Mitten in der Übernahmeabwehr Avon tauscht Chefin aus
09.04.2012, 16:37 Uhr
(Foto: dpa)
Nach Monaten wird Avon bei seiner Suche nach einer neuen Führungsspitze fündig: Johnson & Johnson-Managerin McCoy übernimmt das Ruder von der langjährigen Avon-Chefin Jung. Statt um Schminkkoffer muss sich die neue Avon-Chefin dabei erst einmal um einen unwillkommenen Übernahmeversuch des Rivalen Coty kümmern.
Der vom Rivalen Coty umworbene Kosmetikkonzern Avon bekommt mitten im Umbruch eine neue Chefin. Die hochrangige Managerin des US-Mischkonzerns Johnson & Johnson, Sherilyn McCoy, übernimmt am 23. April das Ruder bei dem Traditionsunternehmen und löst die langjährige Chefin Andrea Jung ab.
Erst in der vergangenen Woche hatte der Konzern, der für sein Vertriebsnetz aus Avon-Beraterinnen weltweit bekannt ist, ein Übernahmeangebot des von der Milliardärsfamilie Reimann kontrollierten US-Konzerns Coty abgelehnt. Die Offerte in Höhe von zehn Mrd. US-Dollar bezeichnete Avon als zu niedrig.
Jung wird das Unternehmen nach ihrem Rückzug von der Konzernspitze weiter kontrollieren. Sie wird Vorsitzende des Aufsichtsrats. Bereits im Dezember hatte der strauchelnde Konzern mitgeteilt, außerhalb der Firma nach der Besetzung für den künftigen Chefposten zu suchen. Die Verkäufe des Unternehmens in den etablierten Märkten sind rückläufig, der Aktienkurs war eingebrochen.
Die 53-Jährige McCoy war rund drei Jahrzehnte für Johnson & Johnson tätig - zunächst als Wissenschaftlerin, ab 2009 verantwortete sie die Pharmasparte und war in mehreren Managementpositionen tätig. Seit vergangenem Jahr führte sie auch das Verbrauchergeschäft, das jüngst mit mehreren Rückrufen in die Schlagzeilen geraten war. "Wir sind begeistert, jemanden von Sheris Kaliber gefunden zu haben", sagte Noch-Chefin Jung. Sie habe das Talent, Leute zu begeistern.
Übernahme mit Fragezeichen
Wie sich der Personalwechsel auf den Übernahmeversuch auswirkt, ist unklar. Für Coty wäre Avon nicht die erste Übernahme. 2010 kaufte das Unternehmen den württembergischen Kosmetik-Hersteller Dr. Scheller mit der Marke "Manhattan", ließ die Produktion in Deutschland aber wenig später auslaufen. Zum Portfolio von Coty gehören unter anderem die Duftsparten der Marken Calvin Klein, Davidoff und Joop sowie die Kosmetikmarke Lancaster.
Die deutsche Familie Reimann, die hinter Coty steht, hatte ihr Vermögen mit der Ludwigshafener Spezialchemiefirma Benckiser gemacht, die 1999 in Reckitt Benckiser aufging. Seither hält die Familie noch einen Minderheitsanteil an dem Hersteller von Calgon-Entkalker, Kukident-Zahnprothesenreiniger oder Durex-Kondomen. 2009 stand sie in der "Forbes"-Liste der reichsten Deutschen auf Platz fünf. Laut "Wirtschaftswoche" lag ihr Vermögen 2010 bei rund acht Mrd. Euro.
Für ihre Aktivitäten in der Luxusgüter-Branche hat Reimann die österreichische Holding Labelux gegründet. Dazu gehört unter anderem die schweizerische Schuhmarke Bally. Im vergangenen Jahr kaufte Labelux für 575 Mio. Euro die für ihre exklusiven Schuhe bekannte US-Marke Jimmy Choo.
Quelle: ntv.de, nne/rts