Die dunkle Seite der Konjunktur Bernanke schürt Ängste
21.09.2010, 20:52 UhrDie Märkte reagieren positiv - aber nur leicht, denn die Konjunktursorgen in den USA bleiben bestehen: Die Fed belässt den Leitzins auf seinem historischen Tief. Und das soll noch geraume Zeit so bleiben. Weitere Hilfen soll es für die US-Wirtschaft vorerst nicht geben, trotz großer Probleme vor allem am Arbeitsmarkt.
Die US-Notenbank Fed will der zähen Erholung der US-Wirtschaft notfalls mit zusätzlichen Konjunkturstützen Beine machen - und genau das sorgt nicht für Jubelstimmung. Neue milliardenschwere Geldspritzen zur Stärkung der Wirtschaft blieben bei der Zinssitzung der Fed zwar aus. Die Notenbanker kündigten jedoch an, bei einer Eintrübung der Konjunkturlage geldpolitisch nachlegen zu wollen. Einige Experten rechnen damit, dass es bereits Anfang November soweit sein wird. Die Zentralbanker um Fed-Chef Ben Bernanke beließen den Leitzins wie erwartet in einem Band von 0,00 bis 0,25 Prozent.
Der Schlüsselzins werde voraussichtlich noch für geraume Zeit außerordentlich niedrig bleiben müssen, kündigte die Fed nach der Sitzung des Offenmarktausschusses in Washington weiter an. Sie behielt damit die in der Krise geprägte Formel bei, die den Märkten lange Ruhe an der Zinsfront signalisiert.
"Gewehr bei Fuß“
Die Notenbank geht davon aus, dass das Tempo der Konjunkturerholung in den USA vorerst moderat bleiben wird. Das Wachstum hatte sich im Frühjahr stark verlangsamt und damit die Sorge ausgelöst, der Aufschwung könne auf der Kippe stehen. Für diesen Fall steht die Fed nun Gewehr bei Fuß: "Der Ausschuss ist bereit, bei Bedarf weitere Maßnahmen zur Stützung der konjunkturellen Erholung zu ergreifen." Zudem halte man sich Maßnahmen offen, um die derzeit gedämpfte Inflationsentwicklung im Laufe der Zeit wieder auf ein höheres Niveau zu bringen, das besser für Preisstabilität und Vollbeschäftigung sei.
Alles wartet auf November
Zach Pandl von Nomura Securities in New York rechnet damit, dass die Notenbanker bereits bei der nächsten Sitzung des Offenmarktausschusses Nägel mit Köpfen machen werden: "Der Ausschuss hat alles für die November-Sitzung gerichtet." Auch der US-Chefökonom von Unicredit, Harm Bandholz, sieht das Tor für eine weitere Lockerung der Geldpolitik weit offen: "Die Fed hat einen weiteren großen Schritt hin zum Ankauf von Staatsanleihen in großen Stil gemacht." Zur nächsten Sitzung trifft sich der Offenmarktausschuss ausgerechnet Anfang November, wenn auf der politischen Bühne die Kongresswahlen anstehen. Dabei muss Präsident Barack Obama um die Mehrheit seiner demokratischen Partei im Parlament bangen.
Bernanke hatte bereits auf der Notenbanker-Konferenz in Jackson Hole Ende August konkret angesprochen, welche Mittel der Fed für den Fall der Fälle noch zur Verfügung stehen: Dabei sei auch eine Wiederaufnahme des Ankaufs von Staatsanleihen und anderer Wertpapiere denkbar.
US-Arbeitsmarkt macht Sorge
Die Fed hat in der seit mittlerweile drei Jahren andauernden Finanz- und Wirtschaftskrise ihren Leitzins auf nahe null Prozent gesenkt und versucht mit immensen Geldspritzen, Wirtschaft und Finanzsystem vor dem kompletten Kollaps zu bewahren. Unter anderem hatte sie für 300 Mrd. Dollar US-Staatsanleihen erworben und für weit mehr als 1 Billion Dollar andere Wertpapiere, wie immobilienbesicherte Anleihen und Papiere der staatlichen Hypothekenfinanzierer in ihre Bilanz genommen. Zuletzt legte sie angesichts der schleppenden Erholung nochmals ein wenig nach und beschloss, das Geld aus der Fälligkeit von erworbenen Wertpapieren in neue Papiere zu investieren, um die Stütze für die Konjunktur aufrecht zu erhalten. Diese Praxis soll vorerst beibehalten werden, wie die Notenbanker nach der Zinssitzung mitteilten.
Trotz aller Konjunkturhilfen der Fed ist die US-Wirtschaft noch nicht aus dem Gröbsten heraus: Insbesondere die Lage am Arbeitsmarkt gibt der Fed weiterhin großen Grund zur Sorge. Bei den Arbeitgebern herrsche immer noch Zurückhaltung vor, neues Personal einzustellen, räumten die Notenbanker ein. Die hohe Arbeitslosigkeit laste zudem auf den privaten Konsum, der als große Triebfeder der US-Wirtschaft gilt.
Märkte reagieren nur kurzfristig
Die US-Aktienmärkte drehten nach der Fed-Entscheidung leicht ins Plus, nachdem sie im Vorfeld moderate Abschläge verbucht hatten. Zum Handelsende drehte die Stimmung wieder etwas: Der Dow Jones konnte noch ein Plus von rund 0,1 Prozent über den Zielstrich retten, die Nasdaq gab dagegen 0,3 Prozent b.
Der Euro legte zum Dollar um ein Prozent zu. Der Ölpreis verbuchte dagegen Abschläge.
Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa