Prozess um Hypo Real Estate BaFin-Chef soll aussagen
29.10.2009, 16:03 UhrIn den Schadenersatzverfahren gegen den maroden Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate soll Deutschlands oberster Finanzaufseher Jochen Sanio nach Angaben des Münchner Landgerichts in den Zeugenstand.
Der Chef der Bonner Aufsichtsbehörde BaFin sei einer von 13 Zeugen, die im April vernommen werden, teilte das Gericht mit. Dazu gehört auch das frühere HRE-Vorstandsmitglied Bettina von Oesterreich, einst zuständig für das Risikomanagement der im Herbst 2008 nahezu kollabierten und mit rund 100 Mrd. Euro gestützten Bank.
Das Gericht hat 15 Verfahren gebündelt. Alle Kläger würden von der auf Anlegerrecht spezialisierten Kanzlei Rotter vertreten, sagte Richter Matthias Ruderisch. In dem Verfahren dringen die Kläger seinen Angaben zufolge auf Schadenersatz zwischen 2500 und 100.000 Euro.
Probleme zu lange verheimlicht
Damit ist der Fall vergleichsweise klein: In einem parallel laufenden Strang geht es mittlerweile um rund 900 Mio. Euro. Beide Fälle drehen sich um den Anfang vom Ende der Bank. Nach Auffassung der Kläger hat die HRE zu lange Probleme mit ihren Beständen von US-Ramschhypotheken verschwiegen und diese verspätet abgeschrieben. Der einstige Dax-Konzern bestreitet die Vorwürfe. Allen Informationspflichten sei korrekt nachgegangen worden. Eigentlich sollte am Donnerstag schon eine Entscheidung verkündet werden.
Ruderisch hatte im Juli gesagt, Anleger, die die zwischen Ende November 2007 und Mitte Januar 2008 Aktien der Münchner HRE gekauft haben, hätten "gewisse Erfolgschancen". Die Bank hatte Mitte Januar 2008 völlig überraschend 390 Mio. Euro auf kritische US-Wertpapiere abgeschrieben. Zuvor hatte der Vorstand stets betont, von der schon um sich greifenden Finanzkrise nicht betroffen zu sein, sondern sogar gestärkt aus ihr hervorzugehen.
Im Herbst 2008 brach die HRE dann nach Fehlspekulationen der in Irland ansässigen Staatsfinanzierungstochter Depfa beinahe zusammen. Mittlerweile ist das Institut verstaatlicht.
Quelle: ntv.de, wne/rts