Tradition und Steuerhinterziehung Bankhaus Wegelin löst sich auf
05.03.2013, 12:30 Uhr
Das Bankhaus ist in St. Gallen ansässig.
(Foto: picture alliance / dpa)
Es geht um 1,2 Mrd. Dollar. Das ist die Summe, die Kunden des Schweizer Bankhauses Wegelin mit dessen Hilfe am US-Fiskus vorbeigeschleust hat. Das älteste Geldhaus der Alpenrepublik muss deshalb eine Millionenstrafe zahlen. Es ist die erste Verurteilung einer ausländischen Bank in solch einem Fall - und der hat gravierende Folgen.
Diese Verurteilung setzt ein Zeichen: Das älteste Schweizer Geldhaus erlebt 272 Jahre nach der Gründung seinen wohl schwärzesten Moment: Ein New Yorker Gericht hat die Bank Wegelin & Co. wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung verurteilt. Die Bank muss nun weitere 58 Mio. Dollar zahlen, 16 Mio. Dollar wurden schon eingezogen. Sie hatte sich vor zwei Monaten schuldig bekannt, ihren Kunden dabei geholfen zu haben, mehr als 1,2 Mrd. Dollar vor dem amerikanischen Fiskus zu verstecken. Es sei das erste Mal, dass eine ausländische Bank wegen eines solchen Falles in den USA verurteilt worden sei, teilte die Bundesstaatsanwaltschaft von Manhattan mit.
Die Zahlung von insgesamt 74 Mio. Dollar (57 Mio. Euro) setzt sich zusammen aus einer Strafe, Schadenersatz für entgangene Steuereinnahmen sowie der Abschöpfung erzielter Gewinne. «Wegelin hat einen hohen Preis gezahlt», erklärte der leitende Staatsanwalt Preet Bharara.
Die US-Justiz macht seit Jahren verstärkt Jagd auf Steuersünder und hat sich dabei vor allem auf Schweizer Banken eingeschossen. Auch große Institute wie die UBS, die Credite Suisse oder die bekannte Privatbank Julius Bär sind in das Visier der Ermittler geraten. Unter dem Druck der US-Regierung hat die Schweiz ihr Bankgeheimnis durchlöchert. Einige Banken haben Kundendaten an die USA übermittelt.
Wegelin hat nach Ansicht der US-Ankläger von 2002 bis 2011 bei der Steuerhinterziehung geholfen, indem die Bank nicht nachverfolgbare Konten für amerikanische Kunden eröffnet habe. Das sei auch weitergegangen, als erste Berichte über Ermittlungen der US-Behörden gegen die UBS im Jahr 2008 aufgetaucht seien.
Wegelin hatte sich zusammen mit dem Schuldeingeständnis Anfang Januar bereit erklärt, die Millionenzahlung zu leisten. Das kürzte das Verfahren ab. Ein Richter musste der Übereinkunft zwischen der Bank sowie der Staatsanwaltschaft und der Steuerbehörde IRS nun noch zustimmen. Das galt als reine Formsache.
Wegelin & Co war 1741 gegründet worden und die älteste Bank der Schweiz. Nach der Übereinkunft im Januar hatte die Bank angekündigt, nach Inkrafttreten des Urteils ihr Geschäft endgültig einzustellen.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP