20 Fonds-Milliarden bald aufgebraucht BP geht Geld für Ölpest aus
30.07.2013, 12:32 Uhr
Die Explosion der Ölplattform "Deepwater Horizon" im April 2010 führte zu einer der größten Ölkatastrophen der Geschichte.
(Foto: picture alliance / dpa)
Gut drei Jahre nach dem verheerenden Plattform-Unglück im Golf von Mexiko droht BP das in einem Fonds angelegte Geld zur Entschädigung der Ölpest-Opfer auszugehen. Die Rückstellung von weiteren Geldern hat der Konzern bereits veranlasst. Doch Beobachter mutmaßen, dass die Ölpest auch als Feigenblatt für andere Probleme dienen könnte.
Dem britischen Ölkonzern BP geht das Geld in seinem 20 Milliarden Dollar schweren Entschädigungsfonds für die Folgen der "Deepwater Horizon"-Katastrophe im Golf von Mexiko aus. Allein im zweiten Quartal dieses Jahres seien 1,4 Milliarden Dollar daraus abgerufen worden, teilte Europas zweitgrößter Ölkonzern mit. Damit bleiben nur noch 300 Millionen Dollar übrig, obwohl die Frist für Entschädigungsanträge von durch die Ölpest betroffenen Unternehmen erst im April 2014 ausläuft.
In diese Ausgleichszahlungen fließt das meiste Geld aus dem Fonds. Ist dieser leer, schlagen weitere Entschädigungen direkt auf die Bilanzen durch. Mit Blick auf den noch laufenden Zivilprozess erhöhte BP die Gesamtrückstellungen für die Folgen des Bohrplattform-Unglücks um zwei Millionen auf 42,4 Milliarden Dollar. Das Unternehmen will jedoch weiterhin gegen einige der Entschädigungsforderungen vorgehen, die der Ölkonzern für ungerechtfertigt hält.
Bei dem Unglück vor gut drei Jahren waren elf Menschen getötet worden und mehr als vier Millionen Barrel Öl ausgelaufen - die bisher größte Ölpest in den Gewässern vor der US-Küste. Die Folgen dieser Katastrophe bekam BP auch noch im Berichtsquartal zu spüren. Der bereinigte Nettogewinn fiel um knapp ein Viertel auf 2,7 Milliarden Dollar und verfehlte die Gewinnerwartungen von 3,4 Milliarden. Dazu führte auch eine niedrigere Produktion, nachdem BP Geschäftsteile verkauft hatte, um mit dem Erlös für Ölpest-Schäden aufzukommen.
"Das Thema will niemand mehr hören"
An der Börse wurde die Ölpest-Begründung mit Skepsis aufgenommen, die Aktie verlor zeitweise fast vier Prozent. "Hauptproblem ist, dass BP wieder auf die alte Golf-von-Mexiko-Krise zurückgegriffen hat, um eine mögliche Belastung der künftigen Quartale zu erklären", sagte ein Händler mit Blick auf die Verlautbarungen des Konzerns. "Das Thema will am Markt wirklich niemand mehr hören", ergänzte der Börsianer und verwies zudem darauf, dass Schätzungen für die Kosten damit verbundener Rechtsstreitigkeiten laufend erhöht würden.
Denn BP hat auch an anderen Fronten zu kämpfen. So belastete beispielsweise das schwierige Russland-Geschäft ebenfalls die Quartalsbilanz. Steuernachteile sowie Währungsverluste infolge der Rubelschwäche setzten den Briten zu und drückten die Ergebnisse ihrer knapp 20-prozentigen Beteiligung am russischen Staatskonzern Rosneft und dem Joint Venture TNK-BP. Analysten hatten mit einem größeren Beitrag des Russland-Geschäfts zum BP-Ergebnis gerechnet. Auch die Öl- und Gasproduktion außerhalb von Russland lag im zweiten Quartal 1,5 Prozent unter dem Vorjahreswert. Hinzu kommt ein Preisrutsch beim Öl, der den operativen Gewinn weiter schmälert. Konzernchef Bob Dudley sprach trotzdem von einer guten Bilanz im operativen Geschäft. Er will die Fördermengen vor allem in den profitablen Regionen erhöhen.
Quelle: ntv.de, rts/dpa/DJ