McKinsey-Chef rät zum Austritt Banken pokern weiter mit Athen
22.01.2012, 10:32 Uhr
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Trotz der Abreise des Chefunterhändlers der Banken, Dallara, gehen die Verhandlungen in Athen über einen Schuldenschnitt für private Gläubiger weiter. Die griechische Regierung steht dabei enorm unter Druck, da sie bis Montag zu einer Lösung kommen will. Der Chef der Unternehmensberatung McKinsey, Mattern, denkt bereits einen Schritt weiter und legt den Griechen den Austritt aus dem Euro nahe.
Die Verhandlungen zwischen Griechenland und seinen privaten Gläubigern über einen freiwilligen Anleihentausch gehen offenbar weiter. Die Abreise von IIF-Chefunterhändler Charles Dallara war laut Internationalem Bankenverband im Vorfeld geplant. Dallara sei zu einem privaten Termin außerhalb Griechenlands geflogen, den er bereits vor langer Zeit vereinbart habe. Ein Expertenteam des IIF sei in Athen geblieben und verhandle weiter mit Vertretern der griechischen Regierung über einen Schuldenschnitt. Zuvor hatte es geheißen, dass die Gespräche unterbrochen seien.
Die Griechen wollen eine Einigung unbedingt vor dem Treffen der Euro-Finanzminister am Montag unter Dach und Fach bringen, damit noch genug Zeit für eine rechtzeitige Umsetzung bleibt. Ein vorläufiger Kompromiss würde bis auf weiteres einen Staatsbankrott des südosteuropäischen Euro-Landes verhindern. Für die privaten Gläubiger dürfte eine Übereinkunft aber mit einem Forderungsverzicht von 65 bis zu 70 Prozent verbunden sein. Im Gegenzug sollen ihnen nach Angaben eines Bankenvertreters Staatsanleihen mit einer 30-jährigen Laufzeit und einer Verzinsung von durchschnittlich vier Prozent angeboten werden.
Die angestrebte Einigung mit den privaten Gläubigern - neben Banken sind das Versicherer und Hedgefonds - ist Teil eines Entschuldungsplans für Griechenland. Die Regierung in Athen feilscht bereits seit Monaten mit dem IIF über einen Forderungsverzicht der privaten Gläubiger. Der Schuldenschnitt ist die Voraussetzung dafür, dass das Euro-Land dringend benötigte Mittel aus einem 130 Mrd. Euro schweren Hilfspaket von EU und Internationalem Währungsfonds erhalten kann. Ohne das Geld droht dem Land bereits im März ein ungeordneter Bankrott, wenn Staatsanleihen im Volumen von 14,5 Mrd. Euro bedient werden müssen. Im Gegenzug für die Hilfen muss sich das Ägäisland jedoch zu weiteren Reformen verpflichten.

Frank Mattern ist für ein Ende mit Schrecken statt eines Schreckens ohne Ende.
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McKinsey-Chef Frank Mattern empfiehlt Griechenland derweil den Austritt aus der Europäischen Währungsunion. "Ich erkenne ja die Sparbemühungen in Griechenland an, aber ich habe erhebliche Zweifel, ob sie angesichts der Ausgangslage reichen werden", sagte Mattern der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
"Es könnte der Fall eintreten, dass ein 'geordneter Austritt' aus der Eurozone für Griechenland das kleinere Übel ist, trotz aller damit verbundenen Probleme. Denn die Abwertung einer neuen Währung hilft, international wieder mehr Wettbewerbsfähigkeit zu erlangen." Die Furcht vor einem Domino-Effekt hält der Berater für übertrieben: "Die Auswirkungen eines geordneten Austritts Griechenland auf Länder wie Italien oder Spanien ("secondary effects") sind vermutlich beherrschbar", ergänzte Mattern.
Ungeachtet der abgebrochenen Verhandlungen über einen Schuldenschnitt sieht Finanzminister Wolfgang Schäuble die Rettungsbemühungen auf einem guten Weg: "Wenn man die ersten Wochen des Jahres betrachtet, scheint das Vertrauen der Marktteilnehmer in die Eurozone langsam wieder zurückzukommen", sagte Schäuble dem Blatt. "Die Staaten der Eurozone haben in den letzten Monaten zahlreiche richtige und wichtige Weichenstellungen vorgenommen. Der ESM wird nach vorne gezogen, die Staats- und Regierungschefs haben sich auf die Grundzüge eines Fiskalpakt geeinigt, der der richtige Weg hin zu einer Stabilitätsunion ist und die Länder im Fokus der Märkte sind die erforderliche Konsolidierung und wichtige Reformen entschlossen angegangen. Daher gilt es jetzt auf diesem Weg konsequent weiter voranzuschreiten."
Quelle: ntv.de, nne/rts