Wirtschaft

Arbeitslose fest im Blick Bernanke kontert Kritik

Kritik ist reichlich auf auf Ben Bernanke herabgeprasselt. Dennoch verteidigt der US-Notenbankchef die lockere Geldpolitik seines Instituts. Er verweist auf die hohe Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten, die mit aller Entschiedenheit bekämpft werden müsse. Viele Länder befürchten, dass die Fed-Politik zur Aufwertung ihrer Währungen führt und somit ihre Exporte belastet.

Ben Bernanke verteidigt die Fed-Politik des billigen Geldes.

Ben Bernanke verteidigt die Fed-Politik des billigen Geldes.

(Foto: REUTERS)

US-Notenbank-Chef Ben Bernanke hat die jüngste Lockerung der Geldpolitik in den Vereinigten Staaten vehement verteidigt. Das langsame Wachstum, der Rückgang der Inflation und eine seit Monaten hartnäckig hohe Arbeitslosigkeit seien die Gründe für den Schritt der Federal Reserve, sagte Bernanke auf einer EZB-Veranstaltung in Frankfurt. Bei der jetzigen wirtschaftlichen Entwicklung in den USA bestehe die Gefahr, dass Millionen Amerikaner viele Jahre lang nicht beschäftigt oder unterbeschäftigt blieben. "Für unsere Gesellschaft sollte dies inakzeptabel sein", so Bernanke.

Deflation droht

Die USA kommen nach wie vor nur sehr zäh aus der auf die schwerste Finanzkrise seit Jahrzehnten gefolgten tiefen Rezession. Zwar wächst die Wirtschaft wieder, doch verharrt die Arbeitslosigkeit bei für die Vereinigten Staaten ungewöhnlich hohen knapp zehn Prozent. Der USA droht eine Deflation, also ein Preisverfall auf breiter Front, den die Notenbank mit aller Macht verhindern will.

Deflation ist schwerer zu bekämpfen als Inflation, wie das Beispiel Japan zeigt. Die drittgrößte Volkswirtschaft nach den USA und China steckt seit vielen Jahren in einer Deflationsspirale, von kurzen Unterbrechungen abgesehen. Hartnäckig fallende Preise haben verheerende Folgen für die Wirtschaft: Unternehmensgewinne schrumpfen, Investitionen werden gestoppt, Arbeitsplätze abgebaut - ein Abwärtstrudel ensteht.

Aktuelle US-Konjunkturdaten geben der Furcht neue Nahrung: Die Verbraucherpreise - ohne Berücksichtigung der schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel - sind im November so schwach wie noch nie seit Einführung der Statistik im Jahre 1957 gestiegen. Sie lagen nur noch 0,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, verglichen mit dem Vormonat stagnierte die so genannte Kernrate bereits zum dritten Mal in Folge.

Fed verteidigt sich

In den vergangenen Tagen hatten mehrere amerikanische Notenbanker, darunter Bernankes Vize Janet Yellen und der Chef der wichtigen Fed of New York, William Dudley, das Anfang des Monats beschlossene neue 600-Milliarden-Dollar-Programm der Fed verteidigt - eine recht ungewöhnliche Kommunikationsoffensive. Es soll die lahmende US-Wirtschaft mit billigem Geld versorgen und damit Anreize für Investitionen schaffen.

Der Schritt schwächt jedoch zugleich den Dollar. Vor allem die großen Schwellenländer fürchten, dass die Politik der Fed über Kapitalimporte zu einer starken Aufwertung ihrer Währungen führt und so ihren Export belastet. Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hatte die US-Notenbank massiv kritisiert.

Kritik an China

Bernanke warf China, das ebenfalls zu den Kritikern der US-Geldpolitik gehört, zum wiederholten Mal vor, durch künstliche Unterbewertung der Landeswährung Yuan Übersprungeffekte zu verstärken, "die nicht existieren würden, wenn der Wechselkurs die ökonomischen Fundamentaldaten besser widerspiegeln würde".

China finanziere deshalb seinen enormen ökonomischen Aufstieg nicht zuletzt auf dem Rücken anderer und ziehe die Folgen seines Handelns für die Weltwirtschaft nur unzureichend in Betracht. Der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn sagte ebenfalls in Frankfurt, er sei überzeugt, "dass Länder, wenn sie wie China größere Spieler werden, auch begreifen müssen, dass sie mehr Verantwortung haben." Während Bernanke und Strauss-Kahn sprachen, erhöhte Chinas Zentralbank den Mindestreservesatz für die Banken.

Anderen Kritikern hielt der Zentralbankchef entgegen, eine weitere Ausweitung der Geldmenge sei angesichts der großen Probleme der Wirtschaft das einzig sinnvolle Rezept: "Der beste Weg um den Dollar zu stärken und zugleich die Erholung der Weltwirtschaft zu unterstützen ist eine Politik, die im Kontext stabiler Inflationsraten zu einem robusten Wachstum beiträgt." Die Fed habe ihre Entscheidung "im vollen Bewusstsein der Rolle des Dollars als Weltleitwährung" getroffen.

Quelle: ntv.de, rts/DJ

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