Andauernde, mäßige Erholung Bernanke verhalten optimistisch
09.06.2010, 20:23 UhrDie US-Wirtschaft dürfte nach Aussage von Fed-Chairman Ben Bernanke im laufenden und kommenden Jahr wachsen - allerdings nicht stark genug, um die Arbeitslosigkeit deutlich zu senken oder das Haushaltsdefizit zu reduzieren. Analysten sehen in der Rede Hinweise, dass die Zinspolitik unverändert bleibt.
Bei seiner Anhörung vor dem Haushaltsausschuss des Repräsentantenhauses hat Fed-Chef Ben Bernanke angedeutet, dass kontinuierliche Zuwächse bei privatem Konsum und Investitionen das langsame Auslaufen der staatlichen Ausgabenprogramme kompensieren dürften.
Für 2010 rechne er mit einem Wirtschaftswachstum von drei bis vier Prozent, so Bernanke. Im kommenden Jahr sei ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts zwischen 3,5 Prozent und vier Prozent möglich. Die Wirtschaft habe den wichtigen Übergang von einem von Staatsausgaben getriebene Wachstum zu einem vom privaten Konsum getragenen Wachstum geschafft. Eine "Double Dip" ist Bernanke zufolge derzeit nicht wahrscheinlich, könne aber nicht gänzlich ausgeschlossen werden.
Der Gürtel muss eng bleiben
Vor diesem Hintergrund forderte der Fed-Chairman Bemühungen zur Reduzierung des Staatsdefizits. "Um abrupte und schädlich Änderungen bei den Ausgabenprogrammen und in der Steuerpolitik in der Zukunft zu vermeiden und um das Vertrauen der Öffentlichkeit und der Märkte zu erhalten, sollten wir jetzt planen, wie wir mit den kommenden Haushaltsherausforderungen umgehen wollen", sagte Bernanke.
Der Fed-Chairman verwies darauf, dass es nicht gelingen werde, acht Millionen Arbeitslose schnell in Beschäftigung zurückzubringen. Auch dürfte der Häusermarkt schwach bleiben. Hinsichtlich der Haushaltsentwicklung sagte Bernanke, das Defizit dürfte sich in den kommenden Jahren im Zuge der Wirtschafts- und Finanzmarkterholung verringern. Aber ohne zusätzliche Maßnahmen wäre das nicht ausreichend, weil die Erholung dafür zu schwach sein dürfte.
"Verschiedene Projektionen, die auf einer Fortschreibung der gegenwärtigen Politik und vernünftigen Annahmen hinsichtlich der weiteren Wirtschaftsentwicklung beruhen, deuten auf ein strukturelles Haushaltsdefizit hin, das gemessen an der Größe der Volkswirtschaft hoch ist und weiter wächst", warnte Bernanke. Die Inflation dürfte seiner Einschätzung nach gedämpft bleiben.
Volkswirte sagten, Bernankes Rede deute darauf hin, dass die Fed ihre Zinspolitik vorerst nicht ändern werde. "Sie passt zu unserer Auffassung, dass die Zinsen bis 2012 nahe Null bleiben", sagte Paul Ashworth von Capital Economics. Zudem könnten sich Bernankes Wachstumsannahmen als zu optimistisch erweisen. Das meinte auch ING-Volkswirt James Knightley: "Wegen des eingeschränkten Kreditangebots, der sinkenden Vermögenswertpreise, der Gefahr, dass der Verlust an öffentlicher Beschäftigung den Anstieg der privaten überkompensiert und wegen der Fiskalkonsolidierung sehen wir für kommendes Jahre ein Wachstum von zwei Prozent", erläuterte er.
Quelle: ntv.de, DJ