Wirtschaft

Bankenkonsolidierung Bär übernimmt ING-Sparte

Mit der größten Übernahme in der europäischen Vermögensverwaltungsbranche seit Ausbruch der Finanzkrise nimmt die Konsolidierung in der Schweiz Fahrt auf.

Ernsthafter Bieter mit Hauptsitz in Zürich: Der Schweizer Vermögensverwalter Julius Bär.

Ernsthafter Bieter mit Hauptsitz in Zürich: Der Schweizer Vermögensverwalter Julius Bär.

(Foto: REUTERS)

Julius Bär übernimmt für 520 Mio. Franken (rund 344 Mio. Euro) in bar das Schweizer Privatbankgeschäft des niederländischen Finanzkonzerns ING, wie von den Unternehmen mitgeteilt wurde. Die ING-Sparte verwaltet für ihre Kunden 15 Mrd. Franken. Damit erhöht sich das von Julius Bär verwaltete Kundenvermögen um zehn Prozent.

Durch den Zukauf, der bereits im ersten Quartal 2010 abgeschlossen werden soll, kommen auf das Zürcher Traditionshaus eigenen Berechnungen zufolge Integrationskosten von 65 Mio. Franken zu. Dem stünden allerdings jährliche Einsparungen von 35 Mio. Franken in der Informatik, dem Backoffice und den Stabsfunktionen gegenüber. Die Akquisition sei voraussichtlich bereits im Jahr 2010 ergebnisneutral. Ab 2011 erwartet Bär eine markante Steigerung des Gewinns pro Aktie. Auch nach der Transaktion rechnet Bär mit einer im Branchenvergleich komfortablen Kernkapitalquote von rund 16 Prozent.

Die ING-Sparte beschäftigt 310 Mitarbeiter, davon rund 200 in Genf. Mit dem Zuschlag kann Bär nun neben der französisch sprechenden Schweiz das Geschäftsvolumen auch in Osteuropa und Russland deutlich ausbauen. Die ING-Standorte in Genf, Basel, Crans-Montana, Lausanne, Lugano und Zürich sowie die Aktivitäten in Monaco und Jersey sollen mit bestehenden Einheiten von Julius Bär zusammengeführt werden. Die Julius Bär Gruppe, die am 1. Oktober aus der Aufspaltung der alten Bär Holding entstand, ist in der Schweiz an mehr als einem Dutzend Standorten vertreten und der größte reine Vermögensverwalter des Landes.

"Vernünftiger Preis"

An der Börse wurde die Transaktion mit Kursgewinnen belohnt. Die Bär-Aktie kletterte am Züricher Markt um 2,1 Prozent auf 40,04 Franken, während der Leitindex nur leicht zulegte. Laut Analyst Mathias Büeler ist die Qualität der Kundenvermögen von ING zwar schwierig zu beurteilen sei, aber der Kaufpreis sei "vernünftig", urteilte der Experte.

Marktbeobachtern zufolge wird diese Transaktion nicht die letzte in der Alpenrepublik sein; sie gehen von weiteren Übernahmen im Schweizer Vermögensverwaltungsmarkt aus. Besonders große ausländische Banken, die ihre Kapitalbasis stärken müssen, könnten sich von den Töchtern trennen, wird erwartet. Im Juli erst hatte etwa die Commerzbank das Schweizer Privatbanking in zwei Schritten an Vontobel und die LGT Bank in Liechtenstein verkauft.

Das Vermögensverwaltungsgeschäft der ING, das neben dem Schweizer auch einen Asien-Teil umfasst, stand schon seit einiger Zeit zum Verkauf. Bär war immer als aussichtsreicher Käufer gehandelt worden. Zuletzt hieß es in mit der Sache vertrauten Kreisen, die Schweizer seien aus aufsichtsrechtlichen Gründen nicht mehr im Rennen um den asiatischen Teil des Geschäfts. Das Asiengeschäft dürfte in einigen Wochen an die britische Großbank HSBC gehen. ING, die in der Finanzkrise Staatshilfe in Anspruch nehmen musste, steht vor einem tiefgreifenden Umbau und hat bereits das Vermögensverwaltungsgeschäft in Australien verkauft.

Quelle: ntv.de, rts

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