Kritik von Opel-Treuhand-Chef Berlin zu festgelegt
27.08.2009, 07:46 UhrDer Chef der Opel-Treuhand, Fred Irwin, hat die Bundesregierung für ihre Verhandlungstaktik gegenüber General Motors kritisiert. "Die deutsche Politik hat sich viel zu früh festgelegt", so Irwin.

Der Vorsitzende der Opel-Treuhandbeirats Fred Irwin ist unzufrieden mit dem Vorgehen der Bundesregierung.
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Die Telefonate und Gespräche deutscher Politiker mit ihren US-Amtskollegen wenig hilfreich, sagte er dem "Tagesspiegel". Die amerikanische Regierung habe "sehr deutlich gemacht", dass sie sich nicht einmische. Daher liefen manche der deutschen Bemühungen ins Leere, heißt es weiter.
Die ehemalige Opel-Mutter befinde sich ökonomisch nicht mehr in der gleichen schwierigen Lage wie noch vor einigen Monaten. Bei dem Angebot des Finanzinvestors RHJ sieht der Detroiter Konzern deshalb auch keine Hindernisse, bei dem von der Bundesregierung bevorzugten Investor Magna dagegen durchaus. "Alle Szenarien werden jetzt noch einmal geprüft", sagte Irwin. Der Amerikaner leitet den Beirat der Opel-Treuhand, die 65 Prozent der Anteile an dem deutschen Autobauer hält und den Rüsselsheimer Autobauer vor der Insolvenz des Mutterkonzerns bewahrt hat.

In einem Punkt sind sich alle einig: Eine schnelle Entscheidung muss her.
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Irwin erwartet dennoch eine schnelle Entscheidung über die Zukunft von Opel. "Der GM-Verwaltungsrat kommt in der nächsten Woche zusammen, und ich hoffe, dass er diesmal eine klare Empfehlung ausspricht", sagte er. "Jeder Tag, den es länger dauert, schadet Opel." Bund und Länder favorisieren bei den Verhandlungen mit General Motors das Übernahmeangebot des Konsortiums um den kanadischen Autozulieferer Magna.
Der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger kritisierte ebenfalls die Festlegung der Regierung auf Magna als neuen Opel-Eigentümer. "Wer Eigentümer wird, ist zweitrangig", sagte Oettinger der "Rheinischen Post". Entscheidend sei lediglich, dass ein Investor ein tragfähiges, zukunftsweisendes Konzept für Opel bieten könne. Er traue das Magna zu, schließe aber nicht aus, dass das andere auch können, sagte Oettinger.

Opelaner müssen sich in Geduld üben. (Hier ein Opel-Modellauto auf einer CD-Hülle.)
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Steinmeier verteidigt Festlegung auf Magna
Der Kanzlerkandidat der SPD, Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, verteidigte hingegen die Entscheidung für Magna. Man habe sich wohlüberlegt für das Konzept entschieden, "das die vier deutschen Standorte am Leben erhält und ihnen eine neue Perspektive gibt", sagte Steinmeier dem Bremer "Weser Kurier". Dafür zu werben, sei die Pflicht der Bundesregierung. Steinmeier forderte den Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) auf, sich schnell auf ein Modell für Opel zu verständigen. "Die Arbeitnehmer bei Opel brauchen jetzt endlich Klarheit."
Ein Teil des GM-Verwaltungsrates darauf, Opel bei General Motors zu behalten und den Autobauer dort zu sanieren. Die Bundesregierung dringt dagegen auf einen Verkauf an Magna. Kanzlerin Angela Merkel hatte am Mittwoch in einem Interview betont, dass bei einem Verbleib von Opel bei GM keine deutschen Steuergelder fließen würden.
Quelle: ntv.de, rts/DJ/dpa/AFP