Wirtschaft

Unwetter kosten Gewinn Bahn verbucht Fahrgast-Rekord

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(Foto: picture alliance / dpa)

Mehr Umsatz und ein höherer Gewinn: Die Bahn meldet ein solides erstes Halbjahr. Doch offenbar bleibt der Konzern hinter den eigenen Planungen. Der Fernbus-Boom trifft das Unternehmen.

Die Deutsche Bahn hat in den ersten sechs Monaten so viele Fahrgäste befördert wie nie zuvor. Auf Jahressicht stieg die Zahl der Reisenden um 10 Millionen auf mehr als eine Milliarde, wie Bahnchef Rüdiger Grube sagte. Mehr Nutzer verzeichnete die Bahn auch europaweit in ihren Bussen. Hier stieg die Zahl der Fahrgäste um 10 Millionen auf 1,6 Milliarden. Dies war ein Plus von einem Prozent.

Auch wirtschaftliche blicke das Unternehmen auf ein positives erstes Halbjahr, sagte Grube weiter. Die Erlöse stiegen 1,9 Prozent auf 19,73 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit bereinigt) stieg um 6,9 Prozent auf 1,09 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente der Konzern mit 642 Millionen Euro gut ein Sechstel mehr als vor Jahresfrist. Allerdings sei dem Unternehmen durch das Unwetter "Ela" an Pfingsten ein Schaden von 60 Millionen Euro entstanden.

Fernbusse kosten Bahn 50 Millionen

Allerdings hatte die Bahn für den Zeitraum zwischen Januar und Ende Juni wohl höhere Erlöse erwartet. Doch die steigende Nachfrage bei Fernbussen mache sich immer stärker bemerkbar, berichtete ein Insider. So sei - auch wegen der Unwetter in Nordrhein-Westfalen - allein der Umsatz des Fernverkehrs, also der IC und ICE, um 120 Millionen Euro unter den Planungen geblieben und habe auch das Vorjahresergebnis verfehlt.

Durch die Konkurrenz auf dem Fernbusmarkt sei der Deutschen Bahn ein Umsatz von rund 50 Millionen Euro verloren gegangen, sagte Grube ein. "Fakt ist: Der Wettbewerbsdruck nimmt zu - und zwar in allen Geschäftsfeldern." Noch ist die Bahn selbst mit ihrer Mehrheitsbeteiligung an Berlinlinienbus und dem Angebot IC Bus der größte Fernbusanbieter in Deutschland. In diesem Segment wolle man weiter punkten, vor allem mit grenzüberschreitenden Angeboten, sagte Grube.

Busunternehmern in Deutschland dürfen seit rund eineinhalb Jahren in großem Stil Linienverkehr für Fernstrecken anbieten. Zuvor durften Fernbusse nur auf Strecken eingesetzt werden, auf denen sie der Bahn keine Konkurrenz machten. Mittlerweile sind 40 Unternehmen aktiv, die aktuell knapp 170 Verbindungen anbieten und der Bahn viele Kunden abwerben. Im vergangenen Jahr waren Schätzungen zufolge rund neun Millionen Reisende im Fernbus unterwegs.

Logistiksparte wächst

In der Logistiksparte legten der Bahn zufolge alle Geschäftsfelder deutlich zu: Die Zahl der Sendungen im europäischen Landverkehr erhöhte sich um 3,6 Prozent, beim Luftfrachtvolumen gab es ein Plus von 2,6 Prozent, bei der Seefracht einen Anstieg um 8,5 Prozent und bei der Kontraktlogistik ein Umsatzplus von 8,9 Prozent. Doch auch hier wurden die Umsatz-Planungen nicht erreicht, lagen jedoch noch über dem Niveau des Vorjahres, wie der Insider weiter sagte.

"Insgesamt stehen wir nach dem ersten Halbjahr etwas besser da als erwartet. Aber es gibt keinen Anlass zu Euphorie", sagte Finanzchef Richard Lutz. Für den Manager liegen noch viele Herausforderungen vor dem Konzern. Er nannte als Beispiele die zunehmende Wettbewerbsintensität in den Bahn-Märkten, die Infrastrukturfinanzierung in Deutschland und die nun anstehenden Tarifverhandlungen.

Im vergangenen Geschäftsjahr 2013 war das Nettoergebnis der Bahn um mehr als die Hälfte auf nur noch 649 Millionen Euro eingebrochen. Das operative bereinigte Ergebnis belief sich auf 2,23 Milliarden Euro, nach 2,7 Milliarden im Vorjahr. Hohe Kosten, das Hochwasser im Sommer, die Marktlage in Europa sowie Sonderausgaben hatten den Gewinn der Deutschen Bahn erheblich belastet.

Für das laufende Jahr erwartet die Bahn Einnahmen von etwa 41 Milliarden Euro, das bereinigte Ebit soll 2,2 Milliarden erreichen. Das Jahresergebnis soll die Milliardenschwelle wieder überschreiten.

Fahrgastverband fordert mehr Fahrten

Der Fahrgastverband Pro Bahn forderte den Konzern auf, das stabile Ergebnis zu nutzen, "den Fahrgästen mehr Verbindungen mit größerer Zuverlässigkeit zu bieten". Der Rückgang beim Fernverkehr sei "bitter, darüber können bessere Pünktlichkeitswerte, die Fernbus-Konkurrenz und Zuwächse im Regionalverkehr nicht hinwegtrösten", sagte Pro-Bahn-Sprecher Gerd Aschoff.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) sieht "die Perspektiven für die Eisenbahn alles andere als rosig". Auto, Flugzeug und Fernbus würden durch vielfältige Verzerrungen des Wettbewerbs bevorzugt.

Quelle: ntv.de, kst/jwu/AFP/rts/DJ/dpa

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