Der Wohnraum wird knapp Baubranche fordert Hilfe
03.09.2009, 14:50 UhrSchulterschluss in der Baubranche: Zur Überwindung der Krise schlagen Industrie, Gewerkschaft und Mittelstand gemeinsam eine Lösung für die Misere im Wohnungsbau vor.

Deutschlandweit weniger als 200.000 neue Wohnungen: Und im Wirtschaftsbau sieht es noch düsterer aus.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
In einer "Initiative Wohnungsbau in Deutschland" forderten Vertreter der Industrie, der Arbeitnehmerseite und aus dem Mittelstand in Berlin eine verstärkte Unterstützung durch den Staat. Seit 2005 würden jährlich weniger neue Wohnungen errichtet, als nötig wären, sagte Herbert Bodner, Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB). In einigen Ballungszentren zeichneten sich bereits heute erste Wohnungsengpässe ab.
2008 wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 176.000 Wohnungen fertiggestellt, so wenige wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg. Für das laufende Jahr erwarten Experten einen weiteren Rückgang. Mitte der 90er Jahre wurden nach dem Wende-Boom noch etwa 600.000 neue Wohnungen im Jahr gebaut.
Jährlich müssten aber etwa 0,6 Prozent des Bestandes ersetzt werden, das entspreche 240.000 Wohneinheiten, sagte Bodner. Vor allem nach dem Krieg gebaute Mietshäuser entsprächen nicht mehr den heutigen Anforderungen an Wärmedämmung oder Raumgestaltung und könnten nicht mehr saniert werden.
In den kommenden 20 Jahren müssten ungefähr zwei Millionen dieser Wohnungen durch Neubauten ersetzt oder ganz vom Markt genommen werden.
Abwracken am Immobilienmarkt
Der Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern habe nach dem Ende der Eigenheimzulage einen Einbruch erlitten, sagte Hans-Hartwig Loewenstein, Präsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB). Er forderte Änderungen in der Besteuerung, um die Bauherren zu vermehrten Investitionen anzuregen.
Der Bundesvorsitzende der Baugewerkschaft IG BAU, Klaus Wiesehügel, verwies auf die Chancen für den Arbeitsmarkt: 10.000 zusätzliche Wohnungen jährlich schafften Beschäftigung für etwa 30.000 Arbeitnehmern.
Die Baubranche leidet in diesem Jahr vor allem unter dem Einbruch im Wirtschaftsbau. Hier seien Rückgänge von etwa 20 Prozent zu verzeichnen, sagte Bodner. Auch der Wohnungsbau dürfte weiter schrumpfen.
Besser seien die Aussichten dagegen dank des staatlichen Konjunkturprogramms für den öffentlichen Bau. Die Bauindustrie erwartet ein Umsatzminus von etwa drei Prozent, das Baugewerbe ebenfalls ein moderates Minus.
Quelle: ntv.de, mmo/rts