Wirtschaft

Teures S-Bahn-Chaos Bahn zahlt Millionen

Bahn-Vorstand Ulrich Homburg muss das Portemonnaie weit öffnen

Bahn-Vorstand Ulrich Homburg muss das Portemonnaie weit öffnen

(Foto: dpa)

Das Chaos bei der Berliner S-Bahn kostet die Deutsche Bahn AG Millionen. Allein für die Fahrgast-Entschädigung mit Freifahrten und besserem Service veranschlagte Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg statt der bisher geplanten 25 Mio. Euro nun rund 55 Mio. Euro. Das entspricht dem Gewinn, den die S-Bahn Berlin 2008 an den Mutterkonzern abführte. Die Gesamtbelastung für das laufende Geschäftsjahr der S-Bahn bezifferte Homburg mit mindestens 75 Mio. Euro. Der Konzern werde das Minus ausgleichen müssen.

Für das S-Bahn-Chaos sollen nun auch Inhaber von Monatskarten, Sozialtickets und Studenten entschädigt werden. Außerdem sollen an den Adventswochenenden sämtliche S-Bahn-Fahrer günstiger fahren dürfen. Die Deutsche Bahn spendet zudem jeweils 100.000 Euro an vier Berliner Wohltätigkeitsorganisationen. Als Entschädigung hatte das Unternehmen bisher vorgesehen, Kunden im Dezember umsonst fahren zu lassen, wenn sie eine gültige Jahreskarte oder ein laufendes Abonnement haben.

Manager zur Kasse gebeten

Der Konzern lässt nun prüfen, ob Manager wegen unterbliebener Fahrzeugwartungen oder anderer Versäumnisse zivilrechtlich zur Kasse gebeten werden können. Auch strafrechtliche Schritte gegen Führungskräfte würden erwogen. Da nicht alle Vorgänge der Jahre 1999 bis 2009 in den Bahnarchiven lückenlos dokumentiert seien, würden in den nächsten Monaten mit Billigung des S-Bahn-Betriebsrates 50 bis 70 frühere und heutige Mitarbeiter befragt, sagte Homburg.

Die S-Bahn der Hauptstadt hat ihr Angebot für die werktags mehr als eine Million Fahrgästen seit Ende Juli eingeschränkt. Wegen technischer Mängel an Radscheiben und Bremsen standen zeitweise drei Viertel des Fuhrparks still. Das hatte das Eisenbahn-Bundesamt angeordnet. Deshalb fallen nach wie vor Züge aus oder fahren mit Verspätung. Mitte Dezember sollen die Züge wieder nach dem regulären Fahrplan rollen, falls nicht neue schwere Mängel auftauchen.

Der Bruch einer Radscheibe an einem S-Bahnzug im Mai in Berlin- Kaulsdorf hatte das Desaster ausgelöst. Homburg verwies darauf, dass es bereits 2003 einen kompletten Riss einer Radscheibe gegeben habe. Zudem seien 2005 auch in der Konzernbeschaffung Hinweise aufgetaucht, dass die Radscheiben der modernsten Berliner S-Bahnzüge nicht dauerfest sind. "Es geht auch um die Frage, warum mit den Radscheiben so lange gefahren worden ist, obwohl es schon Erkenntnisse gab, dass mit ihnen etwas nicht in Ordnung ist", sagte Homburg. Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt bereits.

Quelle: ntv.de, sla/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen