Japan zweifelt an Europa Banken saugen Dollar auf
13.12.2011, 10:29 Uhr
Registriert ungewöhnlich starken Andrang: Masaaki Shirakawa, Chef der japanischen Notenbank.
(Foto: REUTERS)
Die Hoffnungen auf einen ruhigen Jahreswechsel geben die Bank-Analysten in Japan offenbar auf. Nach dem großen EU-Gipfel zur Eindämmung der Schuldenkrise scheint die Nervosität in den Geldhäusern Asiens steil anzusteigen. Eindringlich fordert die Regierung in Tokio die Europäer dazu auf, entschlossen gegen die Krise vorzugehen.
Kurz vor dem Jahreswechsel haben japanische Banken in außergewöhnlichen Ausmaßen US-Dollar aufgenommen. Die Geldhäuser liehen sich bei der Zentralbank knapp 4,8 Mrd. Dollar für drei Monate. Diese Kennzahl erreichte damit den höchsten Wert seit Beginn der europäischen Staatsschuldenkrise vor rund zwei Jahren, wie die Bank of Japan mitteilte.

Für alle Fälle in den Dollar: Japan glaubt offenbar nicht an ein schnelles Ende der Krise.
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Zum Vergleich: Im November hatten sich die japanischen Banken noch mit Dollar-Reserven in Höhe von 200 Mio. Dollar begnügt. Damals lag der Zinssatz noch bei 1,12 Prozent, während er diesmal nur 0,61 Prozent betrug. Das heißt, die Banken leihen sich Dollar-Bestände, obwohl die Verzinsung deutlich zurückgegangen ist.
Im Unterschied zu vielen europäischen Konkurrenten können sich die japanischen Institute auch am Geldmarkt ausreichend mit Dollar eindecken. "Aber die Auktionen der Notenbank sind bequemer, weil große Summen auf einen Schlag zu bekommen sind", sagte der Chefvolkswirt des Forschungsinstituts Totan, Izuru Kato.
Weil US-Geldmarktfonds vor allem den europäischen Banken wegen der Schuldenkrise kaum noch Geld leihen, hatten die großen Notenbanken erst kürzlich in einer gemeinsamen Aktion angekündigt, den Häusern bis 2013 Dollar-Liquidität in unbegrenzter Höhe zur Verfügung stellen zu wollen. Sie senkten zudem die Kosten für die Kreditgeschäfte. Der Dollar gilt nach wie vor als inoffizielle Leitwährung der Welt, die den internationalen Handel dominiert.
Eindringlicher Appell an den Westen
Nach dem EU-Gipfel drängt die Regierung in Tokio unterdessen die Europäer zu weiteren Schritte zur Lösung der Schuldenkrise. Europa müsse weitere Anstrengungen unternehmen, um die Märkte von seiner Entschlossenheit zu überzeugen, die Krise zu bewältigen, sagte Finanzminister Jun Azumi. Die auf dem Gipfel getroffenen Vereinbarungen seien ein Schritt in Richtung von mehr Fiskaldisziplin.
Auf dem EU-Gipfel am Freitag hatten sich die Mitgliedstaaten darauf geeinigt, bis März neben dem Vertrag von Lissabon einen neuen Pakt mit strikteren Regeln zum Schuldenabbau und engerer wirtschaftspolitischer Koordination zu schließen. Der Sparverpflichtung der 17 Euro-Staaten schlossen sich neun der zehn Nicht-Euro-Länder in der EU an - einzig Premierminister David Cameron verweigerte seine Zustimmung.
Quelle: ntv.de, rts