Wirtschaft

Flucht nach vorn als letzte Chance BayernLB + WestLB?

Nach einem mehrjährigen Dornröschenschlaf kommt wieder Schwung in die Konsolidierung bei Deutschlands Landesbanken. Derzeit verhandeln BayernLB und WestLB über eine Fusion. Experten halten aber auch ein Modell BayernLB/LBBW für möglich.

BayernLB schaut nach Westen: WestLB im Visier. Fusionsgespräche laufen.

BayernLB schaut nach Westen: WestLB im Visier. Fusionsgespräche laufen.

(Foto: picture alliance / dpa)

In den deutschen Landesbankenmarkt kommt wieder Bewegung: Die beiden hart von der Finanzkrise getroffenen Landesbanken BayernLB und WestLB prüfen einen Zusammenschluss. Das teilten die beiden Institute mit. Ergebnisse dieser Prüfung sollen bis Jahresende vorliegen.

Bei einer Fusion würde mit knapp 600 Mrd. Euro Bilanzsumme das drittgrößte Geldhaus des Landes nach der Deutschen Bank und Commerzbank entstehen. Eingleisig wollen die unter Verkaufsdruck stehenden WestLB-Eigner indes nicht fahren. Sie sind auch offen für andere Optionen als die zweitgrößte deutsche Landesbank BayernLB, hieß es in ihren Kreisen.

"Richtiger Zeitpunkt"

WestLB-Chef Dietrich Voigtländer sagte: "Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, das Konsolidierungsprojekt anzugehen." Es könne ein starker Unternehmensfinanzierer in den wichtigen Regionen Bayern und Nordrhein-Westfalen sowie ausgewählten ausländischen Märkten entstehen. Die seit Jahren schwächelnde WestLB ist unter Zeitdruck. Bis zum Jahresende 2011 müssen auf Druck der EU-Kommission neue Eigentümer gefunden werden. Sparkassenverbände und Landesregierung in NRW setzen dabei auf eine Lösung im Lager der Landesbanken. Auch der Bund ist für solche Zusammenschlüsse. Schäuble will sich Finanzkreisen zufolge dazu am 28. September mit Vertretern der Länder treffen.

Viele offene Fragen

Die Aufsichtsräte von BayernLB und WestLB hätten grünes Licht für die Sondierung gegeben, hieß es. Nun gehe es darum, die strategische Aufstellung, Fragen zur Refinanzierung und Risiken einer Kombination zu erörtern. "Angesichts der Vielzahl komplexer Fragen ist es derzeit offen, ob die Gespräche zum Erfolg führen." In Finanzkreisen hieß es, es würden auch Szenarien für ein Zusammengehen von WestLB, Helaba und Landesbank Berlin durchgespielt.

Die NRW-Landesregierung betonte, bei fairen Bedingungen offen für eine Fusion zu sein. Gemessen an der Bilanzsumme zum Halbjahr ist die BayernLB mit 341 Mrd. Euro zu 251 Mrd. Euro der größere Partner. Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) sagte, der Freistaat sei offen für alle Optionen, wenn sie wirtschaftlich Sinn machten. Die EU-Kommission teilte mit, prüfen zu wollen, ob die langfristige Lebensfähigkeit bei einer Fusion gesichert sei.

BayernLB/WestLB/LBBW?

Unabhängige Experten äußerten sich in ersten Reaktionen skeptisch: Die WestLB habe riesige Probleme, sei selbst ein Sanierungsfall. "Da ergeben dann eins und eins eben nur eineinhalb", sagte der Bankenexperte Klaus Fleischer von der Fachhochschule München. Eine Süd-Achse aus den beiden größten Landesbanken, der Stuttgarter LBBW und der BayernLB, wäre naheliegender. "Da könnte man dann auch hoffen, dass sie danach die kleineren Landesbanken aufsaugen." Eine solche Fusion fordern seit Jahren die Sparkassen, die allerdings bei der BayernLB über ihre Restbeteiligung von vier Prozent keinen entscheidenden Einfluss mehr haben und sich zuvor auch nicht durchsetzen konnten.

Ein Investmentbanker sagte, kurzfristig sei eine Fusion von BayernLB und WestLB ohne neue Hilfen der Eigentümer kaum zu stemmen. Die WestLB würde mit dem Kapitalmarktgeschäft einen riskanten und schwankungsanfälligen Teil einbringen. Bei einer Fusion dürften NRW, Bayern und Sparkassen jeweils unter die Marke von 50 Prozent fallen. Das würde zwar EU-Auflagen erfüllen, allerdings entstünde ohne Mehrheitsanteil eines Landes ein anderes Problem. Die Rating-Agenturen würden vermutlich die Kreditwürdigkeit der Bank viel schlechter bewerten, die Refinanzierung wäre schwieriger.

Weniger Risiko, mehr Stabilität

Positive Stimmen kamen vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband. "Durch Konsolidierungen können die Leistungsfähigkeit und Stabilität des Finanzmarktes verbessert und Risiken im Landesbankbereich abgebaut werden", hieß es. "Eine Verbindung von BayernLB und WestLB könnte hierzu einen wichtigen Beitrag leisten."

Die Zeit drängt

Bei der seit Jahren schwächelnden WestLB drängt die Zeit: Die Eigentümer müssen bald eine Lösung für das Institut finden. Bis zum Jahresende 2011 muss auf Druck der EU-Kommission ein neuer Besitzer gefunden sein. Sparkassenverbände und Landesregierung in NRW setzen dabei auf eine Lösung im Lager der Landesbanken. Auch der Bund setzt sich für solche Zusammenschlüsse ein. Schäuble will sich Finanzkreisen zufolge dazu am 28. September mit Vertretern der Länder treffen.

Halbjahresgewinn - Quartalsverlust

2008 und 2009 machte die BayernLB fast 8 Mrd. Euro Miese. Für das erste Halbjahr hatte die BayernLB dann einen Vorsteuergewinn von 554 Mio. Euro ausgewiesen, rund ein Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Allerdings war das Institut im zweiten Quartal wieder in die roten Zahlen gerutscht.

Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa

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