozent zufrieden geben.
Unter den deutschen Herstellern schnitt die Daimler-Sparte Mercedes-Benz-USA mit einem Plus von 27 Prozent auf 19.176 Fahrzeuge am besten ab. Volkswagen steigerte den Absatz um 20 Prozent auf 23.543 Autos. Bei BMW gingen die Verkäufe vor dem Marktstart neuer Fahrzeuge um vier Prozent auf 22.092 Autos zurück. Porsche verkaufte 1873 Fahrzeuge, fünf Prozent weniger Autos als im Vorjahr.
Lockende Auslandsmärkte
Die USA sind für die deutschen Firmen neben dem boomenden Markt China von großer Bedeutung. Nach dem Ende der Abwrackprämie kämpfen sie in Deutschland mit rückläufigen Verkaufszahlen und sind verstärkt von den Auslandsmärkten abhängig. Insgesamt profitieren die deutschen Autobauer von einem kraftvollen Exportboom. Der Heimatmarkt steckt aber weiter hartnäckig in der Krise. In Deutschland lag die Zahl der Pkw-Neuzulassungen im Mai mit 252.800 um 34 Prozent unter dem außergewöhnlich hohen Niveau des Vorjahresmonats, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Mittwoch in Berlin berichtete.
Die Exporte wuchsen dagegen erneut und schnellten um 46 Prozent auf 367.700 Personenwagen in die Höhe. Vor diesem Hintergrund stieg die Produktion in den deutschen Werken um zehn Prozent auf 470.100 Wagen. "Die dynamische Entwicklung der Auslandsmärkte wirkt sich positiv auf die Inlandsproduktion aus und kompensiert den erwarteten Rückgang auf dem deutschen Markt", sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann. Die positive Entwicklung auf den Weltmärkten verstetige sich. Vor allem aus China und den USA kämen dabei wichtige Impulse.
Insgesamt legten die Auftragseingänge aus dem Ausland den zehnten Monat in Folge zu und kamen im Mai auf ein Plus von 22 Prozent. Von Januar bis Mai stiegen die Ausfuhren um 49 Prozent auf 1,77 Mio. Personenwagen. Der Inlandsmarkt normalisiere sich nach dem Wegfall der Abwrackprämie als Neuwagen-Kaufanreiz weiter, erläuterte der VDA. Dabei büßten ausländische Marken im Mai mit minus 43 Prozent stärker ein als deutsche Hersteller samt Töchtern mit minus 30 Prozent.
Die Hybriden holen auf
In Deutschland wurden in den ersten fünf Monaten 2010 insgesamt 1,18 Mio. Personenwagen neu zugelassen. Das war nach Angaben des Verbands der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) in Bad Homburg ein Rückgang um 28 Prozent im Vergleich zu 2009. Weniger stark fiel der Rückgang im Vergleich zu 2008 mit minus elf Prozent aus - damals gab es noch keine Abwrackprämie.
Stark wuchs laut VDIK in den ersten Monaten des Jahres der Markt für Autos mit Hybridantrieb: Bis Ende April war es mit 3000 Zulassungen ein Plus von 60 Prozent. Für das Gesamtjahr rechnet der VDA nach früheren Angaben mit 2,75 bis drei Millionen Neuzulassungen, nachdem es 2009 einen Sprung auf 3,8 Millionen gegeben hatte. Der Importeursverband VDIK erwartet ein Absatzvolumen von 2,8 Millionen Autos.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts