Wirtschaft

Milliarden für die Forschung Bayer nimmt Geld in die Hand

Der Chemieriese will in den nächsten Jahren 15 Milliarden Euro in sein Geschäft stecken und so internationaler werden. Die Mitarbeiter sehen es mit gemischten Gefühlen: Ein Teil des Geldes soll aus Sparprogrammen kommen. Bei den Aktionären kommt das wiederum gut an.

Premiere für Marijn Dekkers. Voriges Jahr stand noch Wener Wenning im Fokus.

Premiere für Marijn Dekkers. Voriges Jahr stand noch Wener Wenning im Fokus.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer will in den kommenden Jahren gewaltige Beträge investieren. Bayer plane, bis 2013 insgesamt 15 Mrd. Euro für Forschung und Entwicklung sowie Anlagen in die Hand zu nehmen, sagte Vorstandschef Marijn Dekkers auf der Hauptversammlung des Dax-Konzerns in Köln.

Rund zwei Drittel davon sind für Forschung und Entwicklung und ein Drittel für Sachanlagen vorgesehen. Einen Teil des Geldes sollen die Sparprogramme im Gesundheits- und Agrochemiegeschäft einbringen, die kurz nach Dekkers Amtsantritt Ende 2010 angestoßen wurden. Dekkers will Bayer insgesamt schlanker und internationaler machen. Bei den Aktionären kam die Strategie gut an.

Am 1. Oktober 2010 hatte der langjährige Konzernchef Werner Wenning die Leitung an den Niederländer mit US-Pass abgegeben. Erstmals steht kein Eigengewächs mehr an der Spitze des Konzerns. Dekkers stieß gleich zu Beginn seiner Amtszeit ein umfangreiches Sparprogramm im Gesundheits- und im Agrochemiegeschäft an.

Schrumpfungsprozess gefällt Aktionären

Der im November 2010 verkündete weltweite Plan sah den Abbau von insgesamt 4500 Stellen bis Ende 2012 vor. Zugleich hatte Dekkers aber auch die Schaffung von 2500 neuen Arbeitsplätzen insbesondere in den stark wachsenden Schwellenländern angekündigt. Besonders dort sieht er Verbesserungsbedarf für die Teilkonzerne Gesundheit (Healthcare) und Agrochemie (Crop Science).

Mit den Programmen will Bayer ab 2013 pro Jahr rund 800 Mio. Euro einsparen. Die Hälfte davon soll wieder investiert und die andere Hälfte zur Verbesserung der Ertragskraft verwendet werden. Leitmotiv seit seinem Antritt ist bei Dekkers "mehr Innovation und weniger Administration". Er will die Verwaltung straffen und zum Beispiel Entscheidungen häufiger lokal treffen lassen. Zudem will der Manager auch die Vermarktung der Produkte verbessern.

Wachstum in  China

"Die Schwellenländer sind für Bayer ein unverzichtbarer Wachstumstreiber", sagte Dekkers. Im laufenden Jahr werde Bayer rund 100 Mio. Euro in den Ausbau des Pharmageschäfts in China investieren, inklusive eines Aufbaus von rund 1000 Mitarbeitern. Auch in das Kunststoffgeschäft werde Bayer in China im laufenden und kommenden Jahr rund 360 Mio. Euro stecken. Bis 2015 soll sich der Umsatz in Brasilien, Russland, Indien und China von derzeit 5,5 Mrd. auf 10 Mrd. Euro fast verdoppeln. "Wir wollen Bayer internationaler machen", sagte Dekkers vor knapp 3700 Aktionären.

An der Drei-Säulen-Strategie hält der Vorstandschef unterdessen fest: Ein Verkauf der Kunststoffsparte käme nur als eine "extreme Option" bei einem großen Zukauf infrage, bekräftigte er. Dies sei aber aktuell nicht geplant. Bayer ist einer der wenigen Konzerne, der Gesundheit, Agrochemie und Kunststoffe unter einem Dach vereint. Die meisten Konkurrenten haben sich im Laufe der Zeit auf einen Bereich konzentriert, weil die Erforschung neuer Medikamente viel Geld verschlingt.

"Auf drei soliden Säulen"

Vor Dekkers Antritt hatte es immer wieder Spekulationen gegeben, auch Bayer werde sich unter neuer Führung vom Kunststoffgeschäft trennen und sich stärker auf Pharma und Pflanzenschutz konzentrieren. Marc Tümmler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hält davon unterdessen nichts: "Bayer steht auf drei sehr soliden Säulen."

Am Donnerstag hatte der Konzern nach einem überraschend robusten Jahresstart die Umsatz- und Ergebnisprognose für 2011 erhöht. Im ersten Quartal sorgten der anhaltende Chemie-Boom und insbesondere ein kräftig anziehendes Agrochemiegeschäft für einen Sprung bei Umsatz und operativem Ergebnis (EBITDA) vor Sonderposten. Gebremst wurde der Konzern erneut durch hohe Sonderlasten unter anderem für die Sparprogramme und gerichtlicher Vergleiche wegen Gen-Reis in den USA.

Quelle: ntv.de, dpa

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