Fusionswelle im Börsensegment Bats schnappt sich Chi-X
18.02.2011, 21:26 Uhr
Mehr Programmierer als Banker: Joe Rattermann, Chef von Bats Global Markets (Archivbild).
(Foto: REUTERS)
Die internationale Börsenwelt bleibt in Bewegung: Nach der Deutschen und der New Yorker Börse sowie den Handelsplätzen Toronto und London gehen jetzt auch kleinere Konkurrenten auf Partnersuche. Neueste Wendung: Die US-Handelsplattform Bats Global Markets übernimmt den europäischen Rivalen Chi-X.
Die Großfusion von Nyse Euronext und der Deutschen Börse löst in der Welt der Börsenbetreiber hektische Betriebsamkeit aus. Abseits der internationalen Finanzzentren London, Frankfurt, Toronto und New York gehen kleinere Marktanbieter in die Offensive. Vor Wochenschluss gab jetzt die US-Handelsplattform Bats Global Markets bekannt, den europäischen Rivalen Chi-X schlucken zu wollen.
Finanzielle Angaben zu der Transaktion, die im zweiten Quartal 2011 abgeschlossen sein soll, lagen nicht vor. Das "Wall Street Journal", das bereits am Vortag über die bevorstehende Übernahme berichtet hatte, bezifferte den Kaufpreis auf bis zu 360 Mio. US-Dollar (265 Mio. Euro).
Gemessen an der milliardenschweren Fusion von Deutsche Börse und Nyse Euronext erscheint das zunächst wenig. Doch die erst wenige Jahre alten alternativen Handelsplätze wie Chi-X gelten als die Senkrechtstarter der Finanzwelt und brachten die etablierten Anbieter zuletzt in Bedrängnis.
Trend in die elektronische Nische?
Alternative Handelsplätze unterliegen weniger scharfen Vorschriften und können deshalb Transaktionen zu geringeren Gebühren abwickeln. Vor allem im Aktienhandel haben sie den Börsenbetreibern viele Kunden abspenstig gemacht und die Preise gedrückt.
Chi-X Europe gilt als eine der erfolgreichsten alternativen Handelsplattformen auf dem Kontinent. Auch Bats ist in Europa aktiv. Hinter beiden Handelsplätzen stehen große Investmentbanken und Brokerfirmen, zumeist aus den USA.
Bei Chi-X handelt es sich um einen Ableger der japanischen Großbank Nomura, der mittlerweile von einem Konsortium aus großen Namen wie BNP Paribas, Citigroup, Credit Suisse, Goldman Sachs Societe Generale und UBS gehalten wird.
Börse Madrid sondiert die Lage
Während Bats Global Markets mit der Chi-X-Übernahme vorprescht, hält sich der spanische Börsenbetreiber BME vorerst mit seinen Plänen bedeckt.
"Wir analysieren interessante Gelegenheiten, um unser Wachstum und unsere strategische Position zu verbessern", sagte BME-Chef Antonio Zoido bei der Vorlage der Jahreszahlen der Börse. Weiter wollte er sich zu dem Thema nicht äußern. BME steigerte 2010 den Nettogewinn um 2,7 Prozent auf 154 Mio. Euro bei Umsatzerlösen von 326 Mio. Euro.
Die Deutsche Börse und die New Yorker Nyse Euronext wollen sich zum weltgrößten Handelsplatz für Aktien und Derivate mit einem Marktwert von rund 26 Mrd. Dollar (19 Mrd. Euro) zusammenschließen. Kurz zuvor hatten die London Stock Exchange (LSE) und die kanadische TMX Group ebenfalls Fusionspläne bekannt gegeben.
Quelle: ntv.de, dpa