Karstadt-Kaufvertrag unterschrieben Berggruen blickt auf die Mieten
08.06.2010, 16:06 UhrDer Investor Nicolas Berggruen unterzeichnet den Kaufvertrag für Karstadt. Damit ist die insolvente Warenhauskette allerdings noch nicht gerettet, denn der Vertrag ist an Bedingungen geknüpft.
Der Vertrag für den Verkauf der insolventen Warenhauskette Karstadt an den Investor Nicolas Berggruen ist unterzeichnet worden. Dennoch ist die Zukunft noch nicht gesichert. Das liegt daran, dass der Kaufvertrag an Bedingungen geknüpft ist. Dazu gehört neben der Zustimmung des Kartellamts auch eine Einigung mit dem Vermieter Highstreet. Berggruen hatte mehrfach Mietnachlässe für die Warenhäuser gefordert.
Mieten als Zankapfel
Das Vermieterkonsortium unterstrich, bislang gebe es keine Einigung mit dem künftigen Eigner über die Mieten für die Karstadt-Warenhäuser. Werde das Angebot des Konsortiums nicht angenommen, drohe Karstadt die Zerschlagung, sagte ein Highstreet-Sprecher. Das Konsortium um die Investmentbank Goldman Sachs besitzt die Immobilien von rund zwei Dritteln der 120 Karstadt-Warenhäuser. Berggruen will nun in den kommenden Tagen über die Mieten verhandeln.
"Highstreet ist bereit zu weiteren Mietsenkungen von 230 Mio. Euro in den nächsten fünf Jahren, zusätzlich zu den bereits im Insolvenzplan zugesagten Sanierungsbeitrag von 160 Mio. Euro über drei Jahre", sagte der Sprecher. "Wenn das für alle Bieter geltende Angebot zu Mietsenkungen nicht angenommen wird, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Liquidation von Karstadt erheblich", betonte er. "Eine Einigung mit Highstreet ist Kernbestandteil, um Karstadt zu retten."
Der Gläubigerausschuss hatte dem Milliardär Berggruen den Zuschlag für Karstadt gegeben. Neben ihm buhlten auch das Vermieterkonsortium Highstreet und der Finanzinvestor Triton um die Warenhauskette. Es habe ein "Kopf-an-Kopf-Rennen" zwischen Berggruen und Triton gegeben, hieß es im Umfeld der Gläubiger. Berggruen habe sich dann aber mit Unterstützung der Gewerkschaft Verdi durchgesetzt - denn er hatte keine weiteren Zugeständnisse der Belegschaft gefordert. Highstreet habe sich bei der Abstimmung der Gläubiger enthalten, hieß es weiter.
Angst vor Leerstand
Highstreet hatte die Immobilien vor Jahren übernommen. Der ehemalige Chef der Karstadt-Konzernmutter Arcandor, Thomas Middelhoff, hatte sie an das Konsortium verkauft, um Schulden abzubauen. Jedoch waren die durch den Verkauf nötig gewordenen Mietzahlungen ein Grund für die Insolvenz der Kette. Highstreet hatte sich zu einem Gebot für Karstadt entschieden, um zu vermeiden, dass die Warenhäuser leer stehen. Das Konsortium wolle Karstadt letztlich nicht an die Wand fahren lassen, weil dann Leerstände drohten, hieß es im Umfeld des Konsortiums.
Kann Berggruen seine Vorhaben bei Karstadt letztlich umsetzen, hat das auch Folgen für den Handelsriesen Metro. Denn dieser kann seine Pläne für eine Warenhausallianz zwischen seiner Kette Kaufhof und besonders attraktiven Karstadt-Standorten dann wohl auf absehbare Zeit auf Eis legen. "Es hat sich nichts an unserem Ziel verändert, Kaufhof zu verkaufen", betonte ein Metro-Sprecher aber. "Wir werden die neue Situation in Ruhe analysieren", fügte er hinzu.
Quelle: ntv.de, rts/dpa