Wirtschaft

Merrill-Notverkauf an BoA Bernanke wird "gegrillt"

Harte Zeiten für die Fed: Während die US-Notenbank ihren geldpolitischen Kurs in der schwersten Rezession seit Jahrzehnten unbeirrt fortsetzt und Hoffnungszeichen für die gebeutelte Wirtschaft ausmacht, gerät ihr Chef Ben Bernanke in der Affäre um den Notverkauf der ehemaligen Investmentbank Merrill Lynch an die Bank of America immer stärker unter Druck.

Ben Bernanke (rechts) mit seinem möglichen Nachfolger Larry Summers.

Ben Bernanke (rechts) mit seinem möglichen Nachfolger Larry Summers.

(Foto: AP)

Einen Tag vor einer Anhörung Bernankes vor dem US-Kongress behauptete ein einflussreicher republikanischer Abgeordneter, die Fed und Bernanke hätten ihre Rolle bei der umstrittenen Transaktion verschleiert und Bernanke seine Kompetenzen weit überschritten. Sollte dies stimmen, könnten die Tage Bernankes an der Spitze der Zentralbank gezählt sein. Seine erste Amtszeit geht Ende Januar zu Ende.

"Das Komitee hat inzwischen erfahren, dass Bernanke und die Fed unangemessen damit gedroht haben, das Management der Bank of America zu feuern, wenn dieses der 'Zwangsehe' mit Merrill Lynch nicht zustimmt", schrieb der Abgeordnete Darrell Issa in einer Stellungnahme. Den Abgeordneten lägen auch eine ganze Reihe Dokumente und E-Mails aus der US-Notenbank vor, aus denen ihre Rolle bei dem Deal "hinter den Kulissen" deutlicher werde. "Wir haben den Beweis, dass Bernanke daran beteiligt war, Druck auf (den Bank-of-America-Chef) Ken Lewis auszuüben", sagte Issa der Fernsehsender CNBC.

Summers steht bereit

Bernanke muss heute den Parlamentariern in Washington Rede und Antwort zur Rolle der Fed bei dem Geschäft und seinem eigenen Vorgehen stehen. Sollte sich herausstellen, dass er nicht korrekt gehandelt hat, könnte die von ihm angestrebte zweite Amtszeit als Chef der Federal Reserve ab Februar platzen. US-Präsident Barack Obama hat sich bislang noch nicht festgelegt, ob er Bernanke nominiert. Auch Obamas Wirtschaftsberater Larry Summers gilt als aussichtsreicher Kandidat auf den Posten des Chefnotenbankers der USA.

Zusätzlich Brisanz erhält die Affäre dadurch, dass Obama der Fed im Zuge der geplanten Reform der US-Finanzaufsicht deutlich mehr Macht geben will. Der Kongressabgeordnete Issa sagte, das Verhalten Bernankes werfe eine ganze Reihe von Fragen auf, die dieser erklären müsse. Da die Fed offenbar zur Verschleierung der Vorgänge im vergangenen Herbst beigetragen habe, müsse die Frage erlaubt sein, ob die Notenbank in der ihr zugedachten Rolle vertrauensvoll mit anderen Behörden bei der Aufsicht über das Finanzsystem zusammenarbeiten könne.

Leitzins unverändert

Der für die Geldpolitik zuständige Offenmarktausschuss der Fed beließ unterdessen nach einem zweitägigen Treffen in Washington den Leitzins in der Spanne von null bis 0,25 Prozent. Von Reuters befragte Ökonomen hatten dies erwartet. Bernanke hatte die so genannte Fed Funds Target Rate im Laufe der Krise aggressiv gesenkt und im Dezember dieses Niveau erreicht.

Die angeschobenen Programme zur Stützung der Wirtschaft, etwa der Ankauf von Staatsanleihen im Volumen von bis zu 300 Mrd. Dollar oder der Kauf von hypothekenbesicherten Papieren über 1,45 Mio. Dollar, würden fortgesetzt. Mit dem Ankauf von Wertpapieren pumpt die Fed ähnlich wie andere Notenbanken in aller Welt Geld in die Wirtschaft um eine Kreditklemme wegen der Krise zu verhindern.

Quelle: ntv.de, dpa

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