Debakel erzwingt neue Personalpolitik Bahn will Kunden entschädigen
15.08.2013, 14:15 Uhr
Wie die einzelnen Kunden entschädigt werden sollen, ist noch nicht klar.
Überstunden, die nicht abgebaut werden können, Urlaubstage, die nicht genommen werden können: Fehler in der Personalplanung der Bahn sorgen für ein Fiasko auf dem Mainzer Hauptbahnhof. Der Konzern verspricht Kunden Wiedergutmachung - allerdings nicht allen.
D ie Deutsche Bahn will Fahrgästen mit Zeitkarten entgegenkommen, die von Zugausfällen am Mainzer Hauptbahnhof betroffen sind. "Wir schauen uns den Einzelfall an", sagte eine Bahn-Sprecherin. "Wir werden den Kunden unbürokratisch und kulant entgegenkommen." Die Bahn ließ zunächst offen, wie das aussehen könnte, da es unterschiedliche Arten von Zeitkarten gebe.
Für zuggebundene Tickets von und nach Mainz Hauptbahnhof gibt es im Fernverkehr die Möglichkeit kostenloser Erstattung, wenn der Zug dort nicht hält. Bei Verspätungen über einer Stunde gilt das Recht auf Entschädigung. Die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Renate Künast, hatte die Bahn aufgefordert, alle Zeitkarteninhaber zu entschädigen.
Personalreform dauert SPD zu lange
Zuletzt hatte die Bahn angekündigt, den kompletten Personaleinsatz gemeinsam mit der Eisenbahngewerkschaft EVG auf den Prüfstand zu stellen. Bis Mitte Oktober sollen für 400 Betriebe neue Pläne erarbeitet werden. Der SPD geht das aber nicht zügig genug. Der Bundestagsfraktionsvize Florian Pronold forderte ein Sofortprogramm gegen Fachkräftemangel.
"Die Personalknappheit in Mainz ist nur die Spitze des Eisbergs. Die Bahn selbst räumt ein, dass solche Engpässe auch an anderen Orten existieren", sagte der Verkehrsexperte im Wahlkampfteam von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück der "Passauer Neuen Presse". Die Bahn brauche dringend eine aufgabenorientierte Personalpolitik und keine Privatisierung.
Bahnchef Rüdiger Grube hatte sich am Mittwoch vor Ort persönlich ein Bild gemacht von der Lage und mit einigen Mitarbeitern des Mainzer Stellwerks gesprochen. Dieses war wochenlang massiv unterbesetzt gewesen. "Mainz ist die Spitze des Eisbergs", sagte EVG-Chef Alexander Kirchner. Konzernweit seien acht Millionen Überstunden und neun Millionen Stunden ausstehender Urlaub aufgelaufen.
Quelle: ntv.de, dpa