Wirtschaft

Dividendenkürzung droht BASF gibt 2009 verloren

Die schwerste Chemiekrise seit mehr als 30 Jahren steckt dem Branchenprimus BASF tief in den Knochen. Nach einem Gewinneinbruch im zweiten Quartal äußerte sich der Vorstand auch für das Gesamtjahr pessimistisch. Die Aktionäre des weltgrößten Chemiekonzerns müssen sich auf Einschnitte gefasst machen: Ihnen dürfte wegen der schwachen Ergebnisentwicklung die Dividende gekürzt werden.

Die Talfahrt scheint gestoppt, doch eine Erholung ist nicht in Sicht.

Die Talfahrt scheint gestoppt, doch eine Erholung ist nicht in Sicht.

(Foto: dpa)

An der Börse kamen Zahlen und Ausblick nicht gut an. Die BASF-Aktie verlor mehr als vier Prozent und war mit Abstand stärkster Verlierer im Dax.

Zwar ist die Talfahrt nach Einschätzung von BASF gestoppt und eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau erreicht. "Ein nachhaltiger Aufschwung ist aber noch nicht in Sicht", dämpfte Finanzchef Kurt Bock die Erwartungen. Anzeichen für eine Erholung in Europa gebe es nicht, obwohl Amerika die Talsohle erreicht habe und China wieder stärker wachse. Die Kunden bestellten aber weiter nur sehr zögerlich. Das zweite Halbjahr werde daher nicht besser ausfallen als das erste.

Für das Gesamtjahr rechnet BASF nun mit einem "starken" Umsatz- und Ergebnisrückgang und ist damit etwas pessimistischer. "Unser Ziel, auch im Jahr 2009 die Kapitalkosten zu verdienen, werden wir voraussichtlich nicht erreichen", sagte Bock. An diese Bedingung knüpft BASF die Zahlung einer stabilen Dividende. Für 2008 hatten die Anteilseigner noch 1,95 Euro je Aktie erhalten.

Gewinn deutlich geschrumpft

Von April bis Juni brach der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereinflüssen (Ebit) um 53 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro ein. Der Überschuss schrumpfte binnen Jahresfrist sogar um 74 Prozent auf 343 Mio. Euro. BASF spürte die Folgen der Krise vor allem in seinen Segmenten Chemicals, Plastics und Functional Solutions, zu deren Kunden unter anderem die Auto- und Baubranche gehören. Der Konzern setzte 12,5 Mrd. Euro um - ein Minus von 23 Prozent. Auch das Öl- und Gasgeschäft - sonst eine der Ergebnisstützen von BASF - verzeichnete wegen des gesunkenen Ölpreises und eines niedrigeren Gasabsatzes einen Rückgang des bereinigten Betriebsgewinns von 51 Prozent. Ein Lichtblick war dagegen das Geschäft mit Agrochemikalien, das seinen Betriebsgewinn leicht steigerte.

Kapazitäten gering ausgelastet

Wegen des Nachfrageinbruchs hat BASF weltweit seine Produktionskapazitäten bereits um mehr als ein Viertel zurückgefahren. Anlagen wurden vorübergehend eingemottet, einige Produktionsstätten sogar komplett geschlossen. Am Stammsitz Ludwigshafen wurden gleich mehrere Anlagen ganz heruntergefahren und eine petrochemische Großanlage für mehrere Monate abgestellt. Aktuell liegt die Kapazitätsauslastung BASF nur bei rund 60 Prozent. Bis Ende 2009 sollen rund 2000 Stellen gestrichen werden, im Zuge der Übernahme des Schweizer Spezialchemiekonzerns Ciba bis 2013 noch weitere 3700 Stellen. Ende 2008 beschäftigte der Konzern weltweit 97.000 Mitarbeiter.

Die Wirtschaftskrise hat die Chemiebranche weltweit fest im Griff. Der Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant schrieb auch im zweiten Quartal rote Zahlen und rechnet mit einer lang anhaltenden Nachfrageschwäche. Der US-Chemieriese Dow Chemical hat infolge sinkender Umsätze und hoher Restrukturierungskosten im zweiten Quartal sogar einen Verlust von 435 Mio. US-Dollar eingefahren nach einem Überschuss von 24 Mio. US-Dollar vor Jahresfrist. Dow Chemical sieht aber wie BASF in den USA die Talsohle erreicht.

Quelle: ntv.de, nne/rts

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