Weitermachen! Besser Euro als Drachme
28.08.2012, 12:43 Uhr
(Foto: REUTERS)
Führt Griechenland eine eigene Währung ein, wird sich die ohnehin schwierige Lage für das Land noch verschärfen. Die Nachteile eines solchen Schritts überlagern die Vorteile bei Weitem. Deshalb tut die Eurozone gut daran, Griechenland weiter zu stützen.
Europas Dauerpatient Griechenland liegt auf der Intensivstation und wird diese auf absehbare Zeit nicht verlassen. Deshalb wird der Ruf nach einem neuen Heilmittel lauter: Griechenland sollte die Eurozone verlassen und die Drachme wieder einführen. Dann werden die Unternehmen wettbewerbsfähig und das Land als Urlaubsland noch attraktiver, so die Begründung.
Realistisch wäre ein solcher Schritt nur dann, wenn Griechenland gleichzeitig den Staatsbankrott erklärt und seine Schulden nicht mehr bedient. Damit wären nicht nur Deutschlands Rettungsmilliarden verloren, für die Griechen hätte ein solcher Schritt fürchterliche Konsequenzen.
Durch eine Abwertung der Drachme würden die Einfuhrpreise stark steigen. Das würde das Importland Griechenland stark treffen und den Großteil der Preisvorteile zunichte machen. Der Euro brachte Preisstabilität, eine neue griechische Währung wird den gegenteiligen Effekt haben - nämlich hohe Inflation.
Die Kaufkraft der Griechen wird sinken, die Sparguthaben werden entwertet. Hinzu kommt, dass die Regierung die Notenpresse anwerfen müsste, um die Sozialausgaben, die öffentliche Verwaltung zu finanzieren. Auch das wird die Inflation anheizen.
Tief in der Rezession
Schon wenn die Regierung ernsthaft erwägt, die Eurozone zu verlassen, droht ein Zusammenbruch der griechischen Banken. Anleger würden ihre Konten räumen, um das Geld außerhalb des Landes anzulegen. Einen Umtausch ihrer Euro in eine neue Weichwährung werden sie verhindern wollen.
Ein weiteres Problem: Griechische Unternehmen müssten ihre in Euro oder Dollar aufgenommenen Altschulden mit Drachmen zurückzahlen. Das wird den Schuldendienst immens verteuern, Pleiten wären die Folge.
All diese Verwerfungen treffen eine Wirtschaft, die ohnehin schon am Boden liegt. Das Land steckt seit Jahren in der Rezession, die Arbeitslosigkeit liegt bei knapp 25 Prozent – die Jugendarbeitslosigkeit ist doppelt so hoch. Es besteht das Risiko, dass die Wirtschaft des Landes vollends zum Erliegen kommt.
Ein solcher Schritt hätte aber nicht nur wirtschaftliche und soziale, sondern auch politische Folgen. Schon jetzt sitzen eine links-populistische und eine rechtsradikale Partei im Parlament. Die Folgen einer Rückkehr zu einer nationalen Währung würden extremistische Parteien noch stärker machen - mit allen Konsequenzen.
Gnadenlose Finanzmärkte
Eine Wiedereinführung der Drachme hätte aber nicht nur Folgen für Griechenland, sondern auch für den Rest der Eurozone. Am Gefährlichsten sind dabei die Finanzmärkte: Für Investoren wäre Griechenland ein Präzedenzfall. Schon jetzt sind die Zinsen für Staatsanleihen Spaniens und Italiens auf einem Niveau, das die Refinanzierung fast untragbar macht. Lässt die Eurozone ein Mitglied fallen, wird die Situation auf den Anleihemärkten noch bedrohlicher als sie ohnehin schon ist.
Hinzu kommt, dass auch in anderen Euroländern Bankruns drohen. Wenn Spanier und Italiener fürchten müssen, bald Peseten oder Lira auf ihrem Konto zu haben, werden sie ihr Geld besser anderswo anlegen.
Die Folgen einer Rückkehr zur Drachme sind unabsehbar, die Risiken nicht kalkulierbar. Deshalb ist es trotz aller Unwägbarkeiten und Frustrationen richtig, wenn Griechenland in der Eurozone bleibt.
Quelle: ntv.de