Berlin sucht neuen Flughafen-Chef BER-Aufseher umgarnen Bender
31.01.2013, 15:27 Uhr
Bis zum fertigen Flughafen ist es noch ein weiter Weg.
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Übersicht, Kompetenz und Erfahrung: Nichts benötigt das Projekt Hauptstadtflughafen derzeit dringender als eine Führungskraft mit diesen Eigenschaften. Auf der Suche nach einem neuen Flughafen-Chef wird Brandenburgs Landeschef Platzeck womöglich beim Bundesligisten Eintracht Frankfurt fündig.

Können täte er es wohl, nur ob er auch mag, ist offen: Wilhelm Bender (Archivbild).
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Der frühere Chef des Frankfurter Airports, Wilhelm Bender, soll das Projekt Großflughafen Berlin (BER) aus der Krise führen. In seiner Funktion als neuer BER-Aufsichtsratsvorsitzender habe Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck Bender ein entsprechendes Angebot unterbreitet, hieß es aus dem Umfeld der Flughafengesellschaft. Eine offizielle Bestätigung gab es dazu zunächst allerdings nicht.
"Bender ist als erfahrener Flughafenmanager ein naheliegender Kandidat", erklärte ein Vertreter der Gesellschafterseite, der namentlich nicht genannt werden wollte. Auch das CSU-geführte Bundesverkehrsministerium würde ihn mittragen, obwohl er SPD-Mitglied sei, hieß es. Gesellschafter des BER sind die Länder Berlin und Brandenburg (je 37 Prozent) und der Bund (26 Prozent).
Die "Bild"-Zeitung berichtete, Bender habe sich bis zum Wochenende Bedenkzeit erbeten. Der 68-Jährige war von 1993 bis 2009 Chef des Frankfurter Flughafens. Derzeit ist er unter anderem Aufsichtsratschef des Fußballclubs Eintracht Frankfurt. Dieser ließ mitteilen, Bender äußere sich nicht zu den Berichten.
Bender würde im Fall seiner Berufung den gefeuerten Berliner Flughafenchef Rainer Schwarz ersetzen. Dieser hatte seinen Posten räumen müssen, nachdem die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens wegen technischer Probleme mehrmals verschoben wurde. Einen neuen Termin gibt es derzeit nicht. Als wahrscheinlich gilt, dass das Milliarden-Projekt nicht vor 2015 in Betrieb gehen kann.
Ehrgeizig und gut vernetzt
Bender gilt nicht nur als ausgewiesener Kenner der Luftfahrtbranche, sondern auch als versiert im Umgang mit der Politik. Ein Manager der Frankfurter Flughafengesellschaft Fraport, der nicht genannt werden wollte, sagte: "Er ist der richtige für den Job, da er nichts zu verlieren hat." Er bringe zudem die nötige Reputation mit. "Am Frankfurter Flughafen hat er wichtige Bauvorhaben auf den Weg gebracht wie den Bau der vierten Landebahn und die Erweiterung der Terminals."
Auch als 2009 der damalige Bahnchef Hartmut Mehdorn abgelöst wurde, war Bender im Gespräch für die Nachfolge. Berichte über ein angebliches Interesse ließ er damals ebenfalls nicht dementieren.
Kurze Bedenkzeit
Die Suche nach einem Nachfolger für Schwarz als Leiter des Flughafenprojekts gilt als schwierig, da zuletzt immer weitere Pannen auf der Baustelle bekannt wurden und es noch keine Bestandsaufnahme aller Fehler gibt. Schwarz' Nachfolger müsste daher damit rechnen, dass das Überbringen weiterer schlechter Nachrichten zu seinen ersten Amtshandlungen zählen dürfte.
Unterdessen wird das Vorhaben immer teurer und soll jetzt schon mehr als 4,3 Mrd. Euro kosten. Der Berliner Regierungschef Klaus Wowereit hatte nach der Absage des zuletzt genannten Eröffnungstermins im Oktober seinen Posten als Chefkontrolleur an Platzeck abgegeben. In diesem Zuge wurde auch Schwarz seiner Aufgabe enthoben. Mehrere Nachfolge-Kandidaten, die im Gespräch waren, haben bereits abgesagt.
Quelle: ntv.de, mmo/rts