Wirtschaft

Konzernumbau kommt voran Beiersdorf rutscht ins Minus

Beiersdorf hat den Konzernumbau fest in der Hand.

Beiersdorf hat den Konzernumbau fest in der Hand.

(Foto: REUTERS)

Beiersdorf will Nivea zu alter Stärke führen - und das kostet. Der Konzernumbau drückt den Gewinn und dauert länger als bisher gedacht. Dennoch sind Analysten und Anleger mit der Gesamtperfomance des Dax-Unternehmens zufrieden.

Nur ein Ausrutscher? Beiersdorf ist im Schlussquartal in die roten Zahlen gerutscht. Die Neuausrichtung der Kosmetiksparte kostete den Hersteller von Nivea und Tesa viel Geld, zudem belasteten Abschreibungen auf das defizitäre Geschäft in China die Bilanz.

Beiersdorf machte nach Reuters-Berechnungen einen Betriebsverlust von 60 Mio. Euro. Das allerdings war deutlich weniger als von Analysten erwartet: Sie waren im Schnitt für diesen Zeitraum von mehr als dem Doppelten ausgegangen. Beiersdorf selbst bezifferte die Höhe des Quartalsverlustes nicht und verwies darauf, dass die zum abgelaufenen Geschäftsjahr vorgelegten Zahlen nur vorläufig seien.

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Anleger schöpften trotz der roten Zahlen Hoffnung: Sie setzten darauf, dass der Umbau greift und Beiersdorf demnächst wieder glänzend dasteht. Die Beiersdorf-Aktie avancierte zum größten Gewinner im Dax.

"Flaggschiff Nivea"

Im Gesamtjahr stand dagegen ein Gewinn in den Büchern: Der Betriebsgewinn (Ebit) gab 2011 zwar um gut ein Viertel auf 431 Mio. Euro nach. Analysten hatten allerdings mit noch weniger Gewinn gerechnet. Der Umsatz kletterte nur leicht um nominal ein Prozent auf 5,6 Mrd. Euro, weil der Nivea-Konzern in Europa unrentable Produkte aus den Regalen genommen hat. In Südamerika steigerte sich Beiersdorf dagegen kräftig. Die Klebstoff-Tochter Tesa, die für etwa ein Sechstel des Konzernumsatzes steht, legte dank guter Geschäfte mit der Automobil- und Elektronikindustrie um sieben Prozent zu.

Analysten hoben hervor, dass die operative Gewinnmarge im vergangenen Jahr weniger stark gesunken sei als befürchtet. "Im Augenblick ist aber nicht klar, ob die positive Entwicklung im Konsumsegment nachhaltig ist", schrieb DZ-Bank-Analyst Thomas Maul. Die Herausforderungen im Kerngeschäft seien aber offenbar größer als anfangs erwartet. Es sei weiter ungewiss, ob Beiersdorf sein Flaggschiff Nivea überhaupt zu alter Stärke zurückführen könne.

Die Analysten von Sanford Bernstein erwarten eine längere Phase der Unsicherheit bei Beiersdorf. Das Management werde sich vermutlich mit Vorhersagen zurückhalten, bis der neue Vorstandschef Stefan Heidenreich im April an die Unternehmensspitze rücke. Die bereits leidgeprüften Beiersdorf-Anleger werde dies wahrscheinlich erneut enttäuschen.

Genaueres im März

Beiersdorf hatte im November den Abbau von weltweit bis zu 1000 Stellen angekündigt und will das Geschäft seiner Kosmetiksparte mit Marken wie Nivea, Eucerin und Labello künftig stärker regional führen. Einen Ausblick für 2012 will das von der Tchibo-Mutter Maxingvest kontrollierte Hamburger Traditionsunternehmen erst bei der Vorlage seiner Bilanz für 2011 Anfang März wagen.

Analysten rechnen mit einem weiteren schwierigen Jahr für den Konzern mit zuletzt rund 18.000 Beschäftigten. Zu den hausgemachten Problemen kommt die unsichere Zukunft des deutschen Drogiere-Imperiums Schlecker hinzu - das Schicksal des Großkunden dürfte auch in der Zentrale des Hamburger Konzerns für Sorgenfalten sorgen. Ob Beiersdorf wie der Konkurrent Unilever Schlecker vorerst nicht mehr beliefert, wollte ein Sprecher nicht sagen.

Beiersdorf hatte im vergangenen Jahr mitten in der Restrukturierung den Rückzug von Vorstandschef Thomas-Bernd Quaas angekündigt. Sein Nachfolger Heidenreich, der von der auf Babynahrung und Konfitüren spezialisierten Hero-Gruppe kommt, gehört seit Jahresanfang zum Beiersdorf-Vorstand. Der 48-Jährige soll nach der Hauptversammlung am 26. April den Vorstandsvorsitz von Quaas übernehmen, der dann in den Aufsichtsrat wechseln soll.

Der Hamburger Konzern, der mit Unternehmen wie Henkel und L'Oreal konkurriert, hatte im vergangenen Jahr mit hohem Werbeaufwand versucht, die Geschäfte wieder in Fahrt zu bringen, war damit aber nicht schnell genug vorangekommen. Daraufhin kündigte der Vorstand eine schärfere Gangart an.

Quelle: ntv.de, rts

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