Starke Zahlen zum Chefwechsel BASF legt die Latte hoch
24.02.2011, 10:13 Uhr
Im zentralen Tanklager der BASF in Ludwigshafen warten flüssige Produktionsstoffe wie zum Beispiel Methanol und Naphtha in kugelrunden Speichertanks auf ihren Einsatz.
(Foto: obs)
BASF-Chef Jürgen Hambrecht ist zuversichtlich: Auch wenn das Schlussquartal 2010 die Erwartungen am Markt nicht ganz erfüllt, rechnet der scheidende Konzernchef im laufenden Jahr mit mehr Umsatz und mehr Gewinn. Sorgen bereitet die Situation in Libyen: Die Tochter Wintershall bohrt dort nach Öl. Die aktuellen Preisspitzen hält man bei BASF allerdings für übertrieben.

Alles dicht bei BASF: Ein Chemikant überprüft an einer Citral-Anlage in Ludwigshafen die Armaturen. Citral ist der Ausgangsstoff für die Vitamine A und E, Carotinoide sowie verschiedene Aromachemikalien.
Der Chemiekonzern BASF hat dank der Konjunkturerholung im vierten Quartal operativ deutlich mehr verdient, die Erwartungen der Analysten jedoch verfehlt. Höhere Rückstellungen wegen eines Mitarbeiter-Anreizprogramms und Sonderzahlungen an die Beschäftigten im Zuge der Krisenbewältigung drückten das Ergebnis in der Quartalsbilanz unter die Markterwartungen.
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Sondereinflüssen sei im Schlussquartal um 19,3 Prozent auf 1,765 Mrd. Euro gestiegen, teilte das weltgrößte Chemieunternehmen mit. Analysten hatten im Schnitt mit einem bereinigten Betriebsgewinn von 1,936 Mrd. Euro gerechnet. Der Umsatz legte im Zeitraum Oktober bis Dezember um 24,7 Prozent zu auf 16,424 Mrd. Euro.
Im Gesamtjahr kommt BASF auf ein Umsatzplus von 26 Prozent auf 63,9 Mrd. Euro. Der bereinigte Betriebsgewinn schnellte 2010 sogar um 68 Prozent auf 8,1 Mrd. Euro nach oben.
Mehr Gewinn, mehr Dividende
"Insbesondere im Chemiegeschäft konnten wir die kräftige wirtschaftliche Erholung nutzen", erklärte Hambrecht. Diese sei stärker ausgefallen als zunächst gedacht. Der Konzerngewinn hat sich mit 4,557 Mrd. Euro sogar mehr als verdreifacht. Vor diesem Hintergrund sollen auch die Aktionäre nicht leer ausgehen. Für 2010 schlägt der Vorstand eine kräftige Anhebung der Dividende von 1,70 Euro im Vorjahr auf 2,20 Euro je Aktie vor.
Zu den Aussichten im laufenden Jahr äußerte sich Konzernchef Jürgen Hambrecht betont zuversichtlich. "Das Jahr hat für BASF sehr stark begonnen", erklärte Hambrecht, der im Mai nach der Hauptversammlung das Steuer an Finanzchef Kurt Bock übergibt. Der Konzern will seinen Angaben zufolge 2011 die Spitzenwerte des Jahres 2010 bei Umsatz und Betriebsgewinn signifikant übertreffen.
Libyen und der Ölpreis
Sorgen bereite vor allem die Situation in Libyen, erklärte Hambrecht. Dort ist BASF mit seiner Tochter Wintershall im Ölgeschäft aktiv. Auf Konzernebene dürften Umsatz und Betriebsgewinn davon aber voraussichtlich nicht beeinträchtigt werden.
"Wir werden auch im Jahr 2011 eine hohe Prämie auf unsere Kapitalkosten verdienen", kündigte Hambrecht an. Das dürfte die Aktionäre erfreuen, denn an dieses Kriterium ist bei BASF die Höhe der Dividendenzahlung geknüpft.
Im Zuge einer weiteren Konjunkturerholung rechnet man am BASF-Sitz in Ludwigshafen mit einem kräftigen Wachstum der weltweiten Chemieproduktion. Ohne Pharmaerzeugnisse werde die globale Produktion von Chemieprodukten um 5,2 Prozent zulegen, prognostizierte BASF. Für Deutschland hatte der Chemiebranchenverband VCI zuletzt dagegen nur einen Produktionsanstieg von 2,5 Prozent vorhergesagt.
BASF rechnet mit 90 Dollar
Beim Ölpreis geht BASF in diesem Jahr von durchschnittlich 90 Dollar für das Fass aus. Wegen der Unruhen in Libyen, einem wichtigen Ölförderland, war der Preis für das Fass Rohöl der Nordseesorte Brent zuletzt auf rund 115 Dollar nach oben geschnellt.
Die Chemiebranche gilt als Konjunkturbarometer, da ihre Produkte von allen großen Industriezweigen benötigt werden. Wenn dort die Nachfrage steigt, spüren die Chemieunternehmen das sofort in ihren Auftragsbüchern.
Bereits die großen US-Rivalen Dow Chemical und DuPont hatten mit ihren Geschäftsergebnissen die Hoffnung genährt, dass der Branchenaufschwung nicht abreißt.
Quelle: ntv.de, rts