Wirtschaft

Großes Ärgernis Deutsche Bahn Bahnchef tritt Flucht nach vorn an

Die Pannenserie in seinem Unternehmen lässt Bahnchef Grube nicht zur Ruhe kommen. Vor seinem Treffen mit den Verkehrsministern von Bund und der Ländern räumt er Defizite im Umgang mit dem Winterwetter ein. Gleichzeitig wirbt er um Verständnis für die schwierige Lage der Bahn. Bundesverkehrsminister Ramsauer droht dem Konzern mit Konsequenzen.

Ein Lichtbogen bildet sich zwischen dem Stromabnehmer eines Zuges und der vereisten Oberleitung auf dem Bahnhof in Wolfsburg.

Ein Lichtbogen bildet sich zwischen dem Stromabnehmer eines Zuges und der vereisten Oberleitung auf dem Bahnhof in Wolfsburg.

(Foto: dpa)

Der Vorstandschef der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube, hat Defizite seines Unternehmens im Umgang mit dem Winterwetter eingeräumt. "Wir haben uns zwar deutlich besser als im Vorjahr auf den Winter vorbereitet. Es gibt aber nichts schönzureden", sagte Grube der "Bild am Sonntag".

Das bundeseigene Unternehmen muss Grube zufolge "noch besser werden". Nicht zuletzt deshalb plane es milliardenschwere Investitionen in eine neue IC- und ICE-Flotte.

Vor dem Treffen der Verkehrsminister, an dem auch er teilnehmen wird, erbat Grube Objektivität bei der Bewertung der zahlreichen Zugverspätungen und -ausfälle in den zurückliegenden Winterwochen: "Bei allen Herausforderungen erbitte ich Fairness in der Beurteilung der Lage. Der vergangene Dezember war der härteste Wintermonat seit über vier Jahrzehnten. Im Vergleich zu Flugzeug und Auto hat die Bahn noch relativ gut funktioniert. Auch unsere Mitarbeiter haben unter ungewöhnlich schwierigen Bedingungen einen tollen Job gemacht."

Rüdiger Grube versucht, den Kritikern etwas den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Rüdiger Grube versucht, den Kritikern etwas den Wind aus den Segeln zu nehmen.

(Foto: dpa)

Der Bahnchef fordert von Zugherstellern konkrete Verbesserungen. "Keine Frage, diese neue Generation von Zügen muss auch bei großer Hitze und Kälte einwandfrei funktionieren, also viel robuster als die heutige Flotte sein."

Das Winterwetter macht der Bahn seit Wochen zu schaffen. Viele Züge fielen ganz aus oder waren zum Teil erheblich verspätet. Im Fernverkehr waren im Dezember einem Bericht zufolge teils sogar nur 20 Prozent der Züge pünktlich.

Ramsauer attackiert Bahn

Zuvor hatte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer der Deutschen Bahn für mögliches Fehlverhalten im Winterchaos mit Konsequenzen gedroht. Wenn sich herausstellen sollte, dass das Chaos vermeidbar gewesen sei, müsse dies Folgen haben, schrieb der CSU-Politiker ebenfalls in der "Bild am Sonntag". Als Ausrede tauge der Winter in Deutschland nicht.

Peter Ramsauer gibt seine zurückhaltende Haltung auf.

Peter Ramsauer gibt seine zurückhaltende Haltung auf.

(Foto: dpa)

Die Zugausfälle und Verspätungen seien Ergebnis der jahrelangen Sparpolitik des Konzerns. Der Minister forderte die Bahn daher auf, mehr zu investieren. "Unterlassene Investitionen rächen sich", schrieb Ramsauer weiter.

Auch Niedersachsens Verkehrsminister Jörg Bode dringt auf Verbesserungen im Zugverkehr. "Die Situation ist nicht länger hinnehmbar", sagte der FDP-Politiker. Die Verkehrsminister von Bund und Ländern wollen am Montag bei einer Sonderkonferenz in Berlin über die Folgen der Winterprobleme bei der Bahn sprechen.

Dividendenausschüttung auf dem Prüfstand

Bode geht angesichts eingefrorener Weichen von Problemen mit der Wartung aus. "Wenn das so ist, muss man auch darüber diskutieren, ob es genügend Personal gibt." Zudem sei es fraglich, ob die geplante Ausschüttung einer Dividende an den Bund als Eigentümer von 500 Millionen Euro noch Sinn mache. "Vielleicht braucht man das Geld, um den gewollten Standard zu erhalten", sagte Bode.

Die Bahn müsse auch die Abläufe in ihrem Fahrplan verbessern und bei vorhersehbaren Verspätungen - etwa wenn Züge nicht das volle Tempo fahren können - einen Notfallplan auflegen. Bode sagte, bei der bevorstehenden Verkehrsminister-Tagung sollten zunächst Qualitätsstandards für die Bahn abgesteckt werden.

Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts/AFP

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