Wirtschaft

Einfachste Regeln bei Deutscher Bank missachtet Bafin moniert offenbar zu lasche Kontrollen

BaFin-Chefin Elke König hatte bereits beklagt, dass die Banken das Manipulations-Potenzial in Libor und Euribor unterschätzten.

BaFin-Chefin Elke König hatte bereits beklagt, dass die Banken das Manipulations-Potenzial in Libor und Euribor unterschätzten.

(Foto: REUTERS)

Der Branchenprimus kommt in der Libor-Affäre offenbar mit einem blauen Auge davon. Die Aufsicht rügt die Bank. Es habe jedoch keine Kriminalität auf Vorstandebene gegeben. Das dürfte vor allem Co-Vorstandschef Anshu Jain freuen. Dennoch listen die Experten eine Reihe von Fehlern auf.

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In der Affäre um manipulierte Zinsen hat die Deutsche Bank ihre Mitarbeiter zu lax kontrolliert. Eine organisierte Kriminalität auf Vorstandsebene gab es aber nicht: Zu diesem Schluss kommt Finanzkreisen zufolge die Finanzaufsicht BaFin in ihrem Abschlussbericht zum Referenzzinssatz Libor, der wohl noch in dieser Woche an den deutschen Branchenprimus geschickt wird, wie Reuters berichtet.

"Die Abberufung eines Vorstands steht nicht zur Debatte", sagte eine mit den Plänen vertraute Person. Die Untersuchungen seien damit aber noch nicht abgeschlossen, das Vorgehen einiger anderer Bankmitarbeiter werde noch überprüft. Der Libor und dessen europäischer Ableger, der Euribor, sind nicht die einzigen Sätze, die den Aufsehern Sorgen machen. Inzwischen nehmen sie auch einen viel beachteten Marktindex für Swap-Geschäfte, den sogenannten Isdafix, wegen mutmaßlicher Tricksereien genauer unter die Lupe.

Allein vom Libor hängen Finanztransaktionen in einem mehrstelligen Billionen-Volumen ab. Weltweit wird in dem Manipulationsskandal gegen mehr als ein Dutzend Banken ermittelt. Einzelne Händler sollen an dem Zinssatz geschraubt haben, um Handelsgewinne einzustreichen.

Mehrere Großbanken zahlten bereits Milliarden-Betrag

Die Schweizer UBS, Barclays und die Royal Bank of Scotland schlossen bereits Vergleiche und mussten dafür Strafen von zusammen mehr als 2,5 Milliarden Dollar zahlen. Mit Spannung werden daher nun auch im Ausland die Ergebnisse der Sonderprüfung bei der Deutschen Bank erwartet, die die BaFin im vergangenen Jahr begonnen hatte.

Vor allem der heutige Co-Vorstandschef Anshu Jain stand im Fokus. Denn er hatte bis zum Frühjahr 2012 das Investmentbanking der Deutschen Bank geführt, in dem die Manipulationen passierten. Jain kann nun offenbar aufatmen. Auch die Deutsche Bank bekräftigte am Montag, nach ihren eigenen Untersuchungen sei "nach aktuellem Stand (...) kein amtierendes oder früheres Mitglied des Vorstands in irgendeine unangemessene Weise in die untersuchten Vorgänge um Referenzzinssätze verwickelt". Eine "begrenzte Zahl von Mitarbeitern" habe auf Eigeninitiative entgegen der Standards der Bank gehandelt. Das Institut hat deswegen nach früheren Angaben sieben Händler entlassen und Vorkehrungen getroffen, dass sich die Tricksereien nicht wiederholen können.

Nach Angaben des Insiders wird in dem BaFin-Abschlussbericht stehen, dass die Deutsche Bank bei der Ermittlung des Libor einfache Regeln missachtete. So sei bei den Meldungen teilweise gegen das Vier-Augen-Prinzip verstoßen worden, das Alleingänge von Mitarbeitern verhindern könnte. Die gemeldeten Zinssätze seien außerdem unzureichend dokumentiert worden.

Interbanken-Zinssätze werden reformiert

Die BaFin wollte sich zu den Ergebnissen ihrer Untersuchung nicht äußern. Der Bericht wird auch nicht veröffentlicht. BaFin-Chefin Elke König hatte allerdings schon vor einiger Zeit kritisiert, die deutschen Banken hätten das Manipulations-Potenzial unterschätzt, das in Libor und Euribor stecke. Die Branchen-Zinssätze beruhen auf Meldungen der einzelnen Banken über ihre Konditionen, zu denen sie sich bei Konkurrenten Geld leihen. Von außen sind diese Angaben bislang kaum nachprüfbar. Deshalb wird derzeit weltweit an einer Reform der Interbanken-Zinssätze gearbeitet. Künftig sollen Libor und Euribor auf tatsächlichen Transaktionen basieren. Kritiker warnen allerdings, auch das schließe Tricksereien nicht gänzlich aus.

Das zeigt das Beispiel Isdafix, an dem sich viele Zinstauschgeschäfte (Swaps) orientieren. Die US-Regulierer schauen sich dieses Barometer schon länger an. Sie vermuten, dass einzelne Händler Transaktionen gemacht haben, nur um den Index zu verändern. Die BaFin zog mit einiger Verzögerung nach und leitete ebenfalls Prüfungen ein, wie in der vergangenen Woche bekannt wurde. "Wir haben einfach zu viele Skandale in der Branche. Aber der Info-Fluss von den US-Behörden zu uns funktioniert nicht so richtig", betonte der Insider nun.

Am Euro-Isdafix sind von den hiesigen Instituten neben der Deutschen Bank auch die Commerzbank und die Unicredit-Tochter HVB beteiligt. Bislang gebe es aber - anders als offenkundig beim Isdafix in den USA - keine Anzeichen für Unregelmäßigkeiten, verlautete sowohl aus Aufsichts- als auch Finanzkreisen.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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