Wirtschaft

Bohrloch-Versiegelung verschoben BP sucht Mitschuldige

Die Bilanz der "Deepwater Horizon"-Katastrophe im Golf von Mexiko ist verheerend: elf Menschen tot, fast 700.000 Tonnen Rohöl im Meer - eine Naturkatastrophe, die die Region noch Jahrzehnte beschäftigen wird. Zumindest eine Teilschuld gesteht BP jetzt ein, zeigt aber gleichzeitig auch auf andere Firmen und verschiebt gleichzeitig die endgültige Versiegelung des Öllecks.

"Deepwater Horizon" explodierte am 20. April.

"Deepwater Horizon" explodierte am 20. April.

(Foto: AP)

Es hat lange gedauert, aber nun traut sich der britische Ölkonzern BP doch noch aus der Deckung und gibt menschliche und technische Fehler als Ursache für die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko zu. Unter anderem hätten BP-Ingenieure die Ergebnisse eines Drucktests falsch bewertet, hieß es in einer Untersuchung, die der Konzern in London vorstellte. Die viel kritisierte Öl-Bohrung selbst habe wahrscheinlich nicht zu dem Unfall beigetragen, hieß es weiter.

Die Unglücksursache ist dem Bericht zufolge höchst komplex. So habe eine Barriere aus Zement an der Quelle nicht richtig funktioniert. Dadurch seien Gas und Flüssigkeit in ein Produktionsrohr gelangt. Die Crew auf der Plattform habe den Fehler erst 40 Minuten später bemerkt. Da sei es schon zu spät gewesen.

Außerdem sei ein Sicherungsventil, der sogenannte Blow-out Preventer, vermutlich defekt gewesen. Dieser hätte automatisch ansprechen und die Quelle verschließen müssen.

"Wir haben von Anfang an gesagt, dass mehrere Beteiligte Verantwortung für die Explosion auf der Deepwater Horizon tragen", sagte dennoch der künftige BP-Chef Bob Dudley und gibt so eine Teilschuld an andere Firmen weiter.

Unvergleichliche Naturkatastrophe

Die "Deepwater Horizon" war am 20. April explodiert und anschließend gesunken. Das Unglück hatte elf Menschen in den Tod gerissen. Bis zum Verschluss des Öllecks Mitte Juli waren mehr als 666.000 Tonnen Öl in den Golf von Mexiko geflossen.

Mit der ramponierten Ölquelle gibt es zudem immer noch Probleme. Die endgültige Versiegelung des Bohrlochs werde sich um mindestens zehn weitere Tage verschieben, sagte der Einsatzleiter der US-Regierung Thad Allen. Es müssten zunächst weitere Messungen angestellt werden, um sicher zu gehen, dass die Quelle das Manöver aushält. Bei dem sogenannten "Bottom Kill" sollen Schlamm und Zement mit großen Druck in die Quelle gepumpt werden. Eigentlich hätte die Operation in dieser Woche beginnen sollen.

Zudem wolle BP erst ein abgebrochenes Rohrstück entfernen, das in die Quelle geraten war. Es werde einige Zeit dauern, das Stück zu finden, sagte Allen. Er kündigte als Zeitfenster für einen Beginn der Versiegelung die zweite Septemberhälfte an. Dann werde es nochmal rund eine Woche dauern, bis das Bohrloch endgültig abgedichtet ist.

Milliarden-Schadenersatz

Derzeit laufen mehrere Untersuchungen des Unglücks, unter anderem in den USA. Für BP hat sich die Ölkatastrophe auch zum wirtschaftlichen Desaster entwickelt. Es wird erwartet, dass noch zahlreiche Schadenersatzklagen folgen werden. Bislang sitzt der Konzern nach eigenen Angaben auf Kosten von rund 8 Mrd. Dollar. Zudem sind weitere 20 Mrd. Dollar für einen Fonds bereitgestellt, aus dem etwaige Schadenersatzansprüche beglichen werden sollen. Am Markt kursierten deshalb lange Zeit Gerüchte, dass BP einzelne Geschäftsteile verkaufen müsse, um einer etwaigen Übernahme durch einen Konkurrenten zu entgehen. Auch über Staatshilfen wurde angeblich diskutiert.

Fitch setzt Rating hoch

Unterdessen hat Fitch Ratings das langfristige Emittentenausfallrisiko sowie das Rating der unbesicherten vorrangigen Verbindlichkeiten von BP auf "A" von "BBB" angehoben. Das Kurzfristrating liege nun bei "F1" ("F3"), teilte die Ratingagentur weiter mit. Das Langfristrating sei mit einem stabilen Ausblick versehen worden.

Die Anhebung der Bonität basiere darauf, dass inzwischen Entwarnung für die leckgeschlagene Ölquelle im Golf von Mexiko gegeben worden sei. Das Bohrloch sei keine Gefahr mehr für die Umwelt, hatten die US-Behörden jüngst festgestellt. Zudem seien nun die möglichen Forderungen an BP besser absehbar. Außerdem habe der Konzern beachtliche Erfolge beim Aufbau von Liquidität erzielt.

Fitch hatte BP im Juni zweimal herabgestuft und dies mit dem Risiko begründet, dass die Kosten im Zuge der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko eher kurzfristig als langfristig anfallen könnten.

Aktienkurs zieht an

Die BP-Aktie baute nach Veröffentlichung des Berichts ihre Gewinne aus und legte 2,3 Prozent zu. Zum Handelsende standen noch rund 1,5 Prozent auf der Habenseite.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/DJ/rts

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