Nun auch ältere ICE-Züge betroffen Bahn prüft Achsen häufiger
15.03.2011, 17:12 Uhr
Charakteristische Nase: Ein Schnellzug vom Typ ICE-1.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Bahnreisende können bis zur Wochenmitte wohl weitgehend ungestört mit dem Zug zur Arbeit fahren. Die Lokführer wollen den deutschen Schienenverkehr frühestens am Nachmittag wieder bestreiken. Bei der Deutschen Bahn zeichnen sich unterdessen ganz andere Probleme ab.
Die Deutsche Bahn muss nun nach den Problemen mit Haarrissen an den Achsen von Schnellzügen der Baureihe ICE-3 nun auch die Achsen ihrer ICE-1- und ICE-2-Züge häufiger als bislang überprüfen. Die Prüfintervalle für die 103 Züge seien nochmals halbiert worden, erklärte der Konzern. Das Unternehmen untersucht bereits seit einem Achsbruch im Sommer 2008 die Achsen der ICE-3- und ICE-T-Züge deutlich häufiger auf Schäden.
Auslöser war ein . Bei voller Fahrt könnte ein solches Materialversagen schlimmstenfalls zu schweren Unfällen führen. Die verkürzten Prüfintervalle hatten im Herbst 2008 bis weit ins Jahr 2009 zu massiven Verspätungen und Zugausfällen geführt, da nicht mehr ausreichend Züge als Reserve bereitstanden, wenn es zu Störungen im Betrieb kam.
Durch die häufigeren Werkstatt-Aufenthalte der ICE-1- und ICE-2-Züge sinke die Reserve nochmals um vier Züge, erklärte die Bahn. Im "Regelbetrieb" werde es aber "keine unmittelbaren Auswirkungen für die Fahrgäste" geben.
Grund für die häufigeren Kontrollen an den beiden älteren ICE-Baureihen seien nun nicht mögliche neuen Gefahren, erklärte die Bahn: "Es gibt keinerlei Erkenntnisse, dass bei den bisherigen Ultraschall-Prüfintervallen eine Gefahr für den Eisenbahn-Verkehr vorläge." Es solle aber eine "geeignete Berechnungsmethode zur Ermittlung der notwendigen Ultraschall-Intervalle" gefunden werden, mit der "auch theoretische Risiken in jedem Fall auszuschließen" seien.
Neue Bahnstreiks ab Mittwochmittag?
Im Tarifstreit zwischen Lokführern und den großen deutschen Bahnunternehmen läuft unterdessen ein Ultimatum gegen Mitternacht aus. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) wollte eigenen Angaben zufolge bis 24.00 Uhr auf ein neues Tarifangebot der Deutschen Bahn und ihrer Wettbewerber warten. "Und wir bleiben dabei, dass wir Streiks rechtzeitig zwölf Stunden vorher ankündigen", sagte ein GDL-Sprecher.
Am Mittwoch wird auch eine erste Gerichtsentscheidung in dem Tarifkonflikt erwartet. Um 12.00 Uhr will das Arbeitgericht Kiel über den Antrag der privaten Nord-Ostsee-Bahn (NOB) entscheiden, künftige GDL-Streiks per einstweiliger Verfügung zu verbieten. Die NOB argumentiert, sie sei aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten und verhandele generell nicht über einen bundesweiten Tarifvertrag, wie ihn die GDL anstrebt.
Veolia pfeift Anwälte zurück
Das Unternehmen Veolia Verkehr Sachsen-Anhalt zog einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung beim Arbeitsgericht Magdeburg am Dienstag wieder zurück. Gründe dafür habe das Unternehmen nicht genannt, teilte das Landesarbeitsgericht in Halle mit. Unternehmenssprecher Jörg Puchmüller sagte, er wolle das Vorgehen von Veolia nicht kommentieren. Andere Bahnbetreiber, darunter Keolis, Abellio und die Hessische Landesbahn prüfen derzeit rechtliche Schritte gegen die GDL, wie sie auf Anfrage mitteilten.
Sollte ein Gericht eine einstweilige Verfügung erlassen, dürfte das betroffene Unternehmen nicht mehr bestreikt werden. "Daran werden wir uns halten. Aber ich gehe nicht davon aus, dass die Arbeitgeberseite mit dieser Taktik erfolgreich ist", sagte der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky der Zeitung "Die Welt".
Quelle: ntv.de, AFP