Wirtschaft

"Vorsätzliches Fehlverhalten" BP steht vor weiteren Milliarden-Kosten

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Eine Krabbe quält sich durch den ölverschmierten Schlick.

(Foto: REUTERS)

Die Katastrophe der Ölplattform "Deepwater Horizon" könnte den Konzern BP erneut erheblich finanziell belasten. Ein Gericht warf dem Unternehmen nun grobe Fahrlässigkeit vor. Medien beziffern die neuen Kosten auf bis zu 18 Milliarden Dollar.

Auf den britischen Ölkonzern BP könnten im Zusammenhang mit der Ölkatastrophe um die Plattform "Deepwater Horizon" im Jahr 2010 weitere Milliarden-Kosten zukommen. Ein US-Richter urteilte, die Katastrophe sei auf "vorsätzliches Fehlverhalten" und "grobe Fahrlässigkeit" von BP zurückzuführen. Das Unternehmen habe sich "rücksichtslos" verhalten und Risiken bei der Bohrinsel "Deepwater Horizon" bewusst ignoriert, befand der in New Orleans ansässige Bundesrichter Carl Barbier.

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Der Konzern hat bereits 42 Milliarden Dollar für Kosten im Zusammenhang mit dem Vorfall beiseite gelegt hat, nun drohen weitere Strafen. BP-Aktien sackten in Folge des Urteils um rund sechs Prozent ab und verloren damit an der Börse mehr als neun Milliarden Dollar an Wert. BP kündigte Berufung an und erklärte, das Urteil sei nicht nachvollziehbar.

Richter: Zwei Drittel der Schuld trägt BP

Der im Februar 2013 begonnene Prozess fasst die verbleibenden Zivilklagen gegen BP, den Schweizer Bohrinselbetreiber Transocean und die für die Zementarbeiten am Bohrloch verantwortliche US-Firma Halliburton zusammen. Im Kern geht es in dem komplexen Verfahren um die Frage, wer welchen Anteil an der Verantwortung für die schlimmste Ölpest in der Geschichte der USA trägt - und wer am Ende wie viel dafür bezahlen muss.

Die Hauptverantwortung wies Barbier nun eindeutig BP zu. Der britische Ölkonzern trage einen Anteil von 67 Prozent an der Gesamtschuld. Transocean und Halliburton wies der Richter wegen fahrlässigen Verhaltens 30 Prozent beziehungsweise drei Prozent der Schuld zu.

In einem nächsten Schritt legt das Bundesgericht die Höhe der Strafen fest. Barbier schrieb in seinem 152-seitigen Zwischenurteil, dass BP wegen Verletzungen des Gesetzes zum Wasserschutz mit "erhöhten Zivilstrafen" rechnen müsse. Die Summe könnte US-Medien zufolge bis zu 18 Milliarden Dollar (13,7 Milliarden Euro) betragen.

Bereits Milliardensummen gezahlt

Bei der Katastrophe im April 2010 war die Plattform "Deepwater Horizon" nach einem Brand gesunken, elf Arbeiter kamen ums Leben. 87 Tage lang lief Öl in den Golf von Mexiko, insgesamt fast 800 Millionen Liter. Die Küsten von fünf US-Bundesstaaten wurden verseucht, der Fischfang und der Tourismus an der Golfküste schwer geschädigt. Es war die schlimmste Ölpest in der US-Geschichte.

US-Regierungsexperten hatten BP und den Partnerunternehmen Halliburton und Transocean später erhebliche Versäumnisse vorgeworfen. Eine von Präsident Barack Obama eingesetzte Untersuchungskommission kam zu dem Ergebnis, dass Sparmaßnahmen auf Kosten der Sicherheit zu der Katastrophe beitrugen. Das sei aber generelle Praktik in dem Industriezweig gewesen.

BP hatte bereits mehrere tausend Zivilklagen außergerichtlich beigelegt und verpflichtete sich dabei zu Schadenersatz in Höhe von 7,8 Milliarden Dollar. Außerdem akzeptierte das Unternehmen in einer Vereinbarung mit der US-Justiz Strafzahlungen von 4,5 Milliarden Dollar. BP bekannte sich wegen Totschlags in elf Fällen sowie Verstößen gegen Umweltschutzgesetze schuldig - im Gegenzug stellte die US-Justiz das Strafverfahren ein.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/AFP

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