Kampf um Einflussnahme Berlin streitet sich mit EADS
05.03.2012, 07:02 Uhr
Deutschland will Entwicklungskostendarlehen für A350 geben.
(Foto: picture alliance / dpa)
EADS will ohne deutsche Entwicklungsdarlehen auskommen. Die Bundesregierung pocht dagegen darauf, einen fairen Anteil an Forschung, Entwicklung und industrieller Produktion zu erhalten. Angeblich will der künftige Konzernchef Enders mehr Handlungsfreiheit in Standortfragen erhalten.
Die Auseinandersetzung zwischen der Bundesregierung und EADS über den spitzt sich angeblich zu. Das Unternehmen und seine Tochter Airbus prüften, ob sie künftig ohne Entwicklungsdarlehen der Bundesregierung auskommen könnten, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" unter Berufung auf das EADS-Umfeld. Der amtierende Airbus- und künftige EADS-Chef Tom Enders wolle sich damit dem Druck der Bundesregierung in Standortfragen entziehen.
Deutschland hat sich den Angaben zufolge bereiterklärt, das geplante Langstreckenflugzeug A350 mit einem Entwicklungskostendarlehen von einer Milliarde Euro zu unterstützen. Die Hälfte davon sei bereits ausgezahlt. Auf die andere Hälfte könne Airbus durchaus verzichten, da das Unternehmen nach eigenen Angaben von Ende September über eine Netto-Liquidität von 11,4 Milliarden Euro verfüge, berichtete das Blatt.
Der Regierungskoordinator für die Luftfahrtbranche, Peter Hintze, hatte jüngst in einem Brief an Enders gefordert, Deutschland müsse einen fairen Anteil an Forschung, Entwicklung und industrieller Produktion erhalten. Zudem sollten bei der Besetzung der obersten Hierarchieebenen im Airbus-Management Deutsche und Franzosen gleichermaßen zum Zuge kommen, so der CDU-Politiker.
Airbus hatte darauf verärgert reagiert und erklärt, man weise die Forderungen mit Nachdruck zurück. Der EADS-Konzern ist seit Gründung ein hochsensibles Gebilde, in dem die deutschen und französischen Anteilseigner penibel genau auf Ausgewogenheit und Machtbalance achten.
Derzeit ist der deutsche Staat im Gegensatz zu Frankreich selbst nicht Aktionär bei EADS - bis auf einen kleinen Anteil, den die KfW hält. Der Großteil der deutschen Beteiligung entfällt auf einen Daimler-Anteil von 15 Prozent. Der Stuttgarter Autobauer will sich aber von dem Aktienpaket trennen, und Deutschland ist aktuell dabei, über die KfW die Hälfte davon zu übernehmen. Darüber hinaus trägt Deutschland über das Instrument von bedingt rückzahlbaren Darlehen zu neuen Airbus-Flugzeugentwicklungen bei.
Quelle: ntv.de, rts