Teurer Abschied von Schering Bayer macht Miese
28.02.2011, 09:45 UhrBayer erreicht seine selbst gesteckten Ziele für 2010, schreibt aber im Schlussquartal unter dem Strich überraschend rote Zahlen. Vor allem das Aus für die Pharmamarke Schering drückt das Ergebnis, weil der Konzern den Wert der Marke abschreiben muss.

Der neue Bayer-Chef Marijn Dekkers setzt alles auf ein Pferd, die Marke Schering ist Geschichte.
(Foto: picture alliance / dpa)
Seinen Einstand vor der Presse hatte sich Marijn Dekkers wahrscheinlich anders vorgestellt: Der neue Chef des Pharma- und Chemiekonzerns Bayer musste nicht nur einen überraschenden Verlust im Schlussquartal präsentieren, sondern blieb auch in seinem Geschäftsausblick für 2011 verhalten. Nicht zuletzt Nachahmerpräparate der Antibaby-Pille Yasmin setzen Bayer im wichtigen Pharmageschäft zu. Dekkers sprach bei Vorlage der Jahresbilanz 2010 zwar von Zuversicht für das laufende Jahr, blieb in seinen Prognosen aber hinter dem zurück, was Analysten erhofft hatten.
Dekkers, der seit Oktober den Traditionskonzern leitet, stellte für 2011 einen um Zu- und Verkäufe sowie um Währungseinflüsse bereinigten Umsatzanstieg von vier bis sechs Prozent auf 35 bis 36 Milliarden Euro in Aussicht. Der um Sondereinflüsse bereinigte operative Gewinn soll dieses Jahr in Richtung von 7,5 Mrd. Euro klettern. Analysten hatten darauf gesetzt, dass Bayer 2011 einen bereinigten operativen Gewinn von 7,8 Mrd. Euro einfährt. Für 2012 bekräftigte der Bayer-Chef, dass der Konzern mit einem bereinigten operativen Gewinn von rund acht Mrd. Euro rechnet. Auch hier hatten Analysten Bayer mit im Schnitt 8,5 Mrd. Euro ebenfalls mehr zugetraut.
Ausblick enttäuscht
Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der Konzern bei 35,1 Mrd. Euro Umsatz einen bereinigten operativen Gewinn von 7,1 Mrd. Euro. "Für uns war 2010 insgesamt ein gutes Jahr", zog Dekkers Bilanz. Der promovierte Chemiker und Chemieingenieur ist der erste Bayer-Chef, der nicht aus den eigenen Reihen kommt, und überdies der erste Ausländer an der Spitze des Traditionsunternehmens. Für ihn ist es die erste Jahresbilanz des Bayer-Konzerns.
Für das vierte Quartal meldete Dekkers überraschend einen Verlust von 145 Mio. Euro nach einem Gewinn von 153 Mio. Euro vor Jahresfrist. Bayer brachte im Schlussquartal fast eine Mrd. Euro an Sonderaufwendungen in der Bilanz unter. Dazu zählten hohe Abschreibungen für die Abschaffung der Arzneimarke Schering, für Forschungsprojekte im Pharmabereich sowie Wertminderungen bei einem Krebspräparat. Analysten hatten mit einem Überschuss gerechnet.
Seinen bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) erhöhte das Leverkusener Traditionsunternehmen allerdings in den Monaten Oktober bis Dezember um 11,6 Prozent auf 1,69 Mrd. Euro. Auch der Konzernumsatz legte im Schlussquartal um 14,5 Prozent auf 9 Mrd. Euro zu. Dabei profitierte Bayer vor allem von einer Erholung im Pflanzenschutzgeschäft und der nach wie vor starken Nachfrage nach Kunststoffen im Zuge des Wirtschaftsaufschwungs. Bayer spürt unter anderem die anziehende Autokonjunktur, was die Nachfrage nach Bayer-Kunststoffen beflügelt.
Mehr Frauen in Führungspositionen
Bayer will in den kommenden Jahren mehr Frauen ins Management holen. Konzernweit soll der Anteil von Frauen in Führungspositionen bis 2015 in Richtung 30 Prozent steigen. Derzeit sind es knapp über 20 Prozent. "Die ins Spiel gebrachte gesetzliche Quote halten wir nicht für zielführend", sagte Dekkers. "Wir sind aber davon überzeugt, dass eine größere personelle Vielfalt gut für das Unternehmen ist." Die Bundesregierung hat sich kürzlich gegen eine gesetzliche Frauenquote in Chefetagen ausgesprochen und setzt auf eine Selbstverpflichtung der Wirtschaft für mehr Frauen in Spitzenpositionen.
Quelle: ntv.de, rts