"Gute Atmosphäre" - kein Ergebnis Bahn-Tarifverhandlungen vertagt
12.07.2010, 14:49 UhrDer Anfang ist gemacht, das Drohszenario steht und lautet Warnstreiks in der Urlaubssaison bei der Deutschen Bahn. Bereits am ersten Tag der Tarifverhandlungen bei dem Verkehrskonzern zeichnet sich ab: Es wird keine schnelle Einigung geben.

Der Tarifzug ist noch nicht richtig losgerollt, da steht er bereits wieder: Verhandlungen ergebnislos vertagt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Gut Ding will Weile haben: Die Tarifverhandlungen für rund 165.000 Beschäftigte der Deutschen Bahn AG sind ergebnislos vertagt worden. Die Bahn habe in den Verhandlungen kein Angebot vorgelegt, teilten die Gewerkschaften Transnet und GDBA mit. Die Arbeitnehmervertreter hatten vor Beginn der Gespräche ihre Forderungen nach einer Einkommensverbesserung im Gesamtvolumen von sechs Prozent bekräftigt.
In den kommenden Wochen soll nun in Arbeitsgruppen über Schwerpunktthemen verhandelt werden. Dazu zählen etwa Struktur und Zulagen sowie soziale Fragen. Die nächste offizielle Verhandlungsrunde wurde für den 29. Juli angesetzt.
Die Verhandlungen hätten in einer guten Atmosphäre stattgefunden, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn. "Wir sind zuversichtlich in der nächsten Verhandlungsrunde am 29. Juli Fortschritte zu erzielen und werden dann auch ein Angebot vorlegen."
"Angebot muss auf den Tisch"
Dagegen kritisierten die Verhandlungsführer von Transnet und GDBA, Alexander Kirchner und Heinz Fuhrmann das Vorgehen: "Wir sind enttäuscht, dass die Arbeitgeberseite nicht bereit war, zumindest ein erstes Angebot auf den Tisch zu packen."
Neben der angepeilten Einkommensverbesserungen streben die Gewerkschaften einen Branchentarifvertrag für den Schienenpersonen-Nahverkehr an.
Bei "Branchenlösung" einig
Bereits in dieser Woche wollen Transnet und GDBA weitere Schritte für einen einheitlichen Branchentarifvertrag unternehmen. Am Donnerstag treffen sich die Gewerkschaften mit Vertretern zahlreicher Bahnunternehmen in Fulda. Im Rahmen einer Konferenz sollen dann noch einmal Grundzüge eines solchen Tarifvertrages erörtert werden.
Die Bahn zeigte sich dem Ansinnen gegenüber aufgeschlossen. Man sei bereit, an einer Lösung für die gesamte Branche mitzuwirken, sagte der Bahn-Sprecher.
Der Transnet-Vorsitzende Kirchner hatte hier vor Verhandlungsbeginn auch die Deutsche Bahn kritisiert, die sich in den vergangenen Jahren an Ausschreibungen nur "immer mit neuen Gesellschaften ohne Tarifbindungen" beteiligt habe.
Bei den privaten Bahn-Gesellschaften sind die Tarifverträge derzeit "überall offen", das heißt, die Friedenspflicht ist abgelaufen. Bei der Deutschen Bahn endet die Friedenspflicht am 31. Juli.
Streik-Androhung steht
Bereits im Vorfeld hatten Transnet und GDBA mit Streiks gedroht, sollten die Verhandlungen schleppend verlaufen.
Bei den Gesprächen nicht mit dabei ist die Lokführer-Gewerkschaft GDL. Sie wird separat mit der Bahn verhandeln. Transnet und GDBA bedauerten, dass es im Vorfeld der Verhandlungen nicht gelungen sei, sich mit der GDL auf eine gemeinsame Linie einzustimmen, obwohl sich die Inhalte der Forderungen weitestgehend deckten.
Quelle: ntv.de, DJ