Wirtschaft

Milliarden-Deal in der Wüste Bahn besiegelt Katar-Projekt

In der der Hauptstadt von Katar, Doha.

In der der Hauptstadt von Katar, Doha.

(Foto: ZB)

Das milliardenschwere Großprojekt für die Deutsche Bahn ist im Emirat Katar in der Hauptstadt Doha offiziell besiegelt worden. Konzernchef Rüdiger Grube unterzeichnete in Katar den größten Auftrag in der Geschichte des Unternehmens.

Die Bahn gründet mit einem dortigen Partner eine Entwicklungsgesellschaft. Die Tochter DB International hält 49 Prozent der Anteile an dieser Gesellschaft, die Planung und Bau von Fern- und Güterzugstrecken sowie einer Metro in Doha steuern soll. Geplant ist auch eine Hochgeschwindigkeitstrasse.

Die Investitionssumme liegt insgesamt bei rund 17 Mrd. Euro allein für die Infrastruktur. Einen Großteil der Aufträge soll der bundeseigene Konzern erhalten.

Einen Fuß in der Tür

Grube sagte, der Bahn helfe ein solches Engagement "gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, Arbeitsplätze auch im Inland zu sichern." Mit dem Vorhaben in Katar sehe der Konzern außerdem gute Chancen, auch in anderen arabischen Staaten ins Geschäft zu kommen. In den nächsten beiden Jahrzehnten seien in der Region Investitionen in dreistelliger Milliardenhöhe für den Aufbau oder die Erweiterung von Eisenbahnnetzen zu erwarten.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), der auch nach Doha reiste, sagte zu dem Vorhaben: "Bei der Planung des Verkehrskonzepts, dem Bau der Infrastruktur, der Lieferung der Fahrzeuge und dem Betreibergeschäft sind für deutsche Unternehmen Milliardenumsätze möglich." Der Abschluss zeige, wie begehrt deutsches Fachwissen und Technologie gefragt seien,  erklärten Grube und Ramsauer.

Die Bahn ist seit Jahren in Verhandlungen über das Projekt, für das auch schon einmal die Magnetschwebebahn Transrapid im Gespräch war. Katar gilt, was Pro-Kopf-Einkommen und Wirtschaftskraft betrifft, als eines der reichsten Länder der Welt.

Bahn schickt 50 Experten

Das Gemeinschaftsunternehmen "Qatar Railways Development Company" hat ein Planungsbudget von 700 Mio. Euro. Die Deutschen stellen zwei der vier Geschäftsführer, darunter in den ersten vier Jahren den Spitzenmann. Mitgesellschafter ist die staatliche Gesellschaft Qatari Diar. Zunächst sollen rund 50 Experten der DB International im Wüstenstaat die Arbeit aufnehmen.

Umgesetzt werden soll ein im vergangenen Jahr erarbeitetes Konzept. Es umfasst ein 300 Kilometer langes Metrosystem in Doha mit vier Linien, eine 180 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitstrasse nach Bahrain für maximal Tempo 350 sowie weitere Strecken für Güter- und Personenzüge.

Kein schneller Börsengang

Die Bahn hatte unter Mehdorn eine Expansionsstrategie verfolgt, die Zukäufe vor allem in Europa vorsah. Dabei kam sie jetzt auch im Personenverkehr einen Schritt voran: Erstmals gewann das Unternehmen eine europäische Ausschreibung und kann nun S-Bahnen in Süd-Schweden betreiben.

Mit Verweis auf die Probleme bei der Berliner S-Bahn lehnte Ramsauer erneut eine schnelle Teilprivatisierung der Bahn ab. Das Beispiel der Hauptstadt zeige, "wohin es führt, wenn ein Staatsunternehmen zur kurzfristigen Gewinnmaximierung ausgepresst wird", sagte der CSU-Politiker der "Super Illu". "Wer Bremsen und Achsen auf Verschleiß fährt, verliert den gemeinwirtschaftlichen Auftrag aus dem Auge." Wegen technischer Probleme hatte das Eisenbahnbundesamt im Sommer zahlreiche Züge der Berliner Bahn-Tochter aus dem Verkehr gezogen, was eine massive Ausdünnung des Angebots zur Folge hatte.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa

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