Was von Arcandor übrig blieb Banken prüfen Zerschlagung
28.07.2009, 19:07 UhrEine Aufspaltung des insolventen Handels- und Reisekonzerns Arcandor wird wahrscheinlicher. Drei Investmentbanken sollen Finanzkreisen zufolge in den nächsten Wochen Möglichkeiten für einen separaten Verkauf der Sparten Karstadt, Primondo (Quelle) und Thomas Cook ausloten. Vor allem die Touristiktochter Cook soll nach dem Willen der Gläubigerbanken so schnell wie möglich an einen neuen Eigentümer gehen, wie mehrere mit den Plänen vertraute Personen sagten. Die milliardenschweren Anteile an der deutsch-britischen Touristiktochter Cook sind an Kreditgeber und Anleihegläubiger verpfändet, die auf eine rasche Verwertung der Sicherheiten drängen.
Ein Sprecher von Arcandor-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg bestätigte die Prüfaufträge, die vor wenigen Tagen erteilt worden seien. In Finanzkreisen hieß es, um die Kaufhäuser von Karstadt solle sich Merrill Lynch kümmern, das Bankhaus Metzler sich mit der Zukunft der Versandhandelssparte Primondo befassen. Die Aufträge seien als "Prüfung der möglichen Auswirkungen" des getrennten Verkaufs von Quelle und Karstadt offiziell bewusst vage formuliert. Eine endgültige Entscheidung soll bei der für November geplanten Gläubigerversammlung fallen.
Görg wollte sich zu den Namen der Banken nicht äußern. Sein Sprecher betonte, mit dem Auftrag des Gläubigerausschusses sei keine Vorentscheidung gefallen, Arcandor nicht als Ganzes zu erhalten. "Wir haben noch sämtliche Sanierungsvarianten in der Hand", betonte er. Theoretisch könnte Görg Karstadt und Quelle auch über einen längeren Zeitraum weiterführen und sanieren, um einen höheren Verkaufspreis herauszuschlagen. Die Hoffnung auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, bei dem der Vorstand um Karl-Gerhard Eick das Verfahren selbst in die Hand nimmt, war schon mit dem Ausstieg des Sanierungsexperten Horst Piepenburg zerstoben. Das Insolvenzverfahren soll Anfang September eröffnet werden.
Als Favorit für eine Karstadt-Übernahme oder zumindest einen Teil der Häuser gilt weiter Konkurrent Metro ("Kaufhof"), Otto hat Interesse an Teilen von Primondo angemeldet. Während der Universalversand Quelle tief defizitär ist, schreiben die Spezialversender der Gruppe zum Teil keine Verluste. Sie teilen sich mit Quelle Logistik und IT, während Arcandor und Quelle nicht einmal einen gemeinsamen Einkauf haben.
Cook-Paket mehrfach verpfändet
Getrennt davon hat ein Bankenkonsortium um die BayernLB mehreren Insidern zufolge die UBS beauftragt, Verwertungsmöglichkeiten für ein Paket von 53 Prozent an Thomas Cook auszuloten, das an der Londoner Börse rund 1,1 Milliarden Euro wert ist. Das Arcandor gehörende Paket haben die Gläubiger eines 1,5-Milliarden-Euro-Kredits - neben der BayernLB die Royal Bank of Scotland und die Commerzbank - als Sicherheit erhalten. Sie wollen Kreisen zufolge ihr Pfand bald verwerten. "Cook hat Interesse an einer Klärung der Situation, und die Banken wollen nicht ins Reisegeschäft einsteigen", sagte ein Banker.
Zudem ist mit den Cook-Aktien eine Anleihe besichert, deren Gläubiger sich am 10. August treffen. Sie sollen dann über den Vorschlag von Arcandor abstimmen, das Paket nur gemeinsam mit den Banken von der BayernLB loszuschlagen. Als Interessent gilt der Handelskonzern Rewe, der so sein eigenes Touristikgeschäft ausbauen könnte. Görg will bei dem Verkauf ein Wort mitreden: "Wir sprechen mit den Banken", sagte sein Sprecher.
Quelle: ntv.de, nne/rts