Wirtschaft

Das Gezerre hat ein Ende Berggruen bekommt Karstadt

Der Favorit setzt sich durch: Der Investor Berggruen bekommt den Zuschlag für den insolventen Warenhauskonzern Karstadt. Damit sind die Konkurrenten im monatelangen Bieterwettstreit, der Finanzinvestor Triton und das Karstadt-Vermieterkonsortium Highstreet, aus dem Rennen.

Kaufvertrag soll am Mittwoch unterschrieben werden.

Kaufvertrag soll am Mittwoch unterschrieben werden.

(Foto: dpa)

Nach einer monatelangen Zitterpartie hat der Investor Nicolas Berggruen den Zuschlag für die insolvente Warenhauskette Karstadt erhalten. Die Karstadt-Gläubiger beschlossen, die Zukunft des Warenhauskonzerns in die Hände des Investors zu legen. Dieser kündigte an, er wolle den Warenhausriesen attraktiver und interessanter machen. Die Gewerkschaft Verdi sprach von einem guten Tag für Karstadt. Berggruen biete dem Konzern gute Perspektiven.

Der Vermieter der Warenhäuser, das Konsortium Highstreet, scheint aber nicht zu weiteren Konzessionen bei den Mieten bereit zu sein, wie Berggruen sie gefordert hatte: "Wir bleiben unverändert bei den Konditionen unseres Angebots", betonte ein Sprecher.

Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg trat zusammen mit Berggruen am Haupteingang der Essener Karstadt-Zentrale vor die Presse und nannte die Entscheidung der Gläubiger für Berggruen einen wesentlichen Schritt in Richtung auf eine Sanierung des Traditionskonzerns mit seinen 120 Warenhäusern und 25.000 Beschäftigten. Nun komme es darauf an, die Kunden in die Warenhäuser zu bringen. Der Vertrag mit Berggruen soll so schnell wie möglich unterzeichnet werden. Im Sommer solle er dann rechtsverbindlich werden. Unter anderem muss noch das Bundeskartellamt den Zuschlag an den Investor billigen - und dieser muss offensichtlich weiter mit Highstreet um die Mieten der Warenhäuser pokern.

Berggruen, Sohn des während der Nazi-Diktatur emigrierten Berliner Kunstsammlers und Mäzens Heinz Berggruen, investiert weltweit in Immobilien und andere Branchen wie etwa erneuerbare Energien. Eigenen Worten zufolge legt er dabei Wert auf langfristige Engagements. Für sein Karstadt-Angebot hatte sich Berggruen als industriellen Partner den weltweit aktiven Textilunternehmer Max Azria ins Boot geholt. Er wolle dem Konzern "frische und attraktive Perspektiven" eröffnen, hatte Berggruen angekündigt. Ihm gehe es darum, die "Kultmarke Karstadt" und die 25.000 Arbeitsplätze zu retten. Dazu erwartet Berggruen von den Vermietern - das Gros der Warenhäuser gehört dme Konsortium Highstreet um die Investmenbank Goldman Sachs - weitere Zugeständnisse. Von der Belegschaft erwartet er diese nicht.

Mit Sanierungen hat der Investor bereits Erfahrungen gesammelt: Ende 2007 hatte Berggruen wesentliche Teile des in die Insolvenz gegangenen Möbelherstellers Schieder aus Westfalen übernommen und fortgeführt.

Die Gewerkschaft Verdi hatte sich nach anfänglichen Zweifeln offen auf die Seite Berggruens geschlagen und im Gläubigerausschuss einer Sprecherin zufolge für ihn gestimmt. Die Gewerkschaft sehe in seinem Konzept langfristige Perspektiven für Karstadt, betonte eine Sprecherin.

Neben Berggruen hatte auch das Vermieterkonsortium Highstreet und der Finanzinvestor Triton Karstadt im Visier. Das Immobilienkonsortium hatte längere Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich für die Karstadt-Beschäftigten durchsetzen wollen. Im Gegenzug hatte Highstreet ihnen eine Beteiligung am Unternehmen in Aussicht gestellt. Der dritte Bieter Triton forderte Zugeständnisses sowohl von den Vermietern als auch von den Arbeitnehmern.

In Lauerstellung lag der Handelsriese Metro, der auf einen Zusammenschluss seiner Warenhauskette Kaufhof mit attraktiven Karstadt-Häusern gehofft hatte. Ist Berggruens Karstadt-Übernahme tatsächlich in trockenen Tüchern, muss Metro diese Pläne wohl begraben und einen Käufer für die Kaufhof-Kette finden, die der Konzern zur Disposition gestellt hat.

Quelle: ntv.de, rts

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