Karstadt-Mietpoker Berggruen macht Druck
02.07.2010, 18:27 UhrDer neue Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen will ein baldiges Ende der Verhandlungen um die Mieten der Warenhäuser. Bis Dienstag will er vom Konsortium Highstreet Klarheit haben. Ohne eine Einigung ist die Warenhauskette nicht überlebensfähig.
Im Poker um den insolventen Karstadt-Konzern dringt Investor Nicolas Berggruen auf eine Entscheidung des Vermieter-Konsortiums Highstreet zu den künftigen Mieten der Warenhäuser. Berggruen fordere, dass spätestens bis zum kommenden Dienstag um 24 Uhr ein Einladungsschreiben an die Highstreet-Gläubiger zu einer außerordentlichen Sitzung herausgehe, sagte ein Sprecher Berggruens.
Die Gläubiger müssen den geänderten Mietverträgen für die Warenhäuser zustimmen. Die Einigung ist Voraussetzung für ein Überleben des Konzerns mit seinen 25.000 Beschäftigten.
Das Konsortium Highstreet um die Banken Goldman Sachs, Deutsche Bank und die italienische Borletti sowie Berggruen auf der anderen Seite hatten sich bereits weitgehend auf Mietsenkungen für Karstadt verständigt. Highstreet hatte ursprünglich etwa für das Jahr 2011 rund 211 Millionen Euro Miete gefordert; nun besteht Branchenkreisen zufolge Einigkeit auf Zahlungen von 210 Millionen Euro. Schrittweise sollen die Mieten dann steigen. 2018 sollten schließlich 240 Millionen statt der von Highstreet ursprünglich geforderten 250 Millionen Euro fließen.
Berggruen will den Konzern zudem in drei Säulen - Sporthäuser, Premium-Warenhäuser und die übrigen Warenhäuser - teilen und Branchenkreisen zufolge über mindestens drei Jahre halten. Details sind zwischen beiden Seiten indes noch offen. Berggruen dringt nun aber auf eine Entscheidung, denn die Zeit wird knapp. Das Amtsgericht Essen will am 16. Juli über die Annahme des Insolvenzplans für Karstadt entscheiden.
Verdi macht mit
Die Gewerkschaft Verdi kam Berggruen unterdessen entgegen. Verdi wolle in den Sanierungstarifvertrag für Karstadt eine Klausel aufnehmen, nach der der Konzern in drei Säulen geteilt werden kann, sagte ein Verdi-Sprecher. Die Tarifkommission solle am kommenden Freitag in Essen entscheiden.
Verdi fürchtet nicht, dass die neue Konstruktion zu einer Zerschlagung des Konzerns führen könnte: Berggruen habe "unbefristet und unkonditioniert" zugesichert, dass die drei Säulen unter einer Konzernholding verbleiben sollten. Der Sanierungstarifvertrag läuft bis 2012 und sieht einen Erhalt des Konzerns als Ganzes vor.
Berggruen hat bereits die Zustimmung des Bundeskartellamts zur Karstadt-Übernahme erhalten und damit eine wichtige Hürde auf dem Weg zur Umsetzung seines Kaufvertrags aus dem Weg geräumt. Einigen sich Berggruen und Highstreet nicht, droht Karstadt die Zerschlagung. Dann könnte Konkurrent Metro zum Zuge kommen. Der Düsseldorfer Handelsriese hat Interesse an einzelnen Karstadt-Warenhäusern angemeldet, die er mit seiner Tochter Kaufhof zusammenführen will.
Quelle: ntv.de, wne/rts