Wirtschaft

Mit dem Zug zum Einsatz Bahn befördert Flut-Helfer gratis

Nadelöhr im europäischen Schienenverkehrsplanung: Die gesperrte Elbquerung zwischen Hämerten und Schönhausen.

Nadelöhr im europäischen Schienenverkehrsplanung: Die gesperrte Elbquerung zwischen Hämerten und Schönhausen.

(Foto: dpa)

Am Tag nach der Brückensperrung bei Schönhausen an der Elbe weiten sich die Behinderungen im europäischen Bahnverkehr aus: Fernzüge aus Paris, Zürich, Prag und Warschau werden großräumig umgeleitet oder fallen komplett aus. Wo die Bahn noch hinkommt, fahren Fluthelfer dafür kostenlos.

"Reisende werden gebeten, - wenn möglich - auf Zugfahrten auf dieser Strecke zu verzichten oder sie zu verschieben."

"Reisende werden gebeten, - wenn möglich - auf Zugfahrten auf dieser Strecke zu verzichten oder sie zu verschieben."

Für "Hochwasserhelfer" hat die Deutsche Bahn einen umfangreichen Sonderservice eingerichtet: Fluthelfer fahren auf Strecken in die vom Hochwasser betroffenen Regionen an der Elbe und an der Donau bis auf weiteres kostenlos. "DB Regio und die Landesregierung Sachsen-Anhalt ermöglichen Hochwasserhelfern ab sofort die kostenlose An- und Abreise zu Einsätzen innerhalb des Landes", teilte die Bahn mit. Eine ähnliche Vereinbarung gilt an der Donau: Nach Angaben der Bahn bringt die Südostbayernbahn "freiwillige Helfer kostenlos von und nach Passau". Die Südostbayernbahn ist ein regionaler Schienenverkehrsanbieters der Deutschen Bahn.

In den bislang am schlimmsten betroffenen Regionen hält das Hochwasser Bahn-Reisende weiter in Atem: Im gesamten Fernbahnverkehr kommt es weiterhin zu einzelnen Zugausfällen und enormen Verspätungen. Hauptursache des Fahrplan-Chaos ist die Sperrung einer wichtigen Eisenbahnbrücke über die Hochwasser führende Elbe bei Schönhausen. Über dieses Nadelöhr in der deutschen Schienenverkehrsinfrastruktur führt eine der deutschen Hochgeschwindigkeitsstrecken für ICE-Züge. Nach dem Deichbruch bei Fischbeck mussten die Behörden die Elbquerung vorsorglich sperren.

Die Bahn hoffe, dass sich die Verspätungen am zweiten Tag der Vollsperrung für Bahnreisende auf nicht mehr als etwa eine Stunde beschränken lassen, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Zu Wochenbeginn soll es auf den unmittelbar betroffenen Zugverbindungen Verspätungen von bis zu drei Stunden gegeben haben. Die Sperrung trifft nach Angaben der Deutschen Bahn vor allem die ICE-Verbindungen Berlin-Köln und Berlin-Frankfurt am Main. Abgesehen davon sind auch eine ganze Reihe europäischer Fernverbindungen auf die direkte Elbquerung angewiesen (zur Streckenübersicht: bahn.de/aktuell).

Informationen für Bahn-Reisende

Auskünfte zur Hochwasserlage im Schienenverkehr erhalten Reisende im Internet unter www.bahn.de/aktuell oder telefonisch unter der kostenlosen Rufnummer 08000 / 99 66 33.

Für betroffene Bahn-Kunden gelten umfangreiche Kulanzregeln:

  • zuggebundene Fahrkarten können in den DB Reisezentren oder an den Informationsschaltern in den Bahnhöfen "für die nächstmögliche Reiseverbindung sowie die Nutzung des nächsten Zuges gültig geschrieben werden". Das gilt auch für eventuell notwendige Umwege.
  • Für die Rückerstattung von Online-Tickets hat die Bahn ein Kontaktformular im Internet eingerichtet.
  • Für Zeitkarten gelten laut Bahn die tariflichen Umtausch- und Erstattungsbedingungen, für Verbundfahrkarten die Regelungen der jeweiligen Verkehrsverbünde.

"Reisende werden gebeten, - wenn möglich - auf Zugfahrten auf dieser Strecke zu verzichten oder sie zu verschieben", teilte die Bahn mit. Grund für die Verzögerungen sind die großräumigen Umleitungen, mit denen die Bahn-Planer die blockierte Elbquerung östlich von Stendal umgehen wollen. Durch den Umweg und die zusätzliche Fahrwege verlängert sich die Fahrtzeit.

Die Züge der Strecke Berlin-Hannover-Köln werden mittlerweile über eine Art Nordumgehung über Wittenberge, Stendal und Wolfsburg umgeleitet. Die Züge der Strecke Berlin-Kassel-Frankfurt fahren über Dessau, Halle (Saale) und Gerstungen. Die Haltepunkte Berlin-Spandau, Wolfsburg, Braunschweig, Hildesheim, Göttingen, Kassel-Wilhelmshöhe entfallen.

Wie lange die Brücke bei Schönhausen gesperrt sein wird, ist weiter unklar. Wenn das Hochwasser zurückgehe, werde geprüft, wie standfest sie noch sei, sagte der Sprecher. Erst wenn es keine Probleme gebe, könnte die Brücke wieder befahren werden.

Österreich springt Richtung München ein

Abgesehen von den Problemen am Unterlauf der Elbe sieht sich das Unternehmen auch in Oberbayern, Sachsen, Thüringen und im südlichen Sachsen-Anhalt mit teils erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert. In fast allen Hochwassergebieten ist demnach weiterhin mit Verspätungen, Umleitungen und Ausfällen im Regional- und Fernverkehr zu rechnen.

Die Bahnstrecke Salzburg-Rosenheim-München ist aufgrund von Flut- und Unwetterschäden nach wie vor noch nicht durchgehend befahrbar. Die österreichische Schienenverkehrsanbieter ÖBB setzt daher zusätzliche Züge von Salzburg über Mühldorf nach München ein. "Kunden der Südostbayernbahn können die Verbindungen nutzen, es werden alle Fahrscheine anerkannt", teilte die Bahn mit. Auf dieser Strecke gilt demnach ein Sonderfahrplan.

Probleme in Tschechien

Die Regionalverbindung zwischen Magdeburg und Halle (Saale) ist zwischen Magdeburg und Schönebeck (Elbe) bis auf weiteres wegen des Hochwassers gesperrt. "Die Dauer ist noch nicht absehbar", heißt es bei der Bahn. Behinderungen im Schienenverkehr gibt es außerdem vor allem am Oberlauf der Elbe. Innerhalb der Tschechischen Republik seien einige Strecken nur eingeschränkt befahrbar beziehungsweise gesperrt, warnt die Deutsche Bahn.

Die EC- und Nachtzüge auf der Strecke Prag-Dresden-Berlin-Hamburg werden innerhalb der Tschechischen Republik umgeleitet und verkehren mit einer Verspätung in Höhe von 60 bis 120 Minuten. Die Bahn empfiehlt ihren Kunden, "Reisen in Richtung Tschechische Republik über Dresden auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben."

Zur aktuellen Hochwasserlage in Deutschland: n-tv.de Liveticker

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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