Informationen über Verkäufe BP will USA nicht einweihen
08.07.2010, 10:21 UhrBP will die US-Regierung einem Zeitungsbericht zufolge nicht wie von ihr verlangt vorab über größere Verkäufe im Zusammenhang mit der Ölpest informieren. Die Idee aus Washington sei "sonderbar". Unterdessen verbreitet der Konzern weitere Schätzungen, wann das Ölleck im Golf von Mexiko gestopft sein könnte, nur um die Termine sofort als "unwahrscheinlich" einzustufen.

Ausdruck der amerikanischen Wut: Ein Farbbeutel wurde in New York gegen das Logo von BP geworfen.
(Foto: dpa)
Der britische Ölkonzern BP will die US-Regierung laut Kreisen nicht im Voraus über große Anteilsverkäufe, -zukäufe oder Restrukturierungen informieren. Die Forderung der US-Regierung sei "sonderbar" und "wohl rechtlich nicht durchsetzbar", hieß es aus Unternehmenskreisen.
Die US-Regierung befürchtet, dass BP nicht in der Lage sein könnte, ihren Verpflichtungen im Zusammenhang mit der Ölpest im Golf von Mexiko nachzukommen. BP hatte unter anderem zugesichert, zur Entschädigung der Opfer der Ölkatastrophe 20 Mrd. US-Dollar in einen Treuhandfonds einzahlen, in Tranchen von jährlich fünf Mrd. US-Dollar bis zum Jahr 2013.
Bitte eine Kopie nach Washington
Am 23. Juni hatte der stellvertretende US-Generalstaatsanwalt Tony West einen Brief an BP geschrieben und gefordert, der Londoner Konzern solle die US-Regierung 30 Tage im Voraus über größere Transaktionen informieren. Zudem solle BP jeden Monat einen Überblick über die Finanzlage des Konzerns, Kopien von Kreditvereinbarungen, sowie Analysteneinschätzungen zur BP-Finanzsituationen vorlegen. Ein BP-Sprecher wies britische Presseberichte zurück, wonach der Konzern zugesichert habe, diesen Forderungen nachzukommen. "Wir haben den Brief erhalten und werden zu gegebener Zeit antworten", sagte BP-Sprecher Andrew Gowers.
Kreisen zufolge prüft BP derzeit, wie man die Sorgen der US-Regierung zerstreuen könne, ohne marktrelevante Informationen preiszugeben. Richard Nagareda, Professor für Rechtswissenschaft an der Vanderbilt University, bezeichnete die Forderung der US-Regierung ebenfalls als "sehr ungewöhnlich". Andere Experten erklärten, es habe in der Vergangenheit durchaus ähnliche Fälle gegeben. Solche Forderungen seien in der Regel an Unternehmen herangetragen worden, die Schulden gegenüber dem amerikanischen Staat hatten und kurz vor einer Insolvenz oder Liquiditätskrise standen.
Leck bis Ende Juli gestopft
Unterdessen kämpft BP weiter darum, das Ölleck im Golf von Mexiko zu stopfen. Der Ölkonzern hofft, dass das Problem bis zum 27. Juli gelöst werden kann, das wären mehrere Wochen früher als bisher geplant. Wenn alles perfekt laufe, könne das Bohrloch zwischen dem 20. und 27. Juli gestopft werden, sagte BP-Managing-Director Bob Dudley in einem Interview. Er warnte jedoch, dass die Hurrikansaison BP einen Strich durch die Rechnung machen könnte und bezeichnete die Einhaltung des Termins als "unwahrscheinlich". Offiziell heißt es von BP und der US-Küstenwache weiterhin, die Entlastungsbohrung werde voraussichtlich Anfang oder Mitte August fertiggestellt.

Die Versprechungen BPs das Ölleck zu stopfen, helfen der Flora und Fauna bislang wenig.
(Foto: REUTERS)
Am 20. Juli trifft der britische Premierminister David Cameron mit US-Präsident Barack Obama zusammen. Am 27. Juli legt die BP plc voraussichtlich ihre Zweitquartalszahlen vor. Für den Londoner Konzern wäre es eine riesige Erleichterung, wenn er zeigen könnte, dass er die Situation im Golf von Mexiko endlich im Griff hat. Ein BP-Vertreter erklärte, BP wäre dann auch besser in der Lage, die möglichen Gesamtkosten für die Beseitigung der Ölpest inklusive der möglichen Schadenersatz- und Strafzahlungen abzuschätzen, und die Investoren entsprechend zu informieren.
Seit Ende April strömen täglich Millionen von Litern Öl in den Golf von Mexiko. Wiederholte Versuche, das Bohrloch abzudichten, sind fehlgeschlagen. Nun sollen zwei Entlastungsbohrungen endlich den Erfolg bringen. Durch das Einbringen von Bohrschlamm in das leckende Bohrloch soll dieses abgedichtet werden. Die erste Entlastungsbohrung ist noch vier Meter horizontal und 90 Meter vertikal vom Zielpunkt entfernt. Man liege vor dem Zeitplan, sagte Billy Brown, Präsident von Blackhawk Speciality Tools, dessen Unternehmen an der Entlastungsbohrung beteiligt ist.
Quelle: ntv.de, sl/DJ