Wirtschaft

Deutsches Geld für Griechenland Barroso glaubt an Merkel

Mit ihrer Ablehnung konkreter Finanzhilfen für Griechenland bringt sich die Bundeskanzlerin immer stärker in die Zwickmühle. Im Vorfeld des EU-Gipfels fordert Kommissionspräsident Barroso sie nun offen heraus: Deutschland wird den Widerstand überwinden, meint er. Wiens Finanzminister Josef Pröll fürchtet andernfalls einen Dominoeffekt.

Kein Geld für die Griechen: Angela Merkel.

Kein Geld für die Griechen: Angela Merkel.

(Foto: REUTERS)

EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso hat sich zuversichtlich gezeigt, dass Deutschland ein Hilfspaket der EU für Griechenland unterstützen wird. In einem Interview mit der "Financial Times" sagte Barroso, die Bundesregierung werde den Widerstand im Inland überwinden und ein EU-Hilfspaket für Griechenland unterstützen, falls oder wenn darum gebeten werde.

Er wisse, sagte Barroso dem Blatt, dass sich Bundeskanzlerin Angela Merkel Europa verpflichtet fühle. "Ich habe keine Zweifel, dass sie - falls nötig - sich für eine Bereitstellung von Finanzhilfen an Griechenland entscheiden wird." Als größte Volkswirtschaft des Euroraums habe Deutschland das stärkste Interesse an der Wahrung der finanziellen Stabilität, was eine Unterstützung der schwächeren Mitglieder bedeute, führte Barroso weiter aus. "Es gibt keine Stabilität ohne Solidarität und keine Solidarität ohne Stabilität", sagte er.

Barroso betonte, dass noch im Laufe dieser Woche ein Paket für Griechenland geschnürt werden müsse, um weitere Instabilitäten an den Devisen- und Anleihemärkten zu verhindern. Es sei wichtig für Europa, dass bei dem EU-Gipfel Ende der Woche ein Unterstützungsmechanismus für Griechenland vereinbart werde.

Länder des Euroraums könnten laut Barroso Griechenland bilaterale Kredite einräumen, die mit Auflagen versehen seien. Dies würde keinen im EU-Vertrag verbotenen "bail-out" darstellen. Barroso zeigte sich zudem offen gegenüber einer Unterstützung des Internationalen Währungsfonds (IWF) für Griechenland. Damit wäre die vor allem in Deutschland lebhafte diskutierte Einrichtung eines Europäischen Währungsfonds (EWF) hinfällig.

Regierungsvertreter Griechenlands mahnten vor dem EU-Gipfel eine europäische Lösung für seine Schuldenkrise an. Finanzminister Giorgos Papaconstantinou erklärte, sein Land verspreche sich positive Signale vom Gipfeltreffen am Donnerstag und Freitag. Allerdings werde Griechenland "nicht als Bettler kommen", fügte er hinzu.

Pröll warnt vor Dominoeffekt

Es müsse einen politischen Mechanismus geben, um die Stabilität des Euro zu gewährleisten und die Bemühungen eines jeden Landes unterstütze. Sein Land brauche weder Finanzhilfen noch habe es darum gebeten. "Lassen sie mich klar sagen, Griechenland hat niemanden um finanzielle Hilfen ersucht. Wir haben niemanden gebeten, uns zu retten", sagte Papaconstantinou.

Er plädierte allerdings für die Einrichtung eines EU-Unterstützungsmechanismus, um die Stabilität im Euroraum insgesamt zu gewährleisten. Dazu laufe derzeit eine Debatte, "aber es geht nicht nur um Griechenland, sondern um die Eurozone", betonte Papaconstantinou. Griechenland werde seine Probleme alleine lösen.

Österreichs Finanzminister Josef Pröll forderte Solidarität mit Griechenland und warnt vor einem Dominoeffekt in der Euro-Zone. "Es geht nicht um Griechenland, es geht um den Euro", pflichtete Pröll seinem griechischen Kollegen bei. "Das ist der wesentliche Punkt und deshalb bin ich immer für Garantiemöglichkeiten eingetreten", sagte er in einem Interview mit den "Salzburger Nachrichten". Der Minister schloss auch direkte Finanzhilfen nicht aus. Wenn die Überlegungen in diese Richtung gehen sollten, werde man darüber diskutieren müssen, sagte er.

Pröll warnte davor, Griechenland Pleite gehen zu lassen. Dies würde das Vertrauen in die Gemeinschaftswährung schwächen. Niemand könne abschätzen, welche Folgen dies auf andere Staaten Mittel- und Osteuropas haben werde.

Der Bund besorgt sich Geld

Im Gegensatz zu kleineren europäischen Staaten hat Deutschland derzeit trotz der Turbulenzen an den Anleihemärkten im Zuge der Griechenlandkrise keine Schwierigkeiten, Geld aufzunehmen. "Deutschland, dies zeigen die Gespräche mit vielen Investoren in den ersten Monaten des Jahres 2010, genießt weiter ein sehr großes Vertrauen und hat daher nicht mit entsprechenden Nachfrageproblemen zu kämpfen", sagte Carl Heinz Daube, Chef der für das Schuldenmanagement des Bundes zu ständigen Finanzagentur.

Die hohe Volatilität an den Märkten sei zudem nicht allein auf die Situation eines einzelnen Marktteilnehmers zurückzuführen. "Vielmehr spiegelt sich hierin auch die Wirkung der Finanz- und Wirtschaftskrise insgeamt wieder." Die Schuldenprobleme Griechenlands hatten die Renditen für Anleihen des südosteuropäischen Landes kräftig nach oben getrieben. Die deutschen Anleihen erwiesen sich jedoch als stabil.

Im ersten Quartal seien die Emissionen des Bundes gut am Markt aufgenommen worden, sagte Daube. "Wir erwarten, dass sich diese robuste Nachfrage auch bei der letzten Emission des zu Ende gehenden Quartals und bei den heute angekündigten Vorhaben für das zweite Quartal fortsetzt." Insgesamt will der Bund im Frühjahr 92 Mrd. Euro am Markt aufnehmen, davon 59 Mrd. Euro als Kapitalmarktinstrumente und 33 Mrd. Euro in Form von Geldmarktpapieren mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr.

Dazu kämen inflationsindexierte Anleihen im Volumen von drei bis vier Milliarden Euro, sagte Daube. Auch die Ausgabe von Fremdwährungsanleihen behält sich der Bund vor. "Wir beobachten die Marktsituation kontinuierlich und werden dem Emittenten entsprechende Vorschläge unterbreiten, wenn wir dies für opportun halten." Zuletzt hatte die Finanzagentur im vergangenen Jahr eine Dollaranleihe auf den Markt gebracht.

Quelle: ntv.de, mmo/rtsDJ

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