Renault als Überflieger Autoverkäufe legen zu
16.02.2010, 08:19 UhrDie Autoindiustrie kommt gut durch den Winter. Die Zahl der Neuzulassungen ist im Januar in Europa deutlich gestiegen. Renault profitiert überproportional davon.

60 Prozent mehr Neuwagen hat Renault im Januar 2010 im Vergleich zum Vorjahr verkauft.
(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)
Dank der Abwrackprämien in vielen Ländern haben die Autoverkäufe in Europa zum Jahresbeginn ihren Höhenflug fortgesetzt. Die Zahl der abgesetzten Neuwagen in den 27 Staaten der Europäischen Union (EU) legte um 12,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,059 Millionen Fahrzeuge zu, wie der Verband der Europäischen Autohersteller (ACEA) mitteilte. Allerdings lag das deutliche Zulassungsplus auch an dem schwachen Absatz im Vorjahreszeitraum: Im Vergleich zum Januar 2008 sanken die Verkäufe im Vormonat um 17,3 Prozent.
Zusammen mit den Autoverkäufen in Island, Norwegen und der Schweiz (EFTA) ergab sich nach ACEA-Angaben für Januar ein Anstieg um 13,0 Prozent auf 1,086 Millionen Fahrzeuge. Besonders deutlich legten die Absätze in Norwegen zu, hier lag die Zahl der neu registrierten Pkw um 81,2 Prozent höher als im Vorjahresmonat.
Neuzulassungen in Deutschland gehen zurück
Innerhalb der EU wurden die kräftigsten Zuwächse in Portugal (plus 62,1 Prozent), Schweden (plus 37,4 Prozent) und Dänemark (plus 36,7 Prozent) verzeichnet. Auch auf den meisten größeren Märkten - wie in Frankreich (plus 14,3 Prozent), Spanien (plus 18,1 Prozent), Großbritannien (plus 29,8 Prozent) und Italien (plus 30,2 Prozent) - wurden mehr Neuwagen verkauft als vor einem Jahr.
In Westeuropa gingen die Neuzulassungen einzig in Deutschland zurück. Das Minus lag bei 4,3 Prozent auf 181.189 Wagen. Diese Entwicklung kommt allerdings wenig überraschend, schließlich lief im Herbst die deutsche Abwrackprämie aus, die die Verkaufszahlen der Wirtschaftskrise zum Trotz 2009 auf ein neues Rekordniveau von 3,8 Mio gehievt hatte.
Ausblick hinkt hinterher
Der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) rechnet laut Angaben allerdings damit, das aufgrund der auslaufenden Verschrottungsprämien die Nachfrage in Westeuropa in den kommenden Monaten "deutlich schwächer" ausfallen wird.
In den meisten osteuropäischen Ländern brachen die Verkaufszahlen im Januar erneut deutlich ein: So lag das Minus in Ungarn bei 54,6 Prozent, in der Tschechische Republik bei 47,5 Prozent, in Litauen bei 46,2 Prozent und in Estland bei 44,5 Prozent.
Russland angeschlagen
Laut VDA-Daten blieb auch die Nachfrage auf dem russischen Markt, der im Zuge der Krise im vergangenen Jahr um etwa die Hälfte eingebrochen war, sehr schwach: Im Januar schrumpften die Absätze erneut um 37 Prozent auf 74.100 Pkw. Die Nachfrage soll ab März durch eine Abwrackprämie angeregt werden, die dann gezahlt wird, wenn im Gegenzug für das alte Auto ein russischer Neuwagen oder ein Modell ausländischer Hersteller - allerdings mit einem hohen russischen Fertigungsanteil - gekauft wird.
In den anderen BRIC-Staaten - also in China, Brasilien und Indien - setzte sich der anhaltende Aufwärtstrend dagegen fort: Im Reich der Mitte stiegen die Verkaufszahlen dank staatlicher Kaufanreize auf mehr als das Doppelte (plus 121 Prozent auf 1,06 Millionen Fahrzeuge). In Indien lag das Plus bei 36,6 Prozent auf 187.600 Autos und in Brasilien bei 6,3 Prozent auf 201.700 Wagen. Branchenexperten gehen davon aus, dass sich das Wachstum in den kommenden Jahren hauptsächlich in den BRIC-Staaten abspielen wird.
Renault fährt allen davon
In Europa legten einmal mehr vor allem europäische und asiatische Volumenhersteller deutlich zu. Die französische Renault SA steigerte die Verkäufe (EU+EFTA) nicht zuletzt dank der erfolgreichen Billigmarke Dacia um 60,0 Prozent auf 115.655 Wagen. Die Verkäufe der italienischen Fiat SpA nahmen um knapp ein Fünftel auf 99.877 Autos zu und die von PSA Peugeot-Citroen um 17,8 Prozent auf 151.629.
Auch die meisten deutschen Hersteller schnitten - zumindest in absoluten Zahlen - besser ab als im Vorjahresmonat. Die Volkswagen-Gruppe verkaufte im Januar in Europa (EU+EFTA) mit 223.767 gut 11,5 Prozent mehr Wagen. Deutliche Zuwächse verbuchten die Wolfsburger vor allem in der Kernmarke sowie bei der tschechischen Tochter Skoda. Die General-Motors-Marken Opel und Vauxhall setzten insgesamt 66.113 Wagen ab, ein Plus von 4,3 Prozent. BMW brachte mit 46.448 europaweit 5,0 Prozent mehr Premium-Neuwagen an die Kunden in Europa.
Smart belastet Daimler
Einzig Daimler musste ein deutliches Minus hinnehmen: Im Januar verkaufte der Stuttgarter DAX-Konzern europaweit mit 41.135 genau 15 Prozent weniger Autos als noch vor einem Jahr. Sowohl die Kernmarke Mercedes-Benz (minus 12,5 Prozent) als auch der Kleinwagen Smart (minus 28,5 Prozent) waren von den Rückgängen betroffen. Sämtliche deutschen Hersteller verloren laut ACEA-Angaben in Europa Marktanteile.
Quelle: ntv.de, DJ